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Innovationen durch Deuten und Gestalten: Klöster im Mittelalter zwischen Jenseits und Welt — Klöster als Innovationslabore, Band 1: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Steckel, Sita: Deuten, Ordnen und Aneignen: Mechanismen der Innovation in der Erstellung hochmittelalterlicher Wissenskompendien
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https://doi.org/10.11588/diglit.31468#0236
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Deuten, Ordnen und Aneignen | 235
vileg »apostolischer« Personen und nicht etwa als Privileg des Mönchtums. ⁷⁹ Eine
Beschränkung auf ein klösterliches Publikum lag ihm durchaus fern. Wie jüngst Jay
Diehl argumentiert, scheint Rupert sogar eine Schule geplant zu haben, die seine
Art der Bibelinterpretation vielleicht weiter etabliert hätte. ⁸⁰
Es deutet sich jedoch an, dass eine massive Bibeldeutung wie Ruperts De sancta
trinitate et operibus eius und seine folgenden, meist ebenso umfangreichen Werke
rein praktisch nur für ein Publikum von gebildeten Klosterinsassen gedacht sein
konnten, das einige Muße für die Lektüre mitbrachte. Dieses Publikum sollte es
auch sein, das ihm neben punktuellem Widerstand (er geriet in Streit mit dem Zisterzienser
Wilhelm von St. Thierry und mit Norbert von Xanten) ⁸¹ erhebliche Anerkennung
und eine breite Rezeption seiner Werke bescherte. Ruperts Schriften
wurden vor allem in den reformorientierten Klöstern und Regularkanonikerkonventen
des Reichs rezipiert, meist vermittelt über Zentren, denen er selbst nahestand,
namentlich Köln und Regensburg, Sitz seines Patrons Kuno. Sein Publikum
blieb somit offenbar zumeist auf klösterliche und regulierte Milieus beschränkt.
Ruperts innovatives Werk zeigt, dass diese klösterlichen Netzwerke nicht nur als
typische »Abnehmer« innovativer neuer Wissensformen gesehen werden dürfen,
sondern auch weiterhin aktive Produzenten gelehrten Wissens hervorbrachten.
Adaptation und Differenzierung: Neue Wissenskompendien zwischen
enzyklopädischem Anspruch und wissenschaftlicher Spezialisierung
An den Werken Ruperts von Deutz deutet sich an, dass die Ordnungen, die einzelne
Autoren und Autorinnen ihren großen Wissenssammlungen gaben, nicht nur epistemologische
Grundannahmen spiegelten, sondern auch stark identitätsstiftend sein
konnten. Die Konkurrenz, in der Rupert sich sah, speiste sich dabei offenbar aus
der Wahrnehmung, selbst in einem die Gegner einbeziehenden, umfassenden Kommunikationsraum
zu handeln. Im voranschreitenden 12. Jahrhundert sollten sich
derartige Konflikte häufen, da eine wachsende Zahl von »Wissensgemeinschaften«
(»communities of learning«, »textual communities« etc.) ⁸² in Nachbarschaft zuein-
79 Vgl. Van Engen, Wrestling with the Word (wie Anm. 73), S. 196.
80 Vgl. Diehl, Grace of Learning (wie Anm. 73); eine weitere Publikation Jay Diehls ist in Vorbereitung.
81 Vgl. mit Verweisen Steckel, Kulturen des Lehrens (wie Anm. 11), S. 1073 f., 1051.
82 Zum Konzept der Wissensgemeinschaften vgl. die verschiedenen Ansätze bei Constant J. Mews,
Communautés de Savoirs. Écoles et collèges à Paris au XIII ᵉ siècle, in: Revue de Synthèse 129/4, 2008,
S. 485 –507; Communities of Learning. Networks and the Shaping of Intellectual Identity in Europe,
1100 –1500, hg. von dems./John Newsome Crossley (Europa Sacra 9), Turnhout 2010; Brian Stock,
The Implications of Literacy. Written Language and Models of Interpretation in the Eleventh and Twelfth
 
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