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6. Rezeptionen und Wirkungen
Vincent Houdry: La bibliotheque des predicateurs
Der französische Jesuit Vincent Houdry (f 1729) veröffentlichte zwischen
1712 und 1714 ein umfangreiches Predigthandbuch, das in acht Bänden zu-
nächst in französischer Sprache erschien.541 542 Diese Ausgabe wurde bereits
1715/16 in zweiter Auflage publiziert und erfuhr noch im 18. Jahrhundert wei-
tere Neuauflagen. Bereits wenige Jahre nach seinem Erscheinen wurde dieses
Manual ins Lateinische übersetzt und unter dem Titel Bibliotbeca Concionato-
ria in Venedig veröffentlicht. Auch diese Ausgabe erfuhr wiederum mehrfach
Nachdrucke. Weitere Übersetzungen ins Deutsche und Italienische sprechen
für den außerordentlichen Erfolg, den die Bibliotheque des predicateurs bis ins
19. Jahrhundert hinein hatte.543
Ihrem Aufbau nach handelt es sich auch hier um ein alphabetisch arrangiertes
Verzeichnis zentraler Begriffe christlicher Ethik, das den Predigern die rasche
Orientierung im Stoff ermöglichen sollte. Unter dem Stichwort „Conscience
bonne et mauvaise. Fausse conscience“ findet sich im § 2, wo „sources, oü Fon
peut trouver dequoi remplier ces Desseins, et les Auteurs qui en traitent“ gelistet
sind, auch ein Hinweis auf ein Buch des heiligen Bernhard, in dem er von den
Arten des guten und des schlechten Gewissens handeln würde.544 (Bernhard -
seine authentischen wie die nur zugeschriebenen Werke - zählt neben Augusti-
nus und Gregor dem Grossen generell zu den innerhalb der Bibliotheque am
häufigsten zitierten Autoren.545) Zwar ist das Vokabular dieses ersten Quellenhin-
weises nicht in allen Teilen De quattuor modis conscientiarum entlehnt, doch wird
aus den nachfolgenden Ausführungen klar, dass es sich bei dem hier erwähnten
Referenztext tatsächlich um diesen Text handelt. So heißt es im § 5 („Ce qu’on
peut tirer de la Theologie par rapport ä ce sujet“) mit eindeutigem Bezug:
„Mit dem heiligen Bernhard kann man zwei Arten des Gewissens unterscheiden. Es
gibt, wie er sagt, ein gutes Gewissen und es gibt ein schlechtes Gewissen. Beim gu-
ten Gewissen, fügt er hinzu, kann man ebenfalls zwei Sorten unterscheiden, ebenso
wie beim schlechten: denn es gibt, so fährt der Vater fort, ein gutes und ruhiges
541 ..] la verite est essentiellement dans la chose meme [..Ebd., preface.
542 Zu ihm und seinem Werk vgl. P. Bailly, „Houdry (Vincent)“ sowie v. a. M.-Chr.VARACHAUD,
Le pere Houdry.
543 Eine Übersicht der erschienenen Druckausgaben findet sich bei M.-Chr. Varachaud, Le pere
Houdry, S. 64-70.
544 „Saint Bernard a fait un livre de la Conscience, ou il dit de tres-bonnes choses, et particuliere-
ment dans la seconde partie, oü il traite du bonheur et des avantages de la bonne conscience, et
des genes de la mauvaise; des moyens de conserver l’une, et de remedier ä l’autre.“ V. Houdry,
La bibliotheque despredicateurs, Artikel „ Conscience“, § 2, S. 614 a-b.
545 Vgl. M-Chr. Varachaud, Le pere Houdry, S. 131f., 139f.
6. Rezeptionen und Wirkungen
Vincent Houdry: La bibliotheque des predicateurs
Der französische Jesuit Vincent Houdry (f 1729) veröffentlichte zwischen
1712 und 1714 ein umfangreiches Predigthandbuch, das in acht Bänden zu-
nächst in französischer Sprache erschien.541 542 Diese Ausgabe wurde bereits
1715/16 in zweiter Auflage publiziert und erfuhr noch im 18. Jahrhundert wei-
tere Neuauflagen. Bereits wenige Jahre nach seinem Erscheinen wurde dieses
Manual ins Lateinische übersetzt und unter dem Titel Bibliotbeca Concionato-
ria in Venedig veröffentlicht. Auch diese Ausgabe erfuhr wiederum mehrfach
Nachdrucke. Weitere Übersetzungen ins Deutsche und Italienische sprechen
für den außerordentlichen Erfolg, den die Bibliotheque des predicateurs bis ins
19. Jahrhundert hinein hatte.543
Ihrem Aufbau nach handelt es sich auch hier um ein alphabetisch arrangiertes
Verzeichnis zentraler Begriffe christlicher Ethik, das den Predigern die rasche
Orientierung im Stoff ermöglichen sollte. Unter dem Stichwort „Conscience
bonne et mauvaise. Fausse conscience“ findet sich im § 2, wo „sources, oü Fon
peut trouver dequoi remplier ces Desseins, et les Auteurs qui en traitent“ gelistet
sind, auch ein Hinweis auf ein Buch des heiligen Bernhard, in dem er von den
Arten des guten und des schlechten Gewissens handeln würde.544 (Bernhard -
seine authentischen wie die nur zugeschriebenen Werke - zählt neben Augusti-
nus und Gregor dem Grossen generell zu den innerhalb der Bibliotheque am
häufigsten zitierten Autoren.545) Zwar ist das Vokabular dieses ersten Quellenhin-
weises nicht in allen Teilen De quattuor modis conscientiarum entlehnt, doch wird
aus den nachfolgenden Ausführungen klar, dass es sich bei dem hier erwähnten
Referenztext tatsächlich um diesen Text handelt. So heißt es im § 5 („Ce qu’on
peut tirer de la Theologie par rapport ä ce sujet“) mit eindeutigem Bezug:
„Mit dem heiligen Bernhard kann man zwei Arten des Gewissens unterscheiden. Es
gibt, wie er sagt, ein gutes Gewissen und es gibt ein schlechtes Gewissen. Beim gu-
ten Gewissen, fügt er hinzu, kann man ebenfalls zwei Sorten unterscheiden, ebenso
wie beim schlechten: denn es gibt, so fährt der Vater fort, ein gutes und ruhiges
541 ..] la verite est essentiellement dans la chose meme [..Ebd., preface.
542 Zu ihm und seinem Werk vgl. P. Bailly, „Houdry (Vincent)“ sowie v. a. M.-Chr.VARACHAUD,
Le pere Houdry.
543 Eine Übersicht der erschienenen Druckausgaben findet sich bei M.-Chr. Varachaud, Le pere
Houdry, S. 64-70.
544 „Saint Bernard a fait un livre de la Conscience, ou il dit de tres-bonnes choses, et particuliere-
ment dans la seconde partie, oü il traite du bonheur et des avantages de la bonne conscience, et
des genes de la mauvaise; des moyens de conserver l’une, et de remedier ä l’autre.“ V. Houdry,
La bibliotheque despredicateurs, Artikel „ Conscience“, § 2, S. 614 a-b.
545 Vgl. M-Chr. Varachaud, Le pere Houdry, S. 131f., 139f.