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Übergeordneten mit rechter Lebensweise nicht furchtest.“ „Allen gegenüber
sei gütig, niemandem schmeichelnd.“ „Im Urteil sei strenger als im
Gespräch, im Leben strenger als im Gesichtsausdruck.“ „Du selbst mögest
selten im Gespräch sein, aber ertrage auch die Redenden, ernst und ruhig;
fröhlich, nicht verächtlich.“ „Was du selbst weißt, mögest du ohne Arroganz 5
mitteilen, von den Dingen, die du nicht weißt, verlange ohne die
Unwissenheit zu verbergen, dass sie dir mitgeteilt werden.“ „Du mögest
allen nützen wollen, niemandem schaden.“ „Das Maß der Seelengröße
besteht darin, weder ein furchtsamer noch ein kühner Mensch zu sein.“
[4] „Niemandem ist die Tugend verschlossen, sie steht allen offen, lässt alle 10
zu, lädt alle ein, Freigeborene, Freigelassene, Diener, Könige und
Verbannte; sie wählt nicht den Herrn noch das Vermögen, sondern begnügt
sich mit dem nackten Menschen.“ „Die Körper sind den Herren unterworfen
und verschrieben, der Geist freilich ist selbstständig, so frei und
umherschweifend, dass er noch nicht einmal von diesem Gefängnis, in dem 15
er eingeschlossen ist, davon abgehalten werden kann, dass er seinen Drang
nutzt und Gewaltiges treibt und als Begleiter in die Unendlichkeit
hinauszieht.“ „Der Weg ist vollständig, der Weg ist angenehm, zu dem die
Natur dich eingerichtet hat. Sie hat dir jenes gegeben, und wenn du es nicht
vernachlässigst, wirst du dich Gott gleich erheben. Auch aus einem Winkel 20
kann man nämlich in den Himmel springen“; und dazu gibt es kein
wirkungsvolleres Gefährt als die Tugend.
[5] Zuletzt hätte ich gewiss ein Beispiel für allerlei Tugend angeführt, wenn
ich nicht in jedem Menschen einen Mangel an Tugend gefunden hätte.
„Niemand“ nämlich „ist gut außer Gott allein.“ Ich kenne jedoch eine 25
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Übergeordneten mit rechter Lebensweise nicht furchtest.“ „Allen gegenüber
sei gütig, niemandem schmeichelnd.“ „Im Urteil sei strenger als im
Gespräch, im Leben strenger als im Gesichtsausdruck.“ „Du selbst mögest
selten im Gespräch sein, aber ertrage auch die Redenden, ernst und ruhig;
fröhlich, nicht verächtlich.“ „Was du selbst weißt, mögest du ohne Arroganz 5
mitteilen, von den Dingen, die du nicht weißt, verlange ohne die
Unwissenheit zu verbergen, dass sie dir mitgeteilt werden.“ „Du mögest
allen nützen wollen, niemandem schaden.“ „Das Maß der Seelengröße
besteht darin, weder ein furchtsamer noch ein kühner Mensch zu sein.“
[4] „Niemandem ist die Tugend verschlossen, sie steht allen offen, lässt alle 10
zu, lädt alle ein, Freigeborene, Freigelassene, Diener, Könige und
Verbannte; sie wählt nicht den Herrn noch das Vermögen, sondern begnügt
sich mit dem nackten Menschen.“ „Die Körper sind den Herren unterworfen
und verschrieben, der Geist freilich ist selbstständig, so frei und
umherschweifend, dass er noch nicht einmal von diesem Gefängnis, in dem 15
er eingeschlossen ist, davon abgehalten werden kann, dass er seinen Drang
nutzt und Gewaltiges treibt und als Begleiter in die Unendlichkeit
hinauszieht.“ „Der Weg ist vollständig, der Weg ist angenehm, zu dem die
Natur dich eingerichtet hat. Sie hat dir jenes gegeben, und wenn du es nicht
vernachlässigst, wirst du dich Gott gleich erheben. Auch aus einem Winkel 20
kann man nämlich in den Himmel springen“; und dazu gibt es kein
wirkungsvolleres Gefährt als die Tugend.
[5] Zuletzt hätte ich gewiss ein Beispiel für allerlei Tugend angeführt, wenn
ich nicht in jedem Menschen einen Mangel an Tugend gefunden hätte.
„Niemand“ nämlich „ist gut außer Gott allein.“ Ich kenne jedoch eine 25