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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2023 — 2023(2024)

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B. Die Mitglieder

Mitarbeitern beteiligt war, ergaben zunächst zwei mögliche Bohrlokationen in der
Oberpfalz und im Schwarzwald. Da jedoch der Wärmefluss im Schwarzwald auf
Grund der vorliegenden Daten höher war als in der Oberpfalz, wäre die kriti-
sche Temperatur von 300 °C im Schwarzwald bereits in ca. 7 km Tiefe gegenüber
12 km Tiefe in der Oberpfalz erreicht worden. Somit fiel die Entscheidung für den
Ort der Bohrung bei Windischeschenbach in der Oberpfalz, wo man letztlich eine
Bohrtiefe von ungefähr 9100 m erreichte.
Wimmenauers zweites Hauptarbeitsgebiet war der nördlich von Freiburg ge-
legene Kaiserstuhl, ein 15 bisl8 Millionen Jahre altes und daher stark erodiertes
Vulkangebäude, das in großen Teilen von Löss der letzten Eiszeiten bedeckt ist.
Im Jahr 1957 wurde erstmals Wimmenauers „Geologische Exkursionskarte des
Kaiserstuhls" publiziert, die unter Fachleuten sehr anerkannt wurde und die er
danach noch in weiteren Ausgaben bis 2003 überarbeitete und ergänzte. Es war
sein Verdienst, dass er früh erkannte, dass die im Kaiserstuhl auftretenden Karbo-
natgesteine, die ursprünglich als „kontaktmetamorphe Marmore" eingestuft wur-
den, tatsächlich als magmatische Karbonatite interpretiert werden mussten. Diese
damals neue Erkenntnis führte zu weiteren internationalen Kontakten mit Kolle-
gen, die sich ebenfalls mit dieser damals neuen und in Europa seltenen Gesteinsart
befassten.
Neben den Karbonatiten interessierte sich Wimmenauer aber auch für alle
silikatischen Magmatite des Kaiserstuhls. Dies war ein schwieriges Unterfangen,
da diese Gesteine durch die in solchen Vulkankomplexen oft auftretenden Flu-
idphasen meist stark sekundär verändert sind. Vulkanische Magmen entstehen
durch partielle Schmelzbildung im Grenzbereich zwischen der teilgeschmolzenen
Asthenosphäre und der darüber liegenden Lithosphäre und steigen wegen ihrer
im Vergleich zur festen Lithosphäre geringeren Dichte in Richtung Erdoberfläche
auf. Während des Aufstiegs findet eine mehr oder weniger stetige Separation von
mitgeschleppten oder neu kristallisierten Mineralen von der Silikatschmelze statt.
Dies bedeutet, die Magmen ändern während des Aufstiegs ihre stoffliche Zusam-
mensetzung. Hinzu kommt auch noch eine Entmischung von Fluidphasen aus
den kristallisierenden Magmen, die mit den festen Anteilen in chemische Wechsel-
wirkungen treten und bereits auskristallisierte Minerale verändern können. Diese
Änderungen möglichst genau zu rekonstruieren ist schwierig oder sogar oft un-
möglich. Wir mögen heute die von Wimmenauer in zahlreichen Publikationen
erstellte genetische Deutung der magmatischen Kaiserstuhl-Gesteine in einigen
Punkten anders sehen, aber seine Interpretationen waren in der damaligen Zeit
trotzdem eine große Leistung.
Ab dem Jahr 2000 beschäftigte sich Wimmenauer auch mit der Bildung von
Fulguriten. Dieser Begriff wird für meist nur wenige Millimeter dicke Bereiche
in Locker- und Festgesteinen verwendet, die durch die Wärmeeinwirkung ein-
schlagender Gewitterblitze teilweise oder vollständig aufgeschmolzen wurden.

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