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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2017 — 2018

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D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe und Mitglieder
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II. Nachrufe
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Raible, Wolfgang: Max Pfister (21.4.1932–21.10.2017)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55651#0384
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Nachruf auf Max Pfister

Schweizers, an Walther von Wartburgs Französischem etymologischen Wörterbuch
(FEW) mit seinen (heute) 25 Bänden2. Wartburg starb 1971 mit 83 Jahren.
Nach der Habilitation wurde Pfister nach Marburg berufen (1969-1974),
dann nach Saarbrücken (ab 1974). Aus dem Plan, selbst ein etymologisches Wörter-
buch des Altprovenzalischen in Angriff zu nehmen, wurde nichts: Helmut Stimm,
dessen Lehrstuhl er in Saarbrücken übernahm, war ihm da zuvorgekommen. Das
etymologische Wörterbuch des Altfranzösischen war inzwischen die Domäne des
Wartburg-Schülers Kurt Baidinger (1919-2007) geworden. So entstand ab 1973,
konkretisiert ab 1976, mit den ersten Lieferungen ab 1979, das Projekt eines Lessico
etimologico italiano. Es sollte ebenso gigantisch werden wie von Wartburgs FEW, aber
in italienischer Sprache redigiert werden und den gesamten diachronischen und
synchronischen Varietätenraum des Italienischen erfassen.
Vergegenwärtigt man sich, dass Italien nicht nur eine lateinische Vergangen-
heit hat, sondern dass dort Goten und Langobarden lebten, dass Ravenna und
Süditalien griechischem Einfluss ausgesetzt waren, dass die arabische Hochkultur
und nach ihr die Normannen ihre Spuren in Süditalien und Sizilien hinterlassen
haben, dass das Königreich Neapel spanisch, Sardinien teils unter katalanischem
Einfluss war, Korsika und Oberitalien unter französischem, erinnert man sich an
die schon von Dante beschriebene dialektale Vielfalt Italiens - kurz, wenn man
weiß, dass Italien, das als Staat erst seit 1861 existiert, vielleicht mehr noch als
jedes andere europäische Land eine multikulturelle Vergangenheit mit den dazu
gehörigen sprachlichen Spuren hat, so werden das Ausmaß eines solchen Unter-
nehmens und die sprachlichen Anforderungen deutlich. Das Projekt, inzwischen
angesiedelt bei der Mainzer Akademie, wird vor allem aus Mitteln des Bundes und
der Länder finanziert. Italien leistet personelle, und, seit einigen Jahren, auch fi-
nanzielle Hilfe. Mehr als 15 Bände sind inzwischen erschienen. Unnötig zu sagen,
dass Pfister neben dem LEI als Universitätsprofessor für Romanische Philologie
gelehrt und diverse andere Arbeiten publiziert hat.
Wer in guter romanistischer Tradition (diese umfassende Konzeption von
Romanistik ist im deutschsprachigen Raum besonders entwickelt, also, außer in
der Bundesrepublik, in der Deutsch-Schweiz und in Österreich) in italienischer
Sprache ein etymologisches Wörterbuch des Italienischen verfasst, kann sich des
Wohlwollens aller Vertreter des italienischen Kulturlebens, bis hin zum Staatsprä-
sidenten, sicher sein. Es gibt wenige bedeutende italienische Universitäten, die
Pfister nicht die Ehrendoktorwürde verliehen, wenige Akademien, die ihn nicht
zum korrespondierenden Mitglied gewählt hätten (darunter auch die Academie

2 Pfister hatte 30 Wochenstunden Lehrverpflichtung in der Kantonsschule. Jeden Montag fuhr
er um 7 Uhr von Zürich nach Basel und arbeitete dort im Haus von Wartburgs von 8.30 bis
22 Uhr. Gegen Mitternacht kam er wieder in Zürich an. In dieser Zeit entstand auch die Ha-
bilitationsschrift.

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