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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2019 — 2020

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B. Die Mitglieder
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I. Antrittsreden
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Ingo Krossing
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https://doi.org/10.11588/diglit.55176#0181
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Antrittsrede von Ingo Krossing

nach einer alten Bewerbung schon nach sechs Wochen die Möglichkeit auf einen
Lehrstuhl in Bonn zu wechseln, aber das war allen zu kurzfristig, es sollte doch erst
einmal richtig in Lausanne losgehen. Aber bereits acht Monate später ergab sich
wieder aus einer alten Bewerbung die Möglichkeit, einen Lehrstuhl in Freiburg
zu übernehmen. In der Zwischenzeit hatten sich für mich auch Schattenseiten
in Lausanne gezeigt. Am schwerwiegendsten war, dass, wie im Amerikanischen
System, eigentlich Personen von der Assistenz-, über die Associate- auf die Full-
Professur geführt werden sollten. Allerdings wurden Personen wie ich, die bereits
über Jahre eine ausschließlich aus Drittmitteln finanzierte mittelgroße Gruppe ge-
führt hatten, nicht als Associate-, sondern als Assistenz-Professor eingestellt. Und
so fühlte ich mich bald wie in einem „goldenen Käfig“ einer hervorragend ausge-
statteten Universität, an der ich aber strategisch und ausrichtungsweise nichts bei-
tragen durfte. Nach einigen Verhandlungen und vielen Diskussionen, entschieden
wir uns für einen Wechsel an die Universität Freiburg, der ich seit 13 Jahren treu
geblieben bin.
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg: In Freiburg sind wir als Familie,
inzwischen um eine in Lausanne geborene Tochter erweitert, und als Arbeitskreis
gut angekommen. Mit der sofortigen Aufnahme in das angewandte Freiburger
Materialforschungszentrum FMF und später noch in das grundlegendere FIT
Materialforschungszentrum stehen uns dort viele experimentelle und räumliche
Möglichkeiten offen, die Fragestellungen unserer Gruppe zu bearbeiten.
Forschung: Damit zu einer kurzen Beschreibung dessen, was uns wissen-
schaftlich umtreibt. Heutzutage nenne ich das Thema unserer Forschung breit
„Ionische Systeme“, also Stoffe und Systeme deren wesentlicher Bestandteil aus
Ionen besteht. Ionen sind eigentlich positiv oder negativ geladenen Kugeln. Aus
Gründen der Elektroneutralität dürfen nur so viele positiv geladene wie negativ
geladene Kugeln in einem Stoff auftreten. So eine „Kugel“ kann aus einem oder
mehreren Atomen aufgebaut sein. Man nennt so einen Stoff ein „Salz“, dessen
klassischer Vertreter das Steinsalz ist, welches sie vielleicht heute Morgen über Ihr
Frühstücksei gestreut haben. Letzteres besteht aus Natrium-Kationen und Chlo-
rid-Anionen.
WCAs: Die für uns relevanten Ionen sind schwach koordinierende Anionen
(WCAs, also Weakly Coordinating Anions). Also große negativ geladene Ionen im
Durchmesser von ein bis zwei Nanometern, die eine Teflon-Anti-Haft-Beschich-
tung auf der Oberfläche haben: Genau wie in einer Teflon-beschichteten Brat-
pfanne nichts anbrennt, bleibt an diesen Anionen (fast) nichts haften.
Unser Konzept zur Synthese von Neuem („Lego spielen, Strukturen bauen“)
sind die Pseudo-Gasphasen-Bedingungen. D. h., diese besonderen Ionen erlau-
ben es, ungewöhnliche und grundlegend relevante und interessante Gasphasen-
Kationen als stabile Salze in „Flaschen“ zu füllen und zu studieren. Viele dieser
Substanzen haben inzwischen den Eingang in die Lehrbücher gefunden.

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