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Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0214
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5. Edition und Übersetzung

213

Überdies gibt es gute und heilige Gedanken.
So müssen wir nämlich an Gott denken, damit
wir in ihm erfreut werden; an das Leiden unse-
res Erlösers, das er für uns am Balken des
Kreuzes auf sich genommen hat, damit wir be-
reit sind, Not und Bedrängnis freudig für ihn
zu ertragen; an die Stunde unseres Todes, da-
mit wir immer bereit sind; an den Tag des Ge-
richts, weil wir dort Rechenschaft über unsere
Taten ablegen werden; an die Hölle, damit wir
die Strafen fürchten, weil es von dort keine Er-
lösung gibt; an das Paradies, damit wir nach
dem Siegeskranz verlangen mögen, den wir
künftig haben werden; an die Gebote unseres
Herrn und die Heiltümer unseres Erlösers, da-
mit wir durch die Gnade Gottes auf dem Weg
der Gerechtigkeit verbleiben mögen. Amen
IV. Von den vier Geistern, die beständig in den Herzen
der Menschen sprechena
Neben all diesen Gedanken, die in den Herzen der Menschen sind, sprechen auch
beständig vier Geister in ihnen: der Geist der Welt, der Geist des Fleisches, der
Geist des Teufels, der Geist Gottes.b
Vom Geist der Welt

Der Geist der Welt flüstert Nichtigkeiten ein, und er spricht gerade dann zu un-
serem Herzen, wenn wir Nichtigkeiten hochachten, wenn wir uns an Nichtigem
erfreuen, wenn uns Nichtiges Vergnügen bereitet.

a Vgl. Bernhard von Clairvaux, Sermones de diversis, Sermo XXIII: De septem spiritibus, in:
Sämtliche Werke, Bd. 9, S. 376-86. In seiner dritten Predigt zur Weihnachtsvigil erwähnt Bern-
hard caro, diabolus und mundus als jene drei Feinde, die das,Licht in unserem Gewissen auszulös-
chen drohen': „Nunc vero tribus malignissimis et validissimis ventis expositi sumus, carni, diabolo
et mundo, qui conscientiam illuminatam moliuntur exstinguere, insufflantes in corda nostra deside-
ria mala, motus illicitos, et ita te repente turbantes, ut vix praenoscere valeas unde venias aut quo
vadas.“ Ders., In vigilia nativitatis sermo III.5, in: Sämtliche Werke, Bd. 7, S. 166. Ebenfalls zentral
sind sie in den Meditationes piissimae de cognitione humanae conditionis, cap. XII (33)—XIII (35).
Zu den ,drei Feinden' caro, diabolus und mundus vgl. v. a. S. Wenzel, The Three Enemies.
b Vgl. J. B. Schneyer, Ergänzungen der Sermones und Miscellanea des Hugo, S. 266, n° 55.
 
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