3. Intention und Aufbau
Schilderung der priesterlichen Gewänder Arnolds durch den Verfasser der Vita ⁷⁸ .
Der priesterliche Dienst wird jedoch nicht als befreiend für Arnold dargestellt: Er
musste sich bei Verwicklungen in weltliche Geschäfte kasteien und Buße tun um
sich gleichsam zu reinigen ⁷⁹ . Diese starke Betonung des Priesteramtes in Weltflucht
ist ein Charakteristikum der Vita, Kern ihres geistlichen Ideals ⁸⁰ . Diese
asketische Gesinnung Arnolds ist auch einer der Gründe dafür, dass Arnold im
Ruf besonderer Vorbildlichkeit stehen solle.
Arnold soll, so der Verfasser der Vita, bei seinen Handlungen stets die Gemeinschaft
von Klerikern und Mönchen gesucht haben, die seinen Lebenswandel nicht
nur bezeugten, sondern ihm auch selbst als Vorbild gelebter vita communis dienten
⁸¹ . Auf der einen Seite stellt der Verfasser der Vita Arnold dadurch in die Kontinuitäten
der Mainzer Traditionslinie des Domklosters ⁸² : Der Erzbischof lebt in
asketischer Gemeinschaft von Tisch und Bett mit Klerikern und Mönchen – ein
Lebensmodell, das in der Mitte des 12. Jahrhunderts eigentlich bereits nicht mehr
der Realität entsprach. Auf der anderen Seite klingt im dargestellten Ideal des
Erzbischofs, sich „von dieser nichtswürdigen Welt loszureißen und als Armer unter
Armen im Haus Gottes bei Christus zu wohnen“ ⁸³ jedoch auch eine Spiritualität
an, die den etablierten Formen der Kirche geradezu entgegengesetzt ist und in
ihrer Perspektivierung innovatives Potential besaß. Sie findet sich zeitgleich bei
bestimmten Strömungen innerhalb des Klerus, die versuchten, alternative Organisationsformen
von Gemeinschaft zu erproben, etwa durch asketisch orientierte
Abspaltungen aus Domkapiteln im Rahmen regularkanonischer Bewegungen
oder in Anlehnung an zisterziensische Ideale ⁸⁴ . Diese asketische Spiritualität findet
sich aber ebenso und besonders stark bei den Schottenmönchen, die sich gerade im
12. Jahrhundert der Förderung von Teilen des Episkopats erfreuten.
Geradezu stellvertretend für diese Orientierung stehen erstens die in der Vita
deutlich spürbare Distanz des Erzbischofs gegenüber dem hohen Stiftsklerus,
zweitens Arnolds Wahl seiner Grabstätte, das Kloster Bronnbach, das außerhalb,
wenn auch an der Grenze, des Amtsbereichs des Mainzer Erzbischofs lag ⁸⁵ , sowie
drittens die geradezu christusgleich stilisierten Tischgemeinschaft Arnolds mit
Armen und Pilgern ⁸⁶ . Hinter diesen Armen verbergen sich jedoch wohl vor allem
78 Vita c. 20.
79 Vita c. 6.
80 Vita c. 17 und c. 63.
81 Vita c. 17.
82 Burkhardt, Konflikte um das Neue, S. 11–13. Vgl. hierzu auch Staab, Reform und Reformgruppen,
insb. S. 133–142.
83 Vita, c. 17.
84 Vgl. Weinfurter, Verfasser, S. 319f. Vgl. auch Burkhardt, Mit Stab und Schwert, S. 453.
85 Vita c. 18.
86 Vita c. 4, c. 5, c. 12, c. 76.
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Schilderung der priesterlichen Gewänder Arnolds durch den Verfasser der Vita ⁷⁸ .
Der priesterliche Dienst wird jedoch nicht als befreiend für Arnold dargestellt: Er
musste sich bei Verwicklungen in weltliche Geschäfte kasteien und Buße tun um
sich gleichsam zu reinigen ⁷⁹ . Diese starke Betonung des Priesteramtes in Weltflucht
ist ein Charakteristikum der Vita, Kern ihres geistlichen Ideals ⁸⁰ . Diese
asketische Gesinnung Arnolds ist auch einer der Gründe dafür, dass Arnold im
Ruf besonderer Vorbildlichkeit stehen solle.
Arnold soll, so der Verfasser der Vita, bei seinen Handlungen stets die Gemeinschaft
von Klerikern und Mönchen gesucht haben, die seinen Lebenswandel nicht
nur bezeugten, sondern ihm auch selbst als Vorbild gelebter vita communis dienten
⁸¹ . Auf der einen Seite stellt der Verfasser der Vita Arnold dadurch in die Kontinuitäten
der Mainzer Traditionslinie des Domklosters ⁸² : Der Erzbischof lebt in
asketischer Gemeinschaft von Tisch und Bett mit Klerikern und Mönchen – ein
Lebensmodell, das in der Mitte des 12. Jahrhunderts eigentlich bereits nicht mehr
der Realität entsprach. Auf der anderen Seite klingt im dargestellten Ideal des
Erzbischofs, sich „von dieser nichtswürdigen Welt loszureißen und als Armer unter
Armen im Haus Gottes bei Christus zu wohnen“ ⁸³ jedoch auch eine Spiritualität
an, die den etablierten Formen der Kirche geradezu entgegengesetzt ist und in
ihrer Perspektivierung innovatives Potential besaß. Sie findet sich zeitgleich bei
bestimmten Strömungen innerhalb des Klerus, die versuchten, alternative Organisationsformen
von Gemeinschaft zu erproben, etwa durch asketisch orientierte
Abspaltungen aus Domkapiteln im Rahmen regularkanonischer Bewegungen
oder in Anlehnung an zisterziensische Ideale ⁸⁴ . Diese asketische Spiritualität findet
sich aber ebenso und besonders stark bei den Schottenmönchen, die sich gerade im
12. Jahrhundert der Förderung von Teilen des Episkopats erfreuten.
Geradezu stellvertretend für diese Orientierung stehen erstens die in der Vita
deutlich spürbare Distanz des Erzbischofs gegenüber dem hohen Stiftsklerus,
zweitens Arnolds Wahl seiner Grabstätte, das Kloster Bronnbach, das außerhalb,
wenn auch an der Grenze, des Amtsbereichs des Mainzer Erzbischofs lag ⁸⁵ , sowie
drittens die geradezu christusgleich stilisierten Tischgemeinschaft Arnolds mit
Armen und Pilgern ⁸⁶ . Hinter diesen Armen verbergen sich jedoch wohl vor allem
78 Vita c. 20.
79 Vita c. 6.
80 Vita c. 17 und c. 63.
81 Vita c. 17.
82 Burkhardt, Konflikte um das Neue, S. 11–13. Vgl. hierzu auch Staab, Reform und Reformgruppen,
insb. S. 133–142.
83 Vita, c. 17.
84 Vgl. Weinfurter, Verfasser, S. 319f. Vgl. auch Burkhardt, Mit Stab und Schwert, S. 453.
85 Vita c. 18.
86 Vita c. 4, c. 5, c. 12, c. 76.
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