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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2018 — 2019

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C. Die Forschungsvorhaben
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II.Tätigkeitsberichte (chronologisch)
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11. The Role of Culture in Early Expansions of Humans (Frankfurt/Tübingen)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55650#0266
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C. Die Forschungsvorhaben

Dr. Eliso Kvavadze (Tbilisi, Georgien), Prof Dr. Marlize Lombard (Johannesburg,
Südafrika), Dr. Ariel Malinsky-Buller (Neuwied, Deutschland), Astghik Papikyan
(Yerevan, Armenien), Prof Dr. Martin Porr (Crawley, Australien), Dr. Yossi Zaid-
ner (Jerusalem, Israel) sowie die Humboldt-Stipendiaten Prof. Dr. Robert Kelly
(Laramie, USA), Dr. Feng Li (Beijing, China) und Dr. Aurore Val (Johannesburg,
Südafrika). Dr. Knut Bretzke forschte 2018 an der Frankfurter Arbeitsstelle auf
einer DFG-fmanzierten eigenen Stelle. Seit Oktober 2018 forscht PD Dr. Oliver
Schlaudt (Heidelberg, Deutschland) als Heisenbergstipendiat der DFG an der Ar-
beitsstelle in Tübingen.
Inhaltliche Schwerpunkte
Im elftenjahr der Forschungsstelle bildeten zwei Fallstudien mit unterschiedlichen
Ansätzen den inhaltlichen Schwerpunkt. Die erste Studie widmete sich der Frage,
wie die Bedeutung von materieller Kultur erfasst und in einen Forschungsrahmen
von der Untersuchung eines Artefakts bis zur Generierung von Entwicklungsmo-
dellen gestellt werden kann. Ausgangspunkt war das Fragment einer Knochen-
nadel mit Ohr, die bei ROCEEH-Grabungen an der Höhlenfundstelle Aghitu 3
in Armenien zutage kam und anhand der im letzten Jahr formulierten Kultur-
konzepte für die Erforschung der Menschwerdung betrachtet wurde (s. Jahrbuch
der Heidelberger Akademie der Wissenschaften für 2017). Nadeln mit Ohr sind
bislang nur aus dem Jungpaläolithikum in Verbindung mit Hinterlassenschaften
des anatomisch modernen Menschen bekannt. Der Fund von Aghitu zählt zu den
ältesten und liegt am südlichen Rand des frühen Verbreitungsgebiets, das sich bis
in die arktischen Zonen Asiens erstreckte. Die Verteilung der frühen Nadelfunde
korrespondiert mit der Zahl heutiger Frosttage; Nadel und Faden und damit die
Herstellung komplexer Kleidung stellen einen kulturellen Weg zur Ausbreitung
menschlicher Gruppen in hohe nördliche Breitengrade und große Höhen dar.
Nadeln mit Ohr werden zusammen mit Faden für komplexe Näharbeiten
verwendet und sind damit Ausdruck fortgeschrittener komplementär-kultureller
Kapazitäten. Mit der Herstellung komplexer Kleidung sind zahlreiche Handlun-
gen verbunden, in denen jeweils verschiedene Rohmaterialien und Werkzeuge
mit unterschiedlichen Techniken eingesetzt werden müssen. Das Wissen und die
Praxis wurden im Umgang mit den verschiedenen materiellen Elementen entwi-
ckelt; die Erhaltung und Weitergabe der vielfältigen Kenntnisse und Fertigkeiten
in der Gruppe bedurfte des sozialen Engagements. Andere Menschen und soziale
Gruppen wurden als Ressourcen von Arbeitskraft, Traditionen, Erfahrungen und
Organisation zunehmend wichtig. Anhand des Beispiels des weiten Handlungs-
und Ressourcenkontexts der Herstellung von Kleidung wurde ein Entwicklungs-
modell menschlicher Ressourcen auf individueller und Gruppenebene erstellt.
Das zunehmend engere Netzwerk sozialer Verknüpfungen und das zunehmend

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