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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2017 — 2018

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C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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II. Das WIN-Kolleg
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Sechster Forschungsschwerpunkt„Messen und Verstehen der Welt durch die Wissenschaft“
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4. Das menschliche Spiegelneuronensystem: Wie erfassen wir, was wir nicht messen können?
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https://doi.org/10.11588/diglit.55651#0302
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4. Das menschliche Spiegelneuronensystem (WIN-Programm)

vorgenommen haben, deutet darauf hin, dass bei der Unterdrückung von BA44
andere Hirnareale stärker involviert sind, darunter auch ein Areal das für die Akti-
vierung emotionaler Skripte zuständig ist. Dieses Ergebnis unterstützt die Annah-
me, dass BA44 eine zentrale Region des Spiegelneuronensystems ist.
Ein weiterer Schwerpunkt unserer Studie lag auf Imaging Genetics, bei dem
die Gehirnaktivität im Zusammenhang mit verschiedenen psychiatrisch relevan-
ten genetischen Anlagen untersucht wird. Erste Analysen deuten auf einen Ein-
fluss des dopaminergen Systems, bekannt für seine wichtige Rolle bei Motivation
und Belohnung, auf die sozial-kognitiven Aufgaben hin, darunter auch auf die
Gehirnaktivität in Arealen der Gesichts- und Emotionserkennung. Derzeit erfolgt
eine ausführlichere Auswertung weiterer genetischer Varianten und Interaktions-
effekte.
Entgegen unserer Eiwartung zeigen die Ergebnisse der ersten Förderphase,
dass das bloße Betrachten von Gesichtern nicht zu einer Aktivierung des Spie-
gelneuronensystems führt. Darum soll in der zweiten Förderphase gezielt der
Einfluss von Motivation und Belohnung auf die Aktivierung im Spiegelneuronen-
system untersucht werden. Zusätzlich wollen wir mit einer Adaptationsaufgabe
prüfen, ob das Spiegelneuronensystem auch zwischen verschiedenen Emotionen
unterscheidet. Für diese zweite Projektphase haben wir Stimuli erstellt, die für
Adaptationsaufgaben geeignet sind und die Experimente programmiert, sodass die
Datenerhebung 2018 zügig beginnen kann.
Wir haben bereits auf mehreren Konferenzen Ergebnisse aus der ersten För-
derphase vorgestellt, und drei Publikationen zu den fMRT-Ergebnissen sind mo-
mentan in Vorbereitung.
Im theoretischen Teil des Projekts konnten Fortschritte in drei Bereichen er-
zielt werden, die auf den Ergebnissen aus dem Jahr 2016 zur Eiweiterung des Ana-
lyseverfahrens Dynamic Causal Modelling (DCM) aufbauen: Die Anwendung des
verbesserten DCM-Verfahrens auf die Daten zu den verbleibenden Bedingungen
(Empathie und Theory of Mind), die Übertragung der DCM-Ergebnisse auf loka-
len Zellnetzwerke und die Modellierung dopaminerger Modulation.
Im Voijahr wurde das verbesserte DCM-Verfahren veiwendet, um die funk-
tionale Netzwerkstruktur für die Imitationsaufgabe zu bestimmen. Dazu wurden
sämtliche möglichen Kombinationen von Verbindungen der drei beteiligten Re-
gionen untereinander sowie der Modulation dieser Verbindungen durch die Auf-
gabe untersucht. Mithilfe der Baysian Model Selection konnte dasjenige Modell
gefunden werden, das am besten mit den Daten übereinstimmt. Dabei wird die In-
formation über den Gesichtsstimulus vom superioren temporalen Sulcus (STS) an
die Regionen BA44 und inferiorer Parietallappen (IPL) weitergeleitet und erreicht
den IPL ebenfalls über BA44. Beide Verbindungen des „indirekten Pfads“ von STS
zu IPL über die BA44 werden von der Imitationsaufgabe moduliert, während der
„direkte Pfad“ von STS zu IPL unmoduliert bleibt. 2017 wurde dieses Verfahren

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