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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0172
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IV. 1. Editorische Vorarbeiten und Ausgaben des „Bienenbuchs'

171

Als „Leithandschrift“ verwendete Colvenerius das Exemplar aus Cambrai, das
er jedoch erst erhalten hatte, als seine erste Fassung des „Bienenbuchs“ (1597)
schon halb gedruckt war.16 Diese Handschrift glich er in drei Redaktionsstufen mit
den anderen Überlieferungsträgern ab. Wie er in seiner Einleitung darlegte, folgte
er dabei - soweit möglich - der Graphie des Exemplars aus Cambrai und notierte
Abweichungen in Schrift und Interpunktion am Seitenrand oder im anschließenden
Kommentarteil.17 Überdies identifizierte er die von Thomas von Cantimpre heran-
gezogenen Quellen. Seinen Kommentar, der an den gesamten Text anschließt und
mehr als 150 Druckseiten umfasst, bezeichnete Colvenerius als „teilweise exege-
tisch, teilweise kritisch“: Er sollte Ordnung in die bisweilen „obskuren Sätze“ des
„Bienenbuchs“ bringen und die darin getätigten Aussagen korrigieren oder kontex-
tualisieren.18
Colvenerius veröffentlichte den Gesamttext in zwei Bücher untergliedert, die
insgesamt 82 Kapitel umfassen (Buch I: 25 Kapitel, Buch II: 57 Kapitel). Damit
folgte er nicht nur der GliederungsStruktur der Handschrift von Cambrai,19 sondern
berücksichtigte zugleich eine bereits im Mittelalter verbreitete Untergliederung
(vgl. dazu Kapitel III.3). Neu jedoch waren die Unterkapitel, die Colvenerius ein-
fügte und mit selbst verfassten Überschriften kennzeichnete. Offenkundig sollte
diese Untergliederung dem Leser eine gezieltere inhaltliche Orientierung im Text
ermöglichen. Mit dieser neuen Gliederungsebene griff Colvenerius die in einigen
mittelalterlichen Handschriften markierten Unterkapitel auf, verlieh ihnen durch
seine eigenen Überschriften jedoch eine markantere Gestalt. Für die Arbeit mit
dem Text hat sich diese Maßnahme bewährt, erlaubt sie es doch, auf den umfassen-
den Text gezielter zu verweisen, in Form von Buch, Kapitel und Unterkapitel (z. B.
BUA 11,1,8). Auch deshalb und um eine Konkordanz mit den Ausgaben von Colve-
nerius herzustellen, wurde die Unterteilung in drei Gliederungsebenen für die vor-
liegende Edition beibehalten; die von Colvenerius verfassten Überschriften jedoch
wurden nicht übernommen.
(Tertium ms. accepi ab erudito & nobili D. Remilpho de Bonmarchier, B. Waldetrudis in urbe
Montensi canonico, ebd. Praefatio, S. 7).
16 Die Handschrift (Cambrai, Bibliotheque municipale, cod. 966) datiert aus dem 15. Jahrhundert
und gehörte der Benediktinerabtei vom Heiligen Grab in Cambrai. Ihre Provenienz ist jedoch nicht
eindeutig geklärt. S. dazu Manuscrits dates Vol. 1, S. 117.
17 Colvl627, Praefatio, S. 5-6: Qua collatione aliquot mencarum millia sustuli. Ubi dubia videbatur
lectio, quae sensum variabat, eaque alicuius, quantumvis exigui, momenti, eam in margine adno-
tavi, vel ubi prolixior, in notis postfinem operis.
18 Colvl627, Praefatio, S. 9: Denique adfinem, opus totum annotationibus illustravi, sententias ubi-
que & voces obscuriores interpretatus sum, frequenter ex alijs auctoribus ea, qua maiorem fidem
dictis auctoris nostri conciliare possent, adijciens: ea vero, que interdum minus recte dicta vide-
bantur reijciens, vel explanans: ul notae nostrae partim sint exegeticae, partim censoriae.
19 S. beispielsweise das Register der Handschrift: Cambrai, Bibliotheque municipale, cod. 966, fol.
2v-3v.
 
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