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BUA 11,1
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Bruder Petrus brachte in Spanien durch seine Anwesenheit noch drei andere Tote ins
Leben zurück, abgesehen von anderen sehr bedeutenden Wundem, die er, so wird
berichtet, in gleichsam unzählbarer Anzahl vollbracht hat. ||
[12] Ich sah auch einen anderen verdienten Mann, Konrad mit Namen, im
Dominikanerorden bei Löwen,16 berühmt durch sein Leben und durch 5
seinen äußerst glühenden Eifer für die Seelen. Nachdem ich gehört hatte,
dass dieser im Sterben lag, kam ich an den Ort, und dort lag er stumm und
als ob er sich seiner selbst nicht bewusst sei, danieder. Als sich also die
Stunde seines Todes näherte, erhob er entgegen der Erwartung aller die
Augen und Hände und sprach mit sehr zufriedener Miene, während er das 10
Kreuz anblickte: „Führe meine Seele aus ihrem Gefängnis, damit sie sich zu
deinem Namen bekennt, Herr“ und als er dies zum dritten Mal gesagt hatte,
starb er mit gesenkten Augen.
[13] Ich sah auch einen anderen aus demselben Orden an demselben Ort,
Servatius mit Namen, der mir auch in besonderer Freundschaft sehr treu 15
verbunden war.17 Über diesen äußerst heiligen und sehr verdienten Mann
erzählten die Brüder, die mit ihm 35 Jahre im Prediger orden
zusammengelebt hatten, mit äußerst unleugbarer Glaubwürdigkeit, dass er
in der so großen Zeitspanne, seit der er dem Orden beigetreten war, niemals
einen Bruder, niemals einen Menschen durch eigene Schuld oder 20
Nachlässigkeit in Unruhe versetzt hatte. Er war von solcher Demut und
Milde, von der ich, soweit ich mich erinnere, niemals einen Menschen
gesehen habe. Er besaß ein wahrlich wunderbares und großes Mitleid und
Liebe gegenüber seinen Nächsten. Als dieser Mann sich wegen der
Gebrechlichkeit seines Körpers dem Tod näherte, schaute er begierig mit 25
Augen und Füßen nach den Himmlischen. Als er aber von einem gewissen
Bruder gebeten wurde, ihm über den Zustand seines Seelenfriedens Antwort
zu erteilen, sagte er demütig und fromm: „Der Friede zwischen mir und dem
Urheber unseres Heils ist sicher und stark, und ich werde auf keine Art und
Weise länger um dessen Betrachtung gebracht werden.“ 30
i(,Aufgrund der dürftigen Kontextinformationen nicht näher zu bestimmen, s. auch DEJONGHE,
Belgium Domini canum, S. 145. Die Darstellung von Thomas von Cantimpre lieferte jedoch die
Vorlage für Konrads Erwähnung durch den Ordenschronisten Johannes Meyer OP (1422-
1485): MEYER, Liber de viris I, 39, S. 31. Zu Meyers Arbeitsweise s. ElEIMANN, Beobachtungen.
Aufgrund der dürftigen Kontextinformationen nicht näher zu bestimmen, s. auch DEJONGHE,
Belgium Dominicanum, S. 145. Erneut lieferte Thomas' Darstellung die Vorlage für den
entsprechenden Eintrag bei Johannes Meyer: MEYER, Liber de viris I, 41, S. 31.
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Bruder Petrus brachte in Spanien durch seine Anwesenheit noch drei andere Tote ins
Leben zurück, abgesehen von anderen sehr bedeutenden Wundem, die er, so wird
berichtet, in gleichsam unzählbarer Anzahl vollbracht hat. ||
[12] Ich sah auch einen anderen verdienten Mann, Konrad mit Namen, im
Dominikanerorden bei Löwen,16 berühmt durch sein Leben und durch 5
seinen äußerst glühenden Eifer für die Seelen. Nachdem ich gehört hatte,
dass dieser im Sterben lag, kam ich an den Ort, und dort lag er stumm und
als ob er sich seiner selbst nicht bewusst sei, danieder. Als sich also die
Stunde seines Todes näherte, erhob er entgegen der Erwartung aller die
Augen und Hände und sprach mit sehr zufriedener Miene, während er das 10
Kreuz anblickte: „Führe meine Seele aus ihrem Gefängnis, damit sie sich zu
deinem Namen bekennt, Herr“ und als er dies zum dritten Mal gesagt hatte,
starb er mit gesenkten Augen.
[13] Ich sah auch einen anderen aus demselben Orden an demselben Ort,
Servatius mit Namen, der mir auch in besonderer Freundschaft sehr treu 15
verbunden war.17 Über diesen äußerst heiligen und sehr verdienten Mann
erzählten die Brüder, die mit ihm 35 Jahre im Prediger orden
zusammengelebt hatten, mit äußerst unleugbarer Glaubwürdigkeit, dass er
in der so großen Zeitspanne, seit der er dem Orden beigetreten war, niemals
einen Bruder, niemals einen Menschen durch eigene Schuld oder 20
Nachlässigkeit in Unruhe versetzt hatte. Er war von solcher Demut und
Milde, von der ich, soweit ich mich erinnere, niemals einen Menschen
gesehen habe. Er besaß ein wahrlich wunderbares und großes Mitleid und
Liebe gegenüber seinen Nächsten. Als dieser Mann sich wegen der
Gebrechlichkeit seines Körpers dem Tod näherte, schaute er begierig mit 25
Augen und Füßen nach den Himmlischen. Als er aber von einem gewissen
Bruder gebeten wurde, ihm über den Zustand seines Seelenfriedens Antwort
zu erteilen, sagte er demütig und fromm: „Der Friede zwischen mir und dem
Urheber unseres Heils ist sicher und stark, und ich werde auf keine Art und
Weise länger um dessen Betrachtung gebracht werden.“ 30
i(,Aufgrund der dürftigen Kontextinformationen nicht näher zu bestimmen, s. auch DEJONGHE,
Belgium Domini canum, S. 145. Die Darstellung von Thomas von Cantimpre lieferte jedoch die
Vorlage für Konrads Erwähnung durch den Ordenschronisten Johannes Meyer OP (1422-
1485): MEYER, Liber de viris I, 39, S. 31. Zu Meyers Arbeitsweise s. ElEIMANN, Beobachtungen.
Aufgrund der dürftigen Kontextinformationen nicht näher zu bestimmen, s. auch DEJONGHE,
Belgium Dominicanum, S. 145. Erneut lieferte Thomas' Darstellung die Vorlage für den
entsprechenden Eintrag bei Johannes Meyer: MEYER, Liber de viris I, 41, S. 31.