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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2022 — 2023

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B. Die Mitglieder
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II. Nachrufe
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Ho, Anthony Dick: Werner Wilhelm Franke (31.01.1940 – 14.11.2022)
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https://doi.org/10.11588/diglit.67410#0235
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Nachruf auf Werner Wilhelm Franke

der „Zwiebel“). Bereits zwei Jahre nach seiner Habilitation in Zellbiologie an der
Universität Freiburg im Jahr 1971 erhielt er den Ruf als Professor an die Ruprecht-
Karls-Universität in Heidelberg. Seitdem war Werner Franke in verschiedenen
Führungspositionen am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) tätig. Bis
2021, als er 81 Jahre alt wurde, war er oft in seinem Labor am DKFZ anzutreffen.
„Als Deutscher muss ich immer arbeiten“, betonte er.
Nicht nur in der Naturwissenschaft und bei der Bekämpfung von Doping
war er leidenschaftlich engagiert, sondern auch in der Wissenschaftsorganisation:
„Ich bin ein Getriebener und werde es immer bleiben“. 1975 gründete Franke
die Deutsche Gesellschaft für Zellbiologie und war als deren erster Geschäfts-
führer sowie später als ihr Präsident (1999 bis 2002) tätig. Zusätzlich wurde er
in Führungspositionen internationaler Wissenschaftsorganisationen gewählt. So
war Franke u. a. Generalsekretär der European Molecular Biology Conference
(EMBC), Präsident der European Gell Biology Organisation und Vorsitzender des
Wissenschaftlichen Rates des DKFZ (1988 bis 2000).
Zu seinen Schwerpunkten in der Forschung zählten die Proteine des Zell-
kerns, die „Junctions“ von Membrandomänen als Verbindungskanäle zwischen
Zellen sowie die Charakterisierung des Zytoskeletts in normalen und transfor-
mierten Zellen. Seine Forschungen zum Zellskelett, insbesondere die Analyse der
Zellkeratine, welche die Charakterisierung beteiligter Proteine erbrachte, leisteten
einen wichtigen Beitrag für die histologische Typisierung maligner Tumoren und
deren Diagnostik. Die Entwicklung spezifischer Antikörper haben die Krebsdiag-
nostik entscheidend verbessert. Franke gilt mit Recht als ein Pionier der Zellbio-
logie und Tumordiagnostik.
Das gemeinsame Interesse an Kommunikationskanälen (Junctions) unter
Blutstammzellen (BSZ) und zwischen der Knochenmark-Nische und BSZ bei
der Hämatopoese haben uns in den Jahren von 2003 bis 2016 zusammengeführt.
Bei der Durchführung eines von BMBF geförderten, multizentrischen Projekts
hatte ich die Gelegenheit, Werner Franke aus der Nähe kennen- und schätzen ler-
nen zu dürfen. Sein fotografisches Gedächtnis, seine fundierten Kenntnisse in der
Molekularbiologie gepaart mit seiner Wortgewandtheit stellten eine außerordentli-
che Bereicherung für alle Beteiligten dar. Frankes Präzision bei der Durchführung,
Analyse und Formulierung wissenschaftlicher Arbeiten war uns ein Ansporn.
Er war ein begnadeter Redner. Seine Vorträge und Vorlesungen waren immer
faszinierend und zugleich unterhaltsam. Nicht nur mit lebendigen Beispielen und
gut durchdachter Didaktik, sondern mit tiefsinnigem Humor hat er die Begeis-
terung seiner Zuhörer für die Materie geweckt. Seine konstruktiven, öfters kriti-
schen Anregungen werden uns in der Heidelberger Akademie fehlen.
Anthony D. Ho

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