20 Einleitung
Mönche und Kleriker, die der erzbischöflichen Hilfe bedürfen ⁸⁷ . Parallelen zu
dieser Gesinnung der Vita finden sich auch in den erzbischöflichen Urkundenarengen:
die Absichtserklärung, geistliche Institutionen zu fördern ⁸⁸ , das Lob des
Lebens in Klausur ⁸⁹ und Weltklagen ⁹⁰ .
Diese Stilisierung Arnolds bleibt nicht ohne Folgen für die Darstellung: Die
Vita weist einige Brüche auf, die typisch für hagiographische Techniken sind. So
wird Arnold etwa einmal unbewaffnet geschildert, einen Moment später verfügt
sein Gefolge jedoch über Waffen ⁹¹ . Der Erzbischof befiehlt energische Gegenwehr
und vertraut im nächsten Moment nur auf die Kraft des Gebets ⁹² . Die Vita schildert
auch das aufbrausende Wesen Arnolds, stellt es aber in die Tradition des
gerechten Zorns der Bibel ⁹³ . Verschiedene andere Quellen werden deutlicher: In
einem der Briefe Hildegards von Bingen heißt es, Arnold solle seinen Zorn nicht
gegen Hildegard richten und seinen Zorn gegenüber seinen Feinden zu zügeln. ⁹⁴
Wohl im Mai 1154 entstand darüber hinaus eine Stilübung, in welcher Landgraf
Ludwig IV. von Thüringen vor Barbarossa über Arnold von Selenhofen klagt,
dieser habe ihn aus Neid gegen seine Stellung beleidigt ⁹⁵ , und Ludwig werde sich,
falls der Herrscher nicht reagiere, gegen Arnold zur Wehr setzen ⁹⁶ .
Neben der Klage über Arnolds Zorn findet sich in den zeitgenössischen Quellen
auch der Vorwurf der erzbischöflichen Prunksucht, den die Vita mit dem Verweis
auf den Aufwand zur höheren Ehre Gottes überspielt. ⁹⁷ Das Chronicon
Moguntinum brachte Arnolds Tod hingegen in Zusammenhang mit seiner Hof-
87 Vgl. insb. Vita c. 5 und c. 18.
88 MUB II 197, S. 361; MUB II 209, S. 378f.; MUB II 217, S. 392f.; MUB II 222, S. 402;
MUB II 232, S. 419; MUB II 242, S. 439.
89 MUB II 249; MUB II 251.
90 Vgl. MUB II 240; MUB II 244; MUB II 251.
91 Die Vita spricht in c. 70 von bewaffneten Rittern, die Arnold begleiteten, sich jedoch auf ihre
Quartiere in der Stadt verteilt hätten.
92 Vita c. 78.
93 Vita c. 6.
94 MUB II 257, S. 463f. (Spalte W): Quare abscondis faciem tuam a me quasi in perturbatione
iracundię mentis tuę propter mistica verba, quę a me non profero, sed secundum quod ea in
vivente lumine video, ita quod sepe illa, que mens mea non desiderat et quę etiam voluntas
mea non querit, mihi ostenduntur; sed illa multociens coacta video […] Et quare zelum habes,
quasi triticum excrib[r]es [vgl. Luc 22,31], ita quod superando deicias, quod tibi contrarium est?
Hildegard kündigte Arnold auch seinen nahen Tod an (MUB II 257, S. 464 [Spalte W]: Surge
ergo ad deum, quia tempus cito veniet).
95 MUB II 205, S. 373: Vestrę igitur celsitudinis examini conqueror, quod Mogontinus archiepiscopus
meo invidus honori inopinata atque ingenti potestate sublimatus contra me preter spem,
quam in eum habebam, extollitur; qui licet me dammulam putaverit cornutam.
96 MUB II 205, S. 373: me tamen sibi bestiam sentiet, nisi vestro moderamine ab incepto prohibeatur.
97 Vgl. etwa Vita c. 19 und 20.
Mönche und Kleriker, die der erzbischöflichen Hilfe bedürfen ⁸⁷ . Parallelen zu
dieser Gesinnung der Vita finden sich auch in den erzbischöflichen Urkundenarengen:
die Absichtserklärung, geistliche Institutionen zu fördern ⁸⁸ , das Lob des
Lebens in Klausur ⁸⁹ und Weltklagen ⁹⁰ .
Diese Stilisierung Arnolds bleibt nicht ohne Folgen für die Darstellung: Die
Vita weist einige Brüche auf, die typisch für hagiographische Techniken sind. So
wird Arnold etwa einmal unbewaffnet geschildert, einen Moment später verfügt
sein Gefolge jedoch über Waffen ⁹¹ . Der Erzbischof befiehlt energische Gegenwehr
und vertraut im nächsten Moment nur auf die Kraft des Gebets ⁹² . Die Vita schildert
auch das aufbrausende Wesen Arnolds, stellt es aber in die Tradition des
gerechten Zorns der Bibel ⁹³ . Verschiedene andere Quellen werden deutlicher: In
einem der Briefe Hildegards von Bingen heißt es, Arnold solle seinen Zorn nicht
gegen Hildegard richten und seinen Zorn gegenüber seinen Feinden zu zügeln. ⁹⁴
Wohl im Mai 1154 entstand darüber hinaus eine Stilübung, in welcher Landgraf
Ludwig IV. von Thüringen vor Barbarossa über Arnold von Selenhofen klagt,
dieser habe ihn aus Neid gegen seine Stellung beleidigt ⁹⁵ , und Ludwig werde sich,
falls der Herrscher nicht reagiere, gegen Arnold zur Wehr setzen ⁹⁶ .
Neben der Klage über Arnolds Zorn findet sich in den zeitgenössischen Quellen
auch der Vorwurf der erzbischöflichen Prunksucht, den die Vita mit dem Verweis
auf den Aufwand zur höheren Ehre Gottes überspielt. ⁹⁷ Das Chronicon
Moguntinum brachte Arnolds Tod hingegen in Zusammenhang mit seiner Hof-
87 Vgl. insb. Vita c. 5 und c. 18.
88 MUB II 197, S. 361; MUB II 209, S. 378f.; MUB II 217, S. 392f.; MUB II 222, S. 402;
MUB II 232, S. 419; MUB II 242, S. 439.
89 MUB II 249; MUB II 251.
90 Vgl. MUB II 240; MUB II 244; MUB II 251.
91 Die Vita spricht in c. 70 von bewaffneten Rittern, die Arnold begleiteten, sich jedoch auf ihre
Quartiere in der Stadt verteilt hätten.
92 Vita c. 78.
93 Vita c. 6.
94 MUB II 257, S. 463f. (Spalte W): Quare abscondis faciem tuam a me quasi in perturbatione
iracundię mentis tuę propter mistica verba, quę a me non profero, sed secundum quod ea in
vivente lumine video, ita quod sepe illa, que mens mea non desiderat et quę etiam voluntas
mea non querit, mihi ostenduntur; sed illa multociens coacta video […] Et quare zelum habes,
quasi triticum excrib[r]es [vgl. Luc 22,31], ita quod superando deicias, quod tibi contrarium est?
Hildegard kündigte Arnold auch seinen nahen Tod an (MUB II 257, S. 464 [Spalte W]: Surge
ergo ad deum, quia tempus cito veniet).
95 MUB II 205, S. 373: Vestrę igitur celsitudinis examini conqueror, quod Mogontinus archiepiscopus
meo invidus honori inopinata atque ingenti potestate sublimatus contra me preter spem,
quam in eum habebam, extollitur; qui licet me dammulam putaverit cornutam.
96 MUB II 205, S. 373: me tamen sibi bestiam sentiet, nisi vestro moderamine ab incepto prohibeatur.
97 Vgl. etwa Vita c. 19 und 20.