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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2016 — 2017

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D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe und Mitglieder
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II. Nachrufe
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Janowski, Bernd: Herbert Donner (16.2.1930–28.4.2016)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55652#0313
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D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe, Mitglieder

von Israel und Juda und trat 1963 daselbst eine Professur für Altes Testament und
Palästinakunde an, die er bis zu seinem Wechsel nach Tübingen innehatte. In die
zwölf Tübinger Jahre fallen nicht nur der Beginn seiner Tätigkeit als Vorsitzender
des Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas (von 1974 bis 1992), sondern auch die
Vorarbeiten zu seiner zweibändigen, hinreißend geschriebenen und immer wie-
der aufgelegten Geschichte des Volkes Israels und seiner Nachbarn (zuerst 1984/1986,
4. Aufl. 2007/2008). Eine reife Frucht seiner Aktivität im Palästina-Verein war ne-
ben der mehrfachen Leitung des jährlichen Lehrkurses sowie der Initiative zur
Restaurierung der byzantinischen Mosaikkarte im ostjordanischen Madeba (1965,
zusammen mit H. Cüppers) die unter dem Namen Pilgerfahrt ins Heilige Land pub-
lizierte Edition der ältesten Berichte christlicher Palästinapilger aus dem 4.-7. Jahr-
hundert von 1979. Auch hier erinnere ich mich, mit welcher Hingabe er diesen
durchaus auch trockenen Stoff bearbeitete und uns in einem kleinen, aber feinen
Oberseminar zum Pilger von Piacenca (um 570 n.Chr.) nahebrachte. Die damali-
gen Mit-Pilger H. und M. Weippert, I. Willi-Plein, St. Timm, I. Schadewaldt und
ich haben sehr davon profitiert. Eine Sammlung seiner Aufsätze zum Alten Tes-
tament wurde 1994 in der renommierten Reihe der Beihefte zur Zeitschrift für die
alttestamentliche Wissenschaft veröffentlicht.
Diese kurze Aufzählung der Stationen und Publikationen von H. Donner
würde ausreichen, um seine bedeutenden Beiträge zur Alttestamentlichen Wis-
senschaft in ein helles Licht zu rücken. Überboten wird das alles aber durch die
wissenschaftliche Großleistung, die er nach seinem Wechsel von Tübingen nach
Kiel im Jahr 1980 — zunächst zusammen mit R. Meyer, Jena — mit der Neubearbei-
tung des weltberühmten Hebräischen und Aramäischen Handwörterbuchs über das Alte
Testament von W Gesenius ins Werk setzte (in 18. Aufl. erschienen zwischen 1987
und 2012). Dies diem docet - dieses Motto hatte W Gesenius seinem Wörterbuch
einst mit auf den Weg gegeben. Das entspricht auch der Erfahrung jedes Bibelwis-
senschaftlers, der sich um den Sinn der Wörter kümmert und der im Gesenius eine
verlässliche Grundlage für seine tägliche Arbeit findet.
Dass eine solche Lebensleistung honoriert wird, kann nicht verwundern.
Donner war seit 1973 Ordentliches (und seit 1980 korrespondierendes) Mitglied
der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, dazu „Ritter des heiligen Grabes
zu Jerusalem“, korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen In-
stituts (1987), Ehrendoktor der Theologischen Fakultät Leipzig (2000) und ande-
res mehr. „Meilenstein“ heißt denn auch die Festschrift, die ihm 1995 aus Anlass
seiner Emeritierung überreicht wurde. Meilensteine sind es auch, die er an den
Haupt- und Nebenwegen der Alttestamentlichen Wissenschaft aufgerichtet hat.
Wenn ich zurückblicke, steht mir das Bild eines Gelehrten vor Augen, der ein kla-
res Urteil hatte, über einen ebenso klaren Stil verfügte und Vielen viel bedeutete,
gerade auch denen, die wie der Verfasser dieser Zeilen nicht seine Schüler waren.
Er besaß die Gabe, zu fordern, ohne autoritär zu sein, und zu fördern, wo immer

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