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Innovationen durch Deuten und Gestalten: Klöster im Mittelalter zwischen Jenseits und Welt — Klöster als Innovationslabore, Band 1: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Breitenstein, Mirko: Die Verfügbarkeit der Transzendenz: Das Gewissen der Mönche als Heilsgarant
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https://doi.org/10.11588/diglit.31468#0056
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Die Verfügbarkeit der Transzendenz: Das Gewissen der Mönche als Heilsgarant | 55
eigenen Sünden missfallen, sondern die auch den Sünden Anderer nicht zustimmt. ⁹⁰
Aus der Betonung der individuellen Verpflichtung zur Selbstprüfung folgte somit
eine persönliche Verantwortung auch für den Nächsten. Dem Mönch wurde mit
der Verantwortung für sich selbst auch die für den Anderen übertragen. Ein gutes
Gewissen sucht nicht allein sein eigenes Heil und Wohl, sondern immer auch das
des Nächsten, ⁹¹ schreibt Petrus Cellensis und fährt fort: »Im eigenen Gewissen wird
das des Nächsten mit aufgebaut.« ⁹²
Der Dienst am Nächsten kann durchaus als ein treibender Impuls monastischer
Ethik verstanden werden, insofern mit ihm die Erfüllung des Paulinischen Liebesgebots
verbunden war. Dieser Aspekt war vor allem auch für die Cisterzienser
von Bedeutung, ⁹³ denen alle drei Texte zumindest mittelbar zugewiesen werden
können. ⁹⁴ Insofern auch das Maß der dem Nächsten zukommenden Fürsorge
unbestimmt blieb, oblag es – über die nur unspezifischen Forderungen der Ordensgesetzgebung
hinaus – auch hier wieder dem Einzelnen zu prüfen, ob er dem
Anspruch des neutestamentlichen Liebesgebotes von Mt. 22, 36 – 40 genügte. Aus
dieser Unbestimmtheit heraus erwuchs eine Verantwortung, der nachzukommen
zweifellos eine heilssichernde Wirkung zugeschrieben wurde.
Weder im eigenen noch im Gewissen des Nächsten sollte das Herz etwas Unreines
dulden: Es weint über das eigene Elend und das des Anderen, es beklagt nicht
allein seine eigenen Sünden, sondern auch die des Nächsten. ⁹⁵ Der Mönch musste
gleichsam vor sich selbst auch Rechenschaft über seine Mitbrüder ablegen und trug
damit vice versa durch sein eigenes Tun auch Verantwortung für das Gewissen seines
Gegenübers. Dies hatte zur Folge, dass der Mönch sein Gedächtnis nicht allein
von den Erinnerungen an eigene Verfehlungen zu reinigen hatte, sondern auch von
solchen an schlechte Handlungen anderer, die ihm nur zugetragen worden waren. ⁹⁶
90 Recta conscientia est, cui suum peccatum displicet, et alieno non consentit […]. Tractatus de interiori
domo (wie Anm. 5), cap. 9, 16, Sp. 515, vgl. unten Anm. 95.
91 Non ergo bona conscientia sua tantum quaerat […] sed mittat per plateas proximorum bona exempla
[…]. Petrus Cellensis, De conscientia (wie Anm. 1), S. 216.
92 In tua enim conscientia aedificatur alterius conscientia […]. Petrus Cellensis, De conscientia (wie Anm.
1), S. 216.
93 Vgl. hierzu und zum Folgenden Mirko Breitenstein, Is there a Cistercian Love? Some considerations
on the virtue of charity, in: Aspects of Charity. Concern for one’s neighbour in medieval vita religiosa,
hg. von Gert Melville (Vita regularis. Abhandlungen 45), Berlin 2011, S. 55 –98.
94 Vgl. oben Anm. 6.
95 Sit purum, ut nihil morari intra se patiatur mali: nec modicum quidem offe.ndiculum tolerabile reputet,
aut in conscientia sua, aut in aliena. Sit dulce dulci responsione, suavi admonitione, benigna reprehensione,
moderata correctione. Sit mundum, ut totius immunditiae spurcitias respuens, cogitationum sicut
actionum peccata deploret. Defleat pro sua miseria et aliena: lugeat non solum sua delicta, sed etiam
aliena […]. Tractatus de interiori domo (wie Anm. 5), cap. 4, 8, Sp. 512, vgl. oben Anm. 90.
96 Fateor hujus operis nefarii immundis recordationibus me saepe esse commotum et incensum, ardores
non modicos et inhonestos passum: et non solum mearum delectationum mala memoria et stultae recordationes
mihi nocuere; sed etiam aliorum malefacta mihi narrata, et per recordationes sordidas ad
 
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