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Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0934
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BUA 11,53

929

[6] Vier Kirchen unter den Kathedralkirchen werden in Wort und Schrift
wegen ihrer besonderen Ausübung der Würde gewöhnlich als heilig
bezeichnet, so wie die heilige römische Kirche, die heilige Jerusalemer
Kirche, die heilige Trierer Kirche und die heilige Kölner Kirche
vernünftigerweise ehrwürdig genannt werden. Heilig sagt man nämlich, wie 5
in Blut getaucht. Die heilige römische Kirche war nämlich in das Blut
vornehmlich der Apostel Petrus und Paulus und zahlreicher anderer
Märtyrer getaucht worden. Die heilige Jerusalemer Kirche aber wurde durch
das ruhmvollste Blut Christi selbst geweiht. Auch die heilige Trierer Kirche
- abgesehen von einzelnen Märtyrern, durch die sie von Beginn des 10
Glaubens an häufig gekrönt erschien - ist dreimal (wie schließlich, so liest
man, jene ganze Stadt) für Christus den Märtyrertod gestorben und getötet
worden. Auch die heilige Kölner Kirche hat durch jenes ruhmreichste
Jungfrauenkolleg triumphiert, dessen Zahl allein Gottes Wissen kennt, wie
man weiß. Mögen nämlich zu Beginn auch 11.000 Jungfrauen versammelt 15
gewesen sein, wie man sagt, waren dennoch so viele tausend Männer,
Frauen, adelige und nichtadelige Jungfrauen, die mit jenen nach Rom
gingen und aus Rom zurückkehrten, mit ihnen verbunden und sind mit
ihnen den Märtyrertod gestorben, dass sie verdientermaßen aus dem
Überfluss des Blutes, heilig, das heißt in Blut getaucht, genannt wird.16 20
Daher wurden ein gewisser Papst Cäsarius17 und viele Bischöfe, Könige und
Königinnen, deren Namen mit den Körpern auf den Grabsteinen
eingeschrieben sind, bei den Gräbern der heiligen Jungfrauen gefunden und
emporgehoben. An diese Dinge will ich deswegen erinnern, damit das
Wunder, das ich nun berichten werde, dankbarer gehört wird. 25

X6Diese Episode bezieht sich auf die Legende der hl. Ursula, die zur Vermeidung einer
Eheschließung und zur Bewahrung ihrer Jungfräulichkeit mit 11.000 Jungfrauen eine
Pilgerreise von England über Köln und Basel nach Rom unternahm. Bei ihrer Rückkehr nach
Köln soll Ursula ebenso wie ihre Begleiter, darunter ein Papst Cyriakus, den Märtyrertod
erlitten haben. Köln entwickelte sich in der Folgezeit zum zentralen Ort der Ursula-Verehrung,
s. hierzu WAGNER, Wurzeln und Entwicklung, | Offenbar der legendäre Papst Cyriakus, der
im Gefolg der hl. Ursula den Märtyrertod gestorben sein soll, s. Anm. 16.
 
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