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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2022 — 2023

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B. Die Mitglieder
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Wenzel, Friedemann: Egon Althaus (15.02.1933 – 16.06.2022)
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https://doi.org/10.11588/diglit.67410#0224
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B. Die Mitglieder

Seine wissenschaftlichen Interessen lagen zunächst im Bereich der experi-
mentellen Petrologie mit Schwerpunkt auf der metamorphen Mineralbildung.
Er erkannte früh die Rolle von fluiden Phasen bei der Gesteinsbildung und die
Analyse von Fluideinschlüssen in Gesteinen wurde ein intensiv bearbeitetes For-
schungsthema. Seine Untersuchungen stellen wichtige Beiträge zum Verständ-
nis von Aufbau und Dynamik der Lithosphäre dar und folgerichtig beteiligte er
sich an großen Forschungsprogrammen, die diese Fragestellungen im Zentrum
hatten: Dem DFG-Sonderforschungsbereich 108 ,Spannung und Spannungsum-
wandlung in der Lithosphäre1 (1981-1994) und dem Deutschen Kontinentalen
Tiefbohrprogramm KTB (1987-1995). Seit 1980 beschäftigte er sich mit den Re-
aktionen von gesteinsbildenden Mineralen unter den Bedingungen der Gewin-
nung von Wärme aus der Erde, insbesondere bei den in der Geothermie wichtigen
Hot-Dry-Rock-Prozessen.
Seine Forschungsinteressen richteten sich auch auf Fragen der Archäometrie.
Er beschäftigte sich mit Obsidianen, den daraus hergestcllten Werkzeugen sowie
den zugrundeliegenden Rohstoffquellen und ihren Handelswegen. Ein weiteres
interdisziplinäres Arbeitsfeld war die Erhaltung historisch bedeutender Bauwerke.
Mineralogische Prozesse spielen eine wichtige Rolle für Stabilität oder Zerfall von
Bauwerken; ihr Verständnis ist zentral für die Schadensdiagnose und für Maßnah-
men zur Erhaltung von Bauten.
Egon Althaus hat einen erheblichen Teil seiner Zeit für Dienste an und in
der wissenschaftlichen Gemeinschaft - national und international - aufgewandt.
In der Universität Karlsruhe bekleidete Egon Althaus die Positionen des Dekans
(1972 - 1974) und des Prorektors (1981 - 1989). Er war von 1976 bis 1984 Fach-
gutachter der DFG und von 1977 bis 1978 Vorsitzender der Deutschen Minera-
logischen Gesellschaft (DMG). Er koordinierte zwischen 1985 und 1995 das bis
dahin größte deutsche geowissenschaftliche Projekt, das Kontinentale Tiefbohr-
programm (KTB). Als im Zuge der Wiedervereinigung 1992 das GeoForschungs-
Zentrum (GFZ) Potsdam als Helmholtz-Institut gegründet wurde, engagierte er
sich bis 1998 als Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des GFZ und hatte
wesentlichen Einfluss auf dessen thematische Ausrichtung.
Dafür und für seine wissenschaftlichen Leistungen erfuhr er zahlreiche Aus-
zeichnungen und Ehrungen, von denen nur einige genannt seien. Bereits 1975
wurde das Phosphatmineral Althausit nach ihm benannt. Ab 1990 war er ordent-
liches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und Mitglied der
Academia Europaea. 1995 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Bau-
ingenieurwesen der TU Budapest. 1998 verlieh ihm die Deutsche Gesellschaft für
Geowissenschaften (DGG) die Hans-Stille-Medaille. Anlässlich der Tagung der
Deutschen Mineralogischen Gesellschaft (DMG) 2004 in Karlsruhe wurde er zum
Ehrenmitglied der DMG ernannt.

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