Schild der Kanoniker
241
5
10
15
20
25
30
ihm, dass er mich für treu erachtet und in mein Amt eingesetzt hat. In
diesen, wie gesagt wurde, gleichermaßen vollkommenen Männern richtet
die Demut des einen nicht vorläufig die Zuversicht des anderen herab, und
umgekehrt; so wie auch bei den himmlischen Lebewesen die Figur des
Stiers offenkundig nicht die Figur des Löwen herabsetzt, und die Figur des 5
Menschen nicht die Figur des Adlers, und umgekehrt, sondern unter den
einzelnen Figuren wird ein und derselbe verehrungswürdige Herr Jesus
verstanden. Auch in kirchlichen Bildern gibt es, wenn der Herr Jesus bald in
Gestalt eines Lammes, bald in Gestalt einer rechten Hand dargestellt wird,
zwar äußerlich in der Darstellung eine gewisse Verschiedenheit, aber 10
innerlich wird ein und derselbe Herr verehrt. So besteht in der wollenen
Kleidung unserer Brüder, der Mönche, deutlich zusammen mit demütiger
und mühevoller Duldsamkeit eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit zum
Lamm, in unserem Dienst aber und der Verwaltung der himmlischen
Sakramente findet das Bild der rechten Hand Ausdruck, aber es wird nicht 15
bezweifelt, dass in beiden Fällen der eine Herr Jesus zugrundeliegt,
gleichermaßen bei uns und bei jenen verehrungswürdig, jedoch nur, wenn
die Frömmigkeit, die wir äußerlich zeigen, innerlich von Tugend und
Wahrheit gestützt wird, dass ja nicht das Bild auf einer Leere bestehen
bleiben kann. Es ist also höchst eitel, dass sich einer - auch wenn er noch so 20
sehr über das Maß hinaus ein Mönch oder Kanoniker zu sein scheint - der
äußerlichen Kleidung seines Standes oder sich der Gestalt der Frömmigkeit
rühmt, denn der ganze Ruhm der Königstochter kommt von innen; diese ist
jedoch äußerlich von dieser Vielfalt ganz umhüllt, in der der Schmuck des
königlichen Gemachs liegt und die Unterschiede der verschiedenen Stände 25
mit geistlicher Bedeutung erfasst werden. Fern sei also von diesen zwei
Ständen jener hässliche Streit der zwei Huren, von denen die eine vor König
Salomo zur anderen sagte: Dein Sohn ist tot, und mein Sohn lebt, und Dein
Sohn ist tot, worauf im Gegenzug die andere sagte: So ist es nicht, sondern
mein Sohn lebt und Dein Sohn ist tot. Ein solcher Streit zwischen uns vor 30
dem himmlischen König gehört sich nämlich nicht; denn für uns alle reicht
ein und derselbe Jesus Christus aus, unser Herr und Bruder und Sohn, so
wie er selbst bekannte, als er sagte: Wenn einer den Willen meines Vaters im
241
5
10
15
20
25
30
ihm, dass er mich für treu erachtet und in mein Amt eingesetzt hat. In
diesen, wie gesagt wurde, gleichermaßen vollkommenen Männern richtet
die Demut des einen nicht vorläufig die Zuversicht des anderen herab, und
umgekehrt; so wie auch bei den himmlischen Lebewesen die Figur des
Stiers offenkundig nicht die Figur des Löwen herabsetzt, und die Figur des 5
Menschen nicht die Figur des Adlers, und umgekehrt, sondern unter den
einzelnen Figuren wird ein und derselbe verehrungswürdige Herr Jesus
verstanden. Auch in kirchlichen Bildern gibt es, wenn der Herr Jesus bald in
Gestalt eines Lammes, bald in Gestalt einer rechten Hand dargestellt wird,
zwar äußerlich in der Darstellung eine gewisse Verschiedenheit, aber 10
innerlich wird ein und derselbe Herr verehrt. So besteht in der wollenen
Kleidung unserer Brüder, der Mönche, deutlich zusammen mit demütiger
und mühevoller Duldsamkeit eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit zum
Lamm, in unserem Dienst aber und der Verwaltung der himmlischen
Sakramente findet das Bild der rechten Hand Ausdruck, aber es wird nicht 15
bezweifelt, dass in beiden Fällen der eine Herr Jesus zugrundeliegt,
gleichermaßen bei uns und bei jenen verehrungswürdig, jedoch nur, wenn
die Frömmigkeit, die wir äußerlich zeigen, innerlich von Tugend und
Wahrheit gestützt wird, dass ja nicht das Bild auf einer Leere bestehen
bleiben kann. Es ist also höchst eitel, dass sich einer - auch wenn er noch so 20
sehr über das Maß hinaus ein Mönch oder Kanoniker zu sein scheint - der
äußerlichen Kleidung seines Standes oder sich der Gestalt der Frömmigkeit
rühmt, denn der ganze Ruhm der Königstochter kommt von innen; diese ist
jedoch äußerlich von dieser Vielfalt ganz umhüllt, in der der Schmuck des
königlichen Gemachs liegt und die Unterschiede der verschiedenen Stände 25
mit geistlicher Bedeutung erfasst werden. Fern sei also von diesen zwei
Ständen jener hässliche Streit der zwei Huren, von denen die eine vor König
Salomo zur anderen sagte: Dein Sohn ist tot, und mein Sohn lebt, und Dein
Sohn ist tot, worauf im Gegenzug die andere sagte: So ist es nicht, sondern
mein Sohn lebt und Dein Sohn ist tot. Ein solcher Streit zwischen uns vor 30
dem himmlischen König gehört sich nämlich nicht; denn für uns alle reicht
ein und derselbe Jesus Christus aus, unser Herr und Bruder und Sohn, so
wie er selbst bekannte, als er sagte: Wenn einer den Willen meines Vaters im