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berichteten, kamen Freunde herbei, || und sie brachten den Leichnam des Toten
nach Hause. Morgens jedoch sagte der Priester, dass man denjenigen, den
ein Donnerschlag bei schändlichen Spielen so bemerkenswert getötet hatte,
nicht auf dem Friedhof der Gläubigen bestatten dürfte.6 Die Freunde
erwiderten: „Auch wenn er von einem Donnerschlag getötet wurde, wäre er 5
dennoch als Pilger mit den anderen zur Kirchweihe gegangen.“ Der Priester
gestattete es also (wenn auch betrübt), und er wurde auf dem Friedhof
bestattet. Und erkenne die Richtigkeit des göttlichen Urteils: Als der
Morgen gekommen war, fand man das Grab offen und der Ort, an dem er
gelegen hatte, war leer und verlassen; der Leichnam aber, wie man bestens 10
glauben kann, war wie auch dessen Arm von Dämonen weggetragen
worden. Wisse also, Leser, dass diejenigen eine solche Strafe verdient
haben, die mit schändlichen Spielen und Gesängen die heiligen Räume der
Gläubigen und die Kirche entehren; auch wenn sie durch Gottes Schonung
nicht immer in solchen Fällen bestraft werden. 15
[5] Die zweite Gattung der Wespen ist die Schabe, über die das „Buch über
die Natur der Dinge“7 spricht, weil sie „lichtscheu ist und im Dunkeln
schläft“. Diese Würmer bilden die Dämonen, welche nachts den Menschen
im Traum erscheinen und sie mit fantastischen Visionen besudeln und
verspotten. 20
[6] Ich entsinne mich, dass ich darüber etwas Lächerliches gelesen habe. Als
sich ein gewisser Mönch einem vom Teufel Besessenen genähert hatte,
schrie er ihn, während viel Volk herumstand, mit dem bissigen Spott der
Dämonen an: „He, Bruder, he, habe ich dir in dieser Nacht etwa nicht eine
schöne Frau in die Träume gebracht?“ Denn er war, wie der Mönch nach 25
seiner Erregung berichtete, im Traum besudelt worden und hatte dies nicht
gebeichtet.
('Zu Verweigerung der Bestattung in geweihter Erde bzw. zu Abweichungen von
Beerdigungsritualen s. SCHMITZ-ESSER, Leichnam, S. 475-495. | 7Die Naturenzyklopädie Liber
de natura rerum des Thomas von Cantimpre, entstanden ca. 1230-1255. S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA prolog.
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berichteten, kamen Freunde herbei, || und sie brachten den Leichnam des Toten
nach Hause. Morgens jedoch sagte der Priester, dass man denjenigen, den
ein Donnerschlag bei schändlichen Spielen so bemerkenswert getötet hatte,
nicht auf dem Friedhof der Gläubigen bestatten dürfte.6 Die Freunde
erwiderten: „Auch wenn er von einem Donnerschlag getötet wurde, wäre er 5
dennoch als Pilger mit den anderen zur Kirchweihe gegangen.“ Der Priester
gestattete es also (wenn auch betrübt), und er wurde auf dem Friedhof
bestattet. Und erkenne die Richtigkeit des göttlichen Urteils: Als der
Morgen gekommen war, fand man das Grab offen und der Ort, an dem er
gelegen hatte, war leer und verlassen; der Leichnam aber, wie man bestens 10
glauben kann, war wie auch dessen Arm von Dämonen weggetragen
worden. Wisse also, Leser, dass diejenigen eine solche Strafe verdient
haben, die mit schändlichen Spielen und Gesängen die heiligen Räume der
Gläubigen und die Kirche entehren; auch wenn sie durch Gottes Schonung
nicht immer in solchen Fällen bestraft werden. 15
[5] Die zweite Gattung der Wespen ist die Schabe, über die das „Buch über
die Natur der Dinge“7 spricht, weil sie „lichtscheu ist und im Dunkeln
schläft“. Diese Würmer bilden die Dämonen, welche nachts den Menschen
im Traum erscheinen und sie mit fantastischen Visionen besudeln und
verspotten. 20
[6] Ich entsinne mich, dass ich darüber etwas Lächerliches gelesen habe. Als
sich ein gewisser Mönch einem vom Teufel Besessenen genähert hatte,
schrie er ihn, während viel Volk herumstand, mit dem bissigen Spott der
Dämonen an: „He, Bruder, he, habe ich dir in dieser Nacht etwa nicht eine
schöne Frau in die Träume gebracht?“ Denn er war, wie der Mönch nach 25
seiner Erregung berichtete, im Traum besudelt worden und hatte dies nicht
gebeichtet.
('Zu Verweigerung der Bestattung in geweihter Erde bzw. zu Abweichungen von
Beerdigungsritualen s. SCHMITZ-ESSER, Leichnam, S. 475-495. | 7Die Naturenzyklopädie Liber
de natura rerum des Thomas von Cantimpre, entstanden ca. 1230-1255. S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA prolog.