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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2020 — 2021

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B. Die Mitglieder
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II. Nachrufe
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Richter, Achim: Jack Steinberger: (25. 5. 1921−16. 12. 2020)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61621#0159
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Nachruf auf Jack Steinberger
Ruf auf ein Ordinariat an der Universität Dortmund angenommen hatte, folgte
als nächstes größeres Experiment mit Jack Steinberger das sogenannte Neutrino-
Experiment CERN-Dortmund-Heidelberg-Saclay (CDHS) mit wegweisenden
Resultaten auf dem Gebiet der Neutrinophysik. Von der Universität Dortmund
wurde Steinberger auch die Würde eines Ehrendoktors verliehen. Weitere Ehren-
doktorwürden erhielt er von den Universitäten Glasgow, Barcelona, des Illinois
Institute of Technology und der Columbia University in New York. Er war u. a.
auch Mitglied der American Academy of Arts and Sciences, der National Acade-
my of Sciences der USA und Träger der National Medal of Science sowie ordent-
liches Mitglied der Academia Europaea. Insbesondere aus der gemeinsamen Zeit
am CERN war Steinberger auch gut bekannt mit unserem Akademiemitglied
Volker Soergel, der sicher diesem kurzen Nachruf noch vieles hätte hinzufügen
können.
Bei der Würdigung dieses bedeutenden Forschers und Gelehrten darf ein
kurzer Blick auf seinen Lebensweg nicht fehlen. Jack Steinberger und ich hatten
gemeinsame Freunde, von denen ich erfuhr, dass er mich gern einmal kennen-
lernen wollte. Er lebte seit 1968 in Genf. Da ich in den 1990er Jahren beruflich
oft am CERN zu tun hatte, trafen wir uns dort zu einem längeren Gespräch. Wir
sprachen dabei weniger über Physik als vielmehr über seinen Lebensweg. Jack
Steinberger wurde 1921 in Bad Kissingen in Franken als Sohn eines jüdischen
Kantors und Religionslehrers geboren und besuchte zunächst das dortige Real-
gymnasium. Die Weitsicht seiner Eltern und eine karitative jüdische Organisation
ermöglichten 1934 dem Sohn Jack zusammen mit seinem Bruder Herbert die
Übersiedlung nach Chicago in den USA. Seine Eltern und der jüngere Bruder
Rudolf konnten den beiden Söhnen wenige Jahre später folgen. Zwischen Jack
Steinberger und der Stadt Kissingen entwickelten sich später vielfältige fruchtbare
Kontakte, die dazu führten, dass er 2006 Ehrenbürger der Stadt wurde. Anlässlich
seines 80. Geburtstages wurde zudem seine alte Schule nach ihm benannt. Nach
der Übersiedlung in die USA erwarb Jack Steinberger seinen Schulabschluss in
Winnetka/Illinois an der New Trier High School. In einer großzügigen Geste
spendete er dieser Schule viele Jahre später seinen Anteil am Nobelpreis. Jack
Steinberger erhielt den Nobelpreis für Physik im Jahr 1988 (zusammen mit Leon
Max Lederman und Melvin Schwartz) für den experimentellen Nachweis des
Myon-Neutrinos.
Die Akademie kann wahrhaftig stolz darauf sein, einen so bedeutenden Ge-
lehrten und wunderbaren Menschen als Mitglied gehabt zu haben. Die Verbun-
denheit von Jack Steinberger mit unserer Akademie zeigt sich auch in einem Brief
vom 26. Mai 2011, in dem er sich bei dem damaligen Akademiepräsidenten Profes-
sor Dr. Hermann Hahn für die Glückwünsche zu seinem 90. Geburtstag bedankt.
Darin betont er, dass es für ihn eine große Ehre sei, Mitglied der Akademie zu

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