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[8] Es gibt unter der Sonne auch noch eine andere Art von Spielen, die voll
ist von eitler Leere. Es gibt nämlich die Würfelspieler, die für die Welt so
schädlich sind, dass man jenen kaum etwas Schlechteres zurechnen kann.
Durch dieses Spiel werden Arme ihrer letzten Kleider beraubt und nackt,
Bettler werden reich, Adelige undankbar und gemeiner als ihre Bauern. Aus 5
dem Würfelspiel entstehen aber die nichtswürdigsten Menschen wie Diebe,
Räuber und Mörder. Wer sich an solche Spiele gewöhnt hat, lässt nicht
leicht davon ab. Den Spielern wohnt ein solcher Eifer inne, dass sie jede
Sittsamkeit zugrunderichten, bis sie nackt sind bis zu den Schamgliedem.
[9] Ich war in einer gewissen Stadt der Champagne, wo ein Jude mit einem 10
Christen in der heiligen Karfreitagsnacht beim Würfelspiel zusammensaß.
Als der Jude viel Geld verlor und dadurch immer ungeduldiger wurde,
schrieb er diese Ungerechtigkeit Christus zu und lästerte Gott. Und bald
nachdem er die Würfel gesammelt hatte, um sie zum Glücksspiel zu werfen,
wurde seine Hand mit den Würfeln zurückgezogen. Er entbrannte jedoch in 15
verwerflichem Zorn und bemühte sich, mit der zurückgezogenen Hand
selbst den Spieltisch zu treffen; und während er wiederum eine höchst
schändliche Gotteslästerung gegen Christus und dessen Mutter ausspie, fiel
er sofort mit grausam verdrehten Augen zu Boden und starb. Der christliche
Mitspieler jenes Mannes aber wurde durch seine zu große Furcht in den 20
Wahnsinn getrieben, wurde immer schwächer und beendete sein elendes
Leben mit einem grausamen Tod.
[10] In der Stadt Löwen in Brabant haben wir einen freigiebigen und guten
Bürger gesehen, der in der heiligen Karfreitagsnacht für das Morgengebet
aufstand. Dabei ging er vor einem Keller im Hof vorbei, in dem höchst 25
verkommene junge Männer zum Würfelspiel beieinander saßen und
untereinander mit Gotteslästerungen und Schwüren wetteiferten. Während
er vorüberging, fand der Bürger aber Menschen aus dem Hof vor dem
Keller, die mit großem Tumult einen gewissen unbekannten Mann
beklagten, der elendiglich verwundet und blutbefleckt war. Als er fragte, 30
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[8] Es gibt unter der Sonne auch noch eine andere Art von Spielen, die voll
ist von eitler Leere. Es gibt nämlich die Würfelspieler, die für die Welt so
schädlich sind, dass man jenen kaum etwas Schlechteres zurechnen kann.
Durch dieses Spiel werden Arme ihrer letzten Kleider beraubt und nackt,
Bettler werden reich, Adelige undankbar und gemeiner als ihre Bauern. Aus 5
dem Würfelspiel entstehen aber die nichtswürdigsten Menschen wie Diebe,
Räuber und Mörder. Wer sich an solche Spiele gewöhnt hat, lässt nicht
leicht davon ab. Den Spielern wohnt ein solcher Eifer inne, dass sie jede
Sittsamkeit zugrunderichten, bis sie nackt sind bis zu den Schamgliedem.
[9] Ich war in einer gewissen Stadt der Champagne, wo ein Jude mit einem 10
Christen in der heiligen Karfreitagsnacht beim Würfelspiel zusammensaß.
Als der Jude viel Geld verlor und dadurch immer ungeduldiger wurde,
schrieb er diese Ungerechtigkeit Christus zu und lästerte Gott. Und bald
nachdem er die Würfel gesammelt hatte, um sie zum Glücksspiel zu werfen,
wurde seine Hand mit den Würfeln zurückgezogen. Er entbrannte jedoch in 15
verwerflichem Zorn und bemühte sich, mit der zurückgezogenen Hand
selbst den Spieltisch zu treffen; und während er wiederum eine höchst
schändliche Gotteslästerung gegen Christus und dessen Mutter ausspie, fiel
er sofort mit grausam verdrehten Augen zu Boden und starb. Der christliche
Mitspieler jenes Mannes aber wurde durch seine zu große Furcht in den 20
Wahnsinn getrieben, wurde immer schwächer und beendete sein elendes
Leben mit einem grausamen Tod.
[10] In der Stadt Löwen in Brabant haben wir einen freigiebigen und guten
Bürger gesehen, der in der heiligen Karfreitagsnacht für das Morgengebet
aufstand. Dabei ging er vor einem Keller im Hof vorbei, in dem höchst 25
verkommene junge Männer zum Würfelspiel beieinander saßen und
untereinander mit Gotteslästerungen und Schwüren wetteiferten. Während
er vorüberging, fand der Bürger aber Menschen aus dem Hof vor dem
Keller, die mit großem Tumult einen gewissen unbekannten Mann
beklagten, der elendiglich verwundet und blutbefleckt war. Als er fragte, 30