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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2018 — 2019

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D. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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II. Das WIN-Kolleg
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Fünfter Forschungsschwerpunkt „Neue Wege der Verflechtung von Natur- und Geisteswissenschaften“
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1. Zeiten des Umbruchs? Gesellschaftlicher und naturräumlicher Wandelam Beginn der Bronzezeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.55650#0334
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1. Zeiten des Umbruchs? (WIN-Programm)

Individuen ohne jegliche Verwandtschaftsbeziehungen im gleichen Gräberfeld,
die sich in zwei Gruppen unterteilen ließen: einerseits Bestattungen ohne jegliche
Grabbeigaben und andererseits die Frauen mit ortsfremder Strontiumisotopensig-
natur, die reich bestattet waren. Dass sich die Gräber von Individuen unterschied-
lichen Status innerhalb eines zu einem Gehöft gehörigen Friedhofs finden, zeigt
an, dass wir es hier zu hoher Wahrscheinlichkeit mit komplexen Haushalten zu tun
haben, in denen mehrere soziale Schichten zusammenlcbten.
Die Abfolge der Generationen, die durch die genetischen Analysen bestimmt
werden konnte, eröffnete auch die Möglichkeit, die Intervalle der Radiokarbonda-
tierungen auf eine bisher nie da gewesene Präzision einzuengen.
Zusätzlich haben wir neue Genom-Daten für 52 Individuen generiert, die
zuvor entweder nicht hinreichend abgedeckt waren oder noch nicht der SNP-An-
reicherung unterzogen wurden. Die vorläufigen Analysen dieser Daten bestätigen
das bisherige Bild der komplexen Haushalte, zudem lassen sich dadurch einige
Stammbäume erweitern. Diese Ergebnisse werden zum Vergleich der Ernährung
zwischen verschiedenen Haushalten bzw. sozialen Schichten beitragen, welcher
mithilfe von Isotopenanalysen geplant ist.
Als Koautoren trugen wir die Genom-Daten von zwölf Individuen des Glo-
ckenbecherphänomens aus dem Lechtal zu der Studie von Olalde et al. bei, die
unter dem Titel „The Beaker phenomenon and the genomic transformation of
northwest Europe“ im März 2018 in Nature veröffentlicht wurde. Die genetischen
Analysen in dieser Studie zeigten, dass die Verbreitung des sogenannten Glocken-
becherphänomens, das zuerst in Iberien im Endneolithikum auftrat, nicht maß-
geblich durch große Wanderungsbewegungen verursacht wurde. Im Gegensatz zu
den iberischen Individuen, bei denen sich kaum Abstammung aus der nordpon-
tischen Steppenregion nachwiesen ließ, konnte bei den Individuen des Lechtals
sowie anderen zentraleuropäischen Gruppen, die mit dem Glockenbecherkom-
plex assoziiert werden, ein großer Anteil der Abstammung auf die Steppenregion
zurückgeführt werden.
Neben der Humangenetik konnten wir 2018 auch zu einer Publikation der
Pferdegenetik beitragen. Inmitten des frühbronzezeitlichen Gräberfeldes von
Haunstetten-Postillonstraße war eine Pferdebestattung freigelegt worden, die sich
allerdings nach unseren Radiokarbondatierungen bereits 2016 als römerzeitlich er-
wies. Dennoch konnten wir das Material der von Ludovic Orlando in Kopenhagen
geleiteten Arbeitsgruppe zur Pferdegenetik zur Verfügung stellen. Analog zu den
menschlichen Individuen zeigte auch das Pferd eine hervorragende DNA-Erhal-
tung und trug so in der entsprechenden Studie (Gaunitz et al. 2018) zum besseren
Verständnis der genetischen Entwicklung unseres heutigen Pferdes bei. Der Arti-
kel löste eine umfassende Diskussion aus, weil er zeigte, dass das Przewalski-Pferd
kein Nachfahre von Urpferden ist, sondern von wieder ausgewilderten, zu einem
früheren Zeitpunkt bereits domestizierten Pferden. Die Domestikation unseres

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