16. Karl-Jaspers-Gesamtausgabe (KJG)
die ordentlichen Mitglieder der Göttinger Akademie Joachim Ringleben und Hol-
mer Steinfath sowie Prof. Dr. Gunilla Budde (Oldenburg), Prof Dr. Emil An-
gelina (Basel) und Prof Dr. Edgar Wolfrum (Heidelberg)
Forschungsstellenleiter (Heidelberg): das ordentliche Mitglied der Heidelberger
Akademie Markus Enders sowie Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs
Mitarbeiter (Heidelberg): Dr. Dirk Fonfara, Dr. Dominic Kaegi, Dr. Bernd Weid-
mann
Habent sua fata editiones: In einem spannenden Anhang zur Korrespondenz zwi-
schen Klaus Piper und Karl Jaspers1 ist seit kurzem die Vorgeschichte der KJG
nachzulesen. Von Verlagsseite geht es um erste Pläne Anfang und Ende der 1960er-
Jahre, Pläne, die zunächst an Jaspers’ Veto scheitern, später daran, dass Jaspers sich,
je nach Stimmung, mal so, mal so äußert. Was den Verlag und die designierten
Herausgeber, vor allem Hans Saner, auch Hannah Arendt war involviert, einiger-
maßen ratlos zurücklässt. „Vielleicht ist es auch nur die Abwehr: Lasst mich damit
in Ruhe“, mutmaßt Saner in einem Brief an Piper. Mit einer gewissen Nostalgie
begegnet man frühen Finanzierungs- und Personalkonzepten: Über 1.000 Exem-
plare pro Band kalkuliert der Verlag, allerdings werde Saner zur Durchführung
der redaktionellen Aufgaben für „roh geschätzt 25 Bde. zu je 500 — 600 S.“ dann
doch „die laufende Mithilfe von 1 —2 befähigten Studenten benötigen“. Mehrkos-
ten sind also absehbar. Sie sollen von den üblichen Verdächtigen, Pro Helvetia, in
Deutschland: Thyssen und der Volkswagen Stiftung, gedeckt werden. Auch eine
Förderung „durch die Bundesregierung“ komme in Frage - „psychologisch na-
türlich derzeit nicht ganz leicht“, wie Piper in einer internen Notiz Mitte Febru-
ar 1967 einräumt. Vor wenigen Monaten war Jaspers’ Streitschrift Wohin treibt die
Bundesrepublik? erschienen.
Solche politischen Rücksichten spielen in der Jaspers-Edition längst keine
Rolle mehr. Seit 2012 wird die KJG im Rahmen des Akademienprogramms anteilig
durch Bund und Länder finanziert. Gemessen an den ursprünglichen Entwürfen
ist das Vorhaben sogar noch gewachsen, vor allem um den inzwischen vollstän-
dig erschlossenen Nachlass. Mit dem Zugriff auf das Marbacher Material hat die
Gesamtausgabe, was die Werk- und Rezeptionsgeschichte, den Stellenkommentar,
was vor allem umfangreiche und eigenständige Buchprojekte betrifft,2 Dimensi-
onen gewonnen, an die im letzten Jahrhundert nicht zu denken gewesen wäre.
1 Vgl. K. Jaspers: Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper, hg. von D. Fon-
fara, Basel 2020, 595 — 610.
2 Zu nennen ist vor allem der bisher unveröffentlichte Nachlasstext: Grundsätze des Philosophie-
rens. Einführung in philosophisches Leben, hg. von B. Weidmann, Basel 2019; 2021 soll das soge-
nannte „Hannah-Buch“ erscheinen: Karl Jaspers: Vom unabhängigen Denken. Hannah Arendt und
ihre Kritiker, hg. von B. Stangneth.
245
die ordentlichen Mitglieder der Göttinger Akademie Joachim Ringleben und Hol-
mer Steinfath sowie Prof. Dr. Gunilla Budde (Oldenburg), Prof Dr. Emil An-
gelina (Basel) und Prof Dr. Edgar Wolfrum (Heidelberg)
Forschungsstellenleiter (Heidelberg): das ordentliche Mitglied der Heidelberger
Akademie Markus Enders sowie Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs
Mitarbeiter (Heidelberg): Dr. Dirk Fonfara, Dr. Dominic Kaegi, Dr. Bernd Weid-
mann
Habent sua fata editiones: In einem spannenden Anhang zur Korrespondenz zwi-
schen Klaus Piper und Karl Jaspers1 ist seit kurzem die Vorgeschichte der KJG
nachzulesen. Von Verlagsseite geht es um erste Pläne Anfang und Ende der 1960er-
Jahre, Pläne, die zunächst an Jaspers’ Veto scheitern, später daran, dass Jaspers sich,
je nach Stimmung, mal so, mal so äußert. Was den Verlag und die designierten
Herausgeber, vor allem Hans Saner, auch Hannah Arendt war involviert, einiger-
maßen ratlos zurücklässt. „Vielleicht ist es auch nur die Abwehr: Lasst mich damit
in Ruhe“, mutmaßt Saner in einem Brief an Piper. Mit einer gewissen Nostalgie
begegnet man frühen Finanzierungs- und Personalkonzepten: Über 1.000 Exem-
plare pro Band kalkuliert der Verlag, allerdings werde Saner zur Durchführung
der redaktionellen Aufgaben für „roh geschätzt 25 Bde. zu je 500 — 600 S.“ dann
doch „die laufende Mithilfe von 1 —2 befähigten Studenten benötigen“. Mehrkos-
ten sind also absehbar. Sie sollen von den üblichen Verdächtigen, Pro Helvetia, in
Deutschland: Thyssen und der Volkswagen Stiftung, gedeckt werden. Auch eine
Förderung „durch die Bundesregierung“ komme in Frage - „psychologisch na-
türlich derzeit nicht ganz leicht“, wie Piper in einer internen Notiz Mitte Febru-
ar 1967 einräumt. Vor wenigen Monaten war Jaspers’ Streitschrift Wohin treibt die
Bundesrepublik? erschienen.
Solche politischen Rücksichten spielen in der Jaspers-Edition längst keine
Rolle mehr. Seit 2012 wird die KJG im Rahmen des Akademienprogramms anteilig
durch Bund und Länder finanziert. Gemessen an den ursprünglichen Entwürfen
ist das Vorhaben sogar noch gewachsen, vor allem um den inzwischen vollstän-
dig erschlossenen Nachlass. Mit dem Zugriff auf das Marbacher Material hat die
Gesamtausgabe, was die Werk- und Rezeptionsgeschichte, den Stellenkommentar,
was vor allem umfangreiche und eigenständige Buchprojekte betrifft,2 Dimensi-
onen gewonnen, an die im letzten Jahrhundert nicht zu denken gewesen wäre.
1 Vgl. K. Jaspers: Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper, hg. von D. Fon-
fara, Basel 2020, 595 — 610.
2 Zu nennen ist vor allem der bisher unveröffentlichte Nachlasstext: Grundsätze des Philosophie-
rens. Einführung in philosophisches Leben, hg. von B. Weidmann, Basel 2019; 2021 soll das soge-
nannte „Hannah-Buch“ erscheinen: Karl Jaspers: Vom unabhängigen Denken. Hannah Arendt und
ihre Kritiker, hg. von B. Stangneth.
245