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Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0986
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BUA 11,54

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Beherrschung niedergehalten werden.“ Zu jenem Ruhm der Auferstehung
konnten wir also zuversichtlich sagen: „Das Netz ist zerrissen und wir sind
frei.“ Und Jesaja sagt: An jenem Tag „wird der Herr den Tod für immer
beseitigen.“
[13] Die fünfte Gelegenheit zur Freude wird darin bestehen, zur rechten 5
Seite die Heiligen zu sehen, zu denen gesagt wird: „Kommt herbei, die ihr
von meinem Vater gesegnet wurdet.“ Es wird nämlich eine große Freude
sein, eine Gemeinschaft mit der Mutter Christi zu haben, mit den
Patriarchen und Aposteln, deren Herz von der hier gehörten Erinnerung
allein schon mit Frohlocken angefüllt wird. Wenn man also dies sagen kann: 10
„Seht doch, wie gut und wie schön es ist, wenn Brüder in Eintracht leben,“
wenn so Gute mit den Schlechtesten vermischt wurden, wie wird es dann dir
ergehen, wo kein Guter fehlen und kein Schlechter darunter gemischt
werden wird?
[14] Was aber der allmächtige Herr zu unserer Zeit in Bezug auf einen 15
gewissen sehr edlen Heiden zu zeigen für würdig hielt, wollen wir nun
berichten. Als im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1248 der frommste
König von Frankreich, Ludwig,12 mit seinen Brüdern Robert, dem Grafen
von Artois,13 Alfons, dem Grafen von Poitiers,14 und Karl, dem Grafen von
Anjou,15 als Beistand ins Heilige Land übersetzte und Damiette, die edelste 20
Stadt Ägyptens, einnahm,16 hörte er, dass der König der Tartaren eine
christliche Mutter habe, und dennoch, obwohl er der Sohn eines Heiden
war, die Anhänger des christlichen Glaubens schätzte. Dessen Vater hatte
nämlich den christlichen König von Indien getötet und dessen Tochter zur
Frau genommen. Der gottesfürchtige König von Frankreich hoffte also, dass 25
er den König der Tartaren um seiner Mutter oder seines Großvaters willen
zur Frömmigkeit des christlichen Glaubens bewegen könne; er schickte

nDie Datierung auf das Jahr 1248 wurde aus dem Druck von Colvenier (1627) übernommen.
Wie die folgenden Familienzusammenhänge offenbaren, ist hier von Ludwig IX. „dem Heiligen“
(1214-1270), König von Frankreich seit 1226, die Rede. Die Mehrheit der Varianten gibt 1200
(Bo, V3, W2, M4), eine Ausnahme 1240 (P2) als Datum an; Ludwig zog jedoch 1248 ins Heilige
Land (Sechster Kreuzzug von 1248 bis 1254). S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr.
BUA 1,3,6 sowie ebd. 11,3,9. | ''Robert I. (1216-1250), Graf von Artois. | uAlfons von Poitiers
(1220-1271), Graf von Toulouse. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 11,10,23.
}iKarl I. von Anjou (1226-1285), König von Sizilien. S. zu ihm DUNBABIN, Charles I of Anjou.
i(,Damiette wurde am 5. Juni 1249 eingenommen. S. hierzu Le GOFF, Ludwig der Heilige, S. 163
sowie MONFRIN, Joinville.
 
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