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Innovationen durch Deuten und Gestalten: Klöster im Mittelalter zwischen Jenseits und Welt — Klöster als Innovationslabore, Band 1: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Steckel, Sita: Deuten, Ordnen und Aneignen: Mechanismen der Innovation in der Erstellung hochmittelalterlicher Wissenskompendien
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https://doi.org/10.11588/diglit.31468#0246
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Deuten, Ordnen und Aneignen | 245
rium in verschiedene Volkssprachen, großenteils schon im 13. Jahrhundert, entwickeln
ebenfalls Profile, die auf Laien zielen. ¹¹⁷ Als erste Enzyklopädie, die ausdrücklich
auf politisch tätige Laien zielt, sind Brunetto Latinis Livres dou tresor aus den
1260er Jahren zu nennen. ¹¹⁸ In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts resultiert aus
einer hochinnovativen Verknüpfung von pastoralen und didaktischen Absichten
dann eine Reihe neuer, ganz auf die Seelsorge zugespitzter Enzyklopädien, zumeist
stark auf die Predigt ausgerichtet. ¹¹⁹ Sie gehen meist nach einer sachlichen und historischen
Ordnung vor – noch das Speculum naturale des Vinzenz von Beauvais († c.
1264) ordnet etwa die Natur nach Schöpfungstagen an. Doch waren diese gewaltigen
neuen Kompendien durchaus zum schnellen Benutzen da, zur schulischen Konsultation
oder als Hilfsmittel für die Predigt. Schon ab dem endenden 12. Jahrhundert
begannen diese Wissenskompendien auch ganz buchstäblich, ihr Gesicht zu verändern.
¹²⁰ Das Layout der Seiten wurde auf schnelles Nachschlagen eingerichtet. Die
Bibel entwickelte eine Kapitelzählung; alle großen Wissenskompendien von Petrus
Lombardus über die Bibel bis zu Aristoteles erhielten bis 1250 einen Sachindex und
ausführliche Tabulae. Auch zur Kompilation dieser und weiterer Hilfsmittel, die
in sich wiederum einen stark veränderten Umgang mit Wissen bedingten, brauchte
man aber sowohl Organisationsstärke wie eine religiöse Disziplin, die jahrelange
Teamarbeit ermöglichte: Sie wurden bekanntlich großenteils von Angehörigen der
Bettelorden hergestellt, die nunmehr die Kombination von monastischem Leben
und Seelsorge in neuer Form institutionalisierten.
117 Vgl. Gottschall, Das »Elucidarium« (wie Anm. 19), passim; Sturlese, Die deutsche Philosophie
(wie Anm. 3), S. 250 –263 zum deutschen Lucidarius; Henning Düwell, Eine altfranzösische Übersetzung
des Elucidarium (Beiträge zur romanischen Philologie des Mittelalters 7), München 1974; Friedrich
Schmitt, Die mittelenglische Version des Elucidariums des Honorius Augustodunensis, Diss. Universität
Würzburg 1909; Monika Türk, »Lucidaire de Grant Sapientie«. Untersuchung und Edition
der altfranzösischen Übersetzung 1 des »Elucidarium« von Honorius Augustodunensis (Beihefte zur
Zeitschrift für Romanische Philologie 307), Tübingen 2000.
118 Vgl. Brunetto Latini, Li Livres dou Tresor, hg. von Francis James Carmody (University of California
publications in modern philology 22), Berkeley/Los Angeles, Ca. 1948, Nachdruck Genf 1975; vgl.
dazu Christel Meier, Cosmos politicus. Der Funktionswandel der Enzyklopädie bei Brunetto Latini,
in: Frühmittelalterliche Studien 22, 1988, S. 315 –356.
119 Vgl. Meier, Enzyklopädischer Ordo (wie Anm. 17), S. 525 f.
120 Vgl. für das Folgende nach wie vor die Überlegungen bei Rouse/Rouse, Statim invenire (wie Anm.
97) sowie Heinz Meyer, Die Enzyklopädie des Bartholomäus Anglicus. Untersuchungen zur Überlieferungs-
und Rezeptionsgeschichte von »De Proprietatibus Rerum« (Münstersche Mittelalter-Schriften
77), München 2000; Ders., Ordo Rerum und Registerhilfen in Mittelalterlichen Enzyklopädiehandschriften,
in: Frühmittelalterliche Studien 25, 1991, S. 315 –339.
 
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