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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2018 — 2019

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B. Die Mitglieder
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II. Nachrufe
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Ramm, Ekkehard: Josef Eibl (22.3.1936−4.9.2018)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55650#0207
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Nachruf auf Josef Eibl

torsicherheit ist erneut ein Zeichen für Eibls Fähigkeiten, wichtige Vorgänge zu
initiieren und Verantwortung für das Ganze zu übernehmen.
Josef Eibl waren die Probleme mit der Vorspannung bei sogenanntem nach-
träglichen Verbund bekannt, die insbesondere bei Spannbetonbrücken auftraten.
Hier werden die Hüllrohre, in denen die vorgespannten Kabel liegen, nachträglich
mit Mörtel verpresst. Fehlstellen und Korrosion sind kaum zu kontrollieren. Er
wurde dann ein vehementer Vertreter der externen Vorspannung mit zugängli-
chen, kontrollierbaren und eventuell austauschbaren Kabeln. Er hat an mehreren
Pilotprojekten, insbesondere von Talbrücken, mitgewirkt.
Eibls Forschung, die sich durch eine große Breite bei gleichzeitiger extremer
Tiefe auszeichnete, ist in fast 300 Veröffentlichungen eingegangen. Durch die He-
rausgabe des Betonkalenders im Verlag Ernst & Sohn (Wiley) von 1991 bis 2002,
einem jährlich mit vielen neuen Beiträgen veröffentlichten Standardwerk für Trag-
werksplaner, hat er sich besonders verdient gemacht. Es ist naheliegend, dass sein
Wissen, seine großen Erfahrungen und seine rhetorischen Fähigkeiten in zahl-
reichen Gremien und Ausschüssen national und international gefragt waren. So
war er Mitglied im Vorstand des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton, in vielen
Normungsgremien und Arbeitsgruppen sowie dem GEB, dem Comite Europeen
du Beton. Er war der Fachmann für das mehraxiale Verhalten von Beton und vor
allem für Impakt-Probleme bei allen möglichen Anwendungen.
Für seinen Einsatz in Forschung, Lehre und Praxis hat Josef Eibl zahlreiche
Ehrungen erhalten. 1988 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande aus-
gezeichnet. Die Ungarische Ingenieurakademie nahm ihn 1996 als Ehrenmitglied
auf. Im selben Jahr verlieh ihm die TU Dresden die Ehrendoktorwürde Dr.-Ing.
E. h. Kurz darauf zeichnete ihn die Universität Innsbruck mit dem Titel Dr. techn.
h. c. aus. Auf die Aufnahme in die Heidelberger Akademie der Wissenschaften
wurde bereits hingewiesen; diese Ehrung war, wie er selbst sagte, die von ihm
am meisten geschätzte Auszeichnung. 1999 erhielt er die höchste Auszeichnung
des Deutschen Beton- und Bautechnik-Vereins, die Emil-Mörsch-Denkmünze,
sowie die Goldmedaille der Universität Wroclaw. In der Gründungsphase von aca-
tech wurde er 2002 in den Konvent für Technikwissenschaften aufgenommen. Die
Federation Internationale du Beton (fib) überreichte ihm 2004 den Verdienstorden
Medal of Merit.
Josef Eibl war ein scharfsinniger Denker, ausgestattet mit einem großen Ide-
enreichtum, gelegentlich ungeduldig, denn er wollte Taten sehen und Entschei-
dungen fällen. Er konnte seine Mitmenschen durch seinen Enthusiasmus, seine
Neugier und Eloquenz und vor allem auch durch seinen bayrischen Dialekt und
Humor begeistern. Im positiven Sinn war er ein unruhiger Mensch mit einem
starken Bewegungsdrang, den man auch bei seinen lebendigen, motivierenden
Vorträgen verspürte; hier war er ständig in Aktion. Dies mag auch daran gelegen
haben, dass er seit den 1960er Jahren unter Diabetes 1 litt; er selbst nannte es

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