Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2019 — 2020

DOI Kapitel:
D. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
DOI Kapitel:
II. Das WIN-Kolleg
DOI Kapitel:
Sechster Forschungsschwerpunkt „Messen und Verstehen der Welt durch die Wissenschaft“
DOI Kapitel:
7. Thermischer Komfort und Schmerz – Untersuchungen zur Dynamik der Schmerz- und Komfortwahrnehmung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55176#0377
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
D. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

von Gebäuden in Hinblick auf Klimawandel und Ressourcenknappheit gerecht-
fertigt und gerade in Hinblick auf die Freude an der Veränderung zielführend ist
oder alliästhesische Momente nicht besser gezielt, aber sparsam in Entwurf und
Betrieb von Gebäuden eingesetzt werden sollten.
Mit Blick auf die Schmerzwahrnehmung wurde analysiert, wie sich die Wahr-
nehmung von akuten experimentellen Hitzeschmerzreizen zwischen Personen
unterscheidet, abhängig davon, wie diese Personen die Anker auf Skalen zur Bewer-
tung solcher Schmerzreize für sich persönlich konzeptualisieren (Becker, Fuchs,
Schakib-Ekbatan, & Schweiker, 2019). Dabei hatte sich gezeigt, dass die Bewertung
experimenteller Schmerzreize wirklich davon abhängt, wie Personen die Anker der
Bewertungsskalen wahrnehmen. Interessanterweise zeigt diese Auswertung jedoch
auch, dass sich gesunde Versuchspersonen und Patienten, die unter andauernden
oder wiederkehrenden Schmerzen litten, kaum systematisch in ihrer Konzep-
tualisierung der Anker von Skalen unterschieden. Wiederholte bzw. andauernde
Schmerzerfahrungen scheinen damit nur einen überraschend kleinen Einfluss da-
rauf zu haben, wie Personen die Skalen zur Beurteilung von Schmerz wahrneh-
men. Innerhalb der Gruppe von Personen mit Schmerz wurde jedoch eine ebenso
große Variation der Konzeptualisierung von Skalenankern gefunden wie innerhalb
der schmerzfreien Vergleichsstichprobe. Die Ergebnisse dieser Auswertungen wei-
sen auch daraufhin, dass diese Unterschiede, werden diese nicht berücksichtigt, zu
Verzerrungen in der statistischen Auswertung von Schmerzbeurteilungen führen
können, die keine Unterschiede in der Wahrnehmung wiederspiegeln, sondern viel-
mehr durch die unterschiedliche Definition der Skalenanker zustande kommen.
Internationale Studie zum Verständnis von Skalen
Der im Rahmen dieses Forschungsprojektes in Kooperation mit 8 internationalen
Partnern des IEA EBC Annex 694 entwickelte Fragebogen wurde in Kooperation
mit 79 Forschern aus 44 Gruppen in 25 Ländern und über 50 Städten angewen-
det. Insgesamt wurde ein Datensatz von mehr als 8000 ausgefüllten Fragebogen
erreicht, dessen Auswertung im Jahr 2019 begann. Zusammen mit dem inzwi-
schen öffentlich zugänglich Datensatz (Schweiker, Amin, et al., 2019) wurde eine
Datenbeschreibung veröffentlicht (Schweiker, Abdul-Zahra, et al., 2019). Erste
Analyseansätze befassten sich mit der Frage, inwieweit es möglich sei, die Antwor-
ten der Teilnehmer mittels Cluster-Analysen zu gruppieren, um wiederkehrende
Antwortprofile zu ermitteln (Schweiker, Andre et al., 2020). Das Ergebnis dieser

4 Die Arbeitsgruppen der IEA treffen sich zwei Mal jährlich, um innerhalb eines vorgegebenen
Zeitraums (meist 4 Jahre) den Stand der Forschung zu begutachten, Guidelines zu State-of-
thc-Art Methoden zu erstellen und das Forschungsfeld zu vernetzen. Der Annex 69 hat der-
zeit 48 Mitglieder aus 14 Nationen und läuft bis Ende 2019 (s. auch http://www.iea-cbc.org/
projects/ und http://annex69.org/index).

378
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften