11. The Role ofCulture in Early Expansions ofHumans
vielfältige materielle Engagement verbanden sich im Laufe der Menschwerdung
so miteinander, dass die kulturelle Entwicklung als fortschreitende Verschmelzung
der sozialen und materiellen Domänen verstanden werden kann.
Die zweite Fallstudie befasste sich mit den materiellen und Ressourcenkultu-
ren von Neandertalern sowie deren Landnutzungsmustern unter unterschiedlichen
Umweltbedingungen. Als Grundlage der Untersuchung wurden 53 Inventare von
36 Lokalitäten einer ausgeprägt kalten Klimaphase (marine Isotopenstufe (MIS) 6
von 191.000 —130.000 Jahre vor heute) und 55 Inventaren von 34 Fundplätzen ei-
ner ausgeprägten Warmphase (MIS 5e von 130.000—116.000 Jahre vor heute) aus-
gewählt. Da nur klar stratifizierte und gut datierte Inventare in Betracht gezogen
wurden, stellt dieses ROAD-Datenset das verlässlichste und umfassendste für die-
sen Zeitabschnitt in Europa dar. Auf der Basis von Landschaftsrekonstruktionen
und mithilfe der Analyse kultureller Hinterlassenschaften sowie der Modellierung
saisonaler Veränderungen in der Verfügbarkeit von pflanzenfressenden Tieren und
Pflanzen als Nahrungsressourcen wurden drei Hauptfragen verfolgt:
• Unterscheiden sich die materielle Kultur sowie die Landnutzungsmuster von
Neandertalern zwischen Kalt- und Warmphasen?
• Veränderten sich die Ressourccnkulturen mit den sich wandelnden Umwel-
ten?
• War unter eiszeitlichen Bedingungen der Mittelmeerraum ein geeignetes Refu-
gium für Neandertaler hinsichtlich der Ressourcenverfügbarkeit?
Als Parameter der materiellen Kultur wurden u. a. technologische Aspekte und der
Grad der Diversität bzw. Spezialisierung der Steinwerkzeuginventare, die Nut-
zung von Feuer, die Verwendung von Holz als Rohmaterial für Geräte und das
Auftreten möglicherweise symbolisch genutzter Artefakte untersucht. Vor dem
Hintergrund unterschiedlicher landschaftlicher Faktoren wurden die jahreszeit-
lich unterschiedliche Verfügbarkeit essbarer Pflanzen und Pflanzenteile in den ver-
schiedenen Biomen sowie die Anteile der jahreszeitlich abwandernden Herbivoren
betrachtet. Als wichtigste vorläufige Ergebnisse können festgehalten werden, dass
sich sowohl die Steintechnologie als auch Ressourcenkulturen der Neandertaler
trotz signifikanter Klimaänderungen zwischen MIS 6 und MIS 5e nur wenig än-
derten und dass die Neandertaler flexible und adaptive Lösungen zeigten, um mit
saisonal unterschiedlichen Ressourcenverfügbarkeiten umzugehen. Darüber hin-
aus scheint der Mittelmeerraum entgegen der Eiwartungen im Allgemeinen und
besonders in glazialen Wintern ein schlechtes Refugium gewesen zu sein, während
sich die nördlichere Strauchtundra und Mammutsteppe als bessere Alternativen
erwiesen.
Über aktuelle Entwicklungen informiert der Newsletter, der über die Inter-
netseite der Forschungsstelle (www.roceeh.net) zugänglich ist.
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vielfältige materielle Engagement verbanden sich im Laufe der Menschwerdung
so miteinander, dass die kulturelle Entwicklung als fortschreitende Verschmelzung
der sozialen und materiellen Domänen verstanden werden kann.
Die zweite Fallstudie befasste sich mit den materiellen und Ressourcenkultu-
ren von Neandertalern sowie deren Landnutzungsmustern unter unterschiedlichen
Umweltbedingungen. Als Grundlage der Untersuchung wurden 53 Inventare von
36 Lokalitäten einer ausgeprägt kalten Klimaphase (marine Isotopenstufe (MIS) 6
von 191.000 —130.000 Jahre vor heute) und 55 Inventaren von 34 Fundplätzen ei-
ner ausgeprägten Warmphase (MIS 5e von 130.000—116.000 Jahre vor heute) aus-
gewählt. Da nur klar stratifizierte und gut datierte Inventare in Betracht gezogen
wurden, stellt dieses ROAD-Datenset das verlässlichste und umfassendste für die-
sen Zeitabschnitt in Europa dar. Auf der Basis von Landschaftsrekonstruktionen
und mithilfe der Analyse kultureller Hinterlassenschaften sowie der Modellierung
saisonaler Veränderungen in der Verfügbarkeit von pflanzenfressenden Tieren und
Pflanzen als Nahrungsressourcen wurden drei Hauptfragen verfolgt:
• Unterscheiden sich die materielle Kultur sowie die Landnutzungsmuster von
Neandertalern zwischen Kalt- und Warmphasen?
• Veränderten sich die Ressourccnkulturen mit den sich wandelnden Umwel-
ten?
• War unter eiszeitlichen Bedingungen der Mittelmeerraum ein geeignetes Refu-
gium für Neandertaler hinsichtlich der Ressourcenverfügbarkeit?
Als Parameter der materiellen Kultur wurden u. a. technologische Aspekte und der
Grad der Diversität bzw. Spezialisierung der Steinwerkzeuginventare, die Nut-
zung von Feuer, die Verwendung von Holz als Rohmaterial für Geräte und das
Auftreten möglicherweise symbolisch genutzter Artefakte untersucht. Vor dem
Hintergrund unterschiedlicher landschaftlicher Faktoren wurden die jahreszeit-
lich unterschiedliche Verfügbarkeit essbarer Pflanzen und Pflanzenteile in den ver-
schiedenen Biomen sowie die Anteile der jahreszeitlich abwandernden Herbivoren
betrachtet. Als wichtigste vorläufige Ergebnisse können festgehalten werden, dass
sich sowohl die Steintechnologie als auch Ressourcenkulturen der Neandertaler
trotz signifikanter Klimaänderungen zwischen MIS 6 und MIS 5e nur wenig än-
derten und dass die Neandertaler flexible und adaptive Lösungen zeigten, um mit
saisonal unterschiedlichen Ressourcenverfügbarkeiten umzugehen. Darüber hin-
aus scheint der Mittelmeerraum entgegen der Eiwartungen im Allgemeinen und
besonders in glazialen Wintern ein schlechtes Refugium gewesen zu sein, während
sich die nördlichere Strauchtundra und Mammutsteppe als bessere Alternativen
erwiesen.
Über aktuelle Entwicklungen informiert der Newsletter, der über die Inter-
netseite der Forschungsstelle (www.roceeh.net) zugänglich ist.
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