Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2019 — 2020

DOI Kapitel:
A. Das akademische Jahr 2019
DOI Kapitel:
III. Veranstaltungen
DOI Artikel:
Vogt, Heribert: Das erste Bild eines Schwarzen Lochs: Akademievorlesung von Prof. Dr. Heino Falcke am 4. November 2019
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55176#0140
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
III. Veranstaltungen

Horizon Telescope Collaboration. Sie veröffentlichte am 10. April 2019 die erste
Aufnahme eines Schwarzen Lochs.
Akademiepräsident Thomas Holstein führte in das Thema ein: „Selten hat ein
Bild der Wissenschaft in so kurzer Zeit eine solche Popularität, geradezu Weltruhm
erreicht wie das Bild von dem Schwarzen Loch im Zentrum einer massereichen
Galaxie im nahen Virgo-Galaxienhaufen. Dieses Schwarze Loch liegt 55 Millio-
nen Lichtjahre von der Erde entfernt und hat eine Masse, die 6,5 Milliarden Mal
größer ist als die Masse unserer Sonne. Mit diesem Bild scheint das Unmögliche
möglich geworden zu sein: das heißt das Bild einer Struktur, aus der theoretisch
kein Licht mehr entweichen kann.“
Schwarze Löcher sind extreme Massenkonzentrationen mit einer so starken
Anziehungskraft, dass nicht einmal Licht sie verlassen kann. Umgeben sind sie
durch einen Ereignishorizont, eine Art virtuelle Einwegmembran. Durch diese ul-
timative Grenze können Materie, Licht und Informationen hinein, aber nie wieder
herauskommen. Das ist Bestandteil der Relativitätstheorie, widerspricht jedoch
den grundlegenden Prinzipien der Quantenphysik.
Heino Falcke stellte zunächst Sagittarius A, eine Quelle von Radiowellen,
im Zentrum unserer Milchstraße vor, die in den 1970er Jahren entdeckt wur-
de. Es handelt sich um das zentrale Schwarze Loch unserer Galaxie, lediglich
26.500 Lichtjahre von der Erde entfernt. Es muss extrem viel Masse haben, näm-
lich 4,1 Millionen Mal die Masse der Sonne.
Schwarze Löcher entstehen etwa nach einer Supernova-Explosion. Dabei
wird die Materie im Zentrum extrem zusammengedrückt. Und dieser Kollaps
kann nicht aufhören, weil es keine bekannte Kraft im Universum gibt, die ihm
widerstehen kann. Die rätselhafte Schwerkraft, die hier wirkt, ist stärker als jede
andere Kraft, sodass ein Schwarzes Loch entsteht. Im Zentrum der Milchstraße
sind jedoch Millionen Sterne konzentriert. Die auf sie folgenden Schwarzen Lö-
cher können zu einem immer größer werdenden Schwarzen Loch verschmelzen,
das sehr viel frisst.
Wenn etwa Licht in ein Schwarzes Loch fliegt, müsste es, um wieder heraus-
zukommen, schneller als Licht fliegen, was unmöglich ist. Falcke: „Wir können
nicht sehen, was darin geschieht, denn es kommen keine Informationen mehr
nach draußen. Da existiert wirklich etwas im Weltall, aber es gibt keine Möglich-
keit, das Innere davon jemals zu messen. Es ist fundamental abgeschnitten vom
Rest des Universums.“
Dennoch will man Schwarze Löcher und ihren Ereignishorizont sehen.
Das Licht bewegt sich dort auf einer Kreisbahn. Und weil das Schwarze Loch
von allen Seiten angestrahlt wird, kann man seinen „Schatten“ erblicken. Bei
der eingangs erwähnten gigantischen Radioquelle Virgo A im Zentralgebiet der
Riesengalaxie M87 konnte dies gelingen. Dieses Schwarze Loch ist tausendmal
weiter weg als das in unserer Milchstraße und tausendmal größer. Die Entfer-

140
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften