Klöster im Hochmittelalter

5
10
15
20
25

Über das Bauwerk Gottes - 5. Kapitel

145

der Teufel versprach. Jene aber glaubten den falschen Versprechen und
fielen vom Glauben an die Wahrheit ab, weil sie die Liebe, die niemals
aufhören wird, nicht so fest hatten, dass sie in dieser alles glaubten, alles
hofften. Denn die, die alles, das Gute wie das Schlechte, das Gott verkündet,
höchst standhaft glauben und keineswegs bezweifeln, die sind es, die in der 5
Zeit der Versuchung nicht abfallen, sondern im Glauben verharren. Aber
auch wenn sie gesündigt haben, erhoffen sie alles Gute von dem guten Gott
und sie bedecken nicht ihre Scham vor ihm wie die ersten Eltern; sondern
sie enthüllen ihren Weg dem Herrn und hoffen auf ihn; er wird es
wohlmachen und wird ihre Gerechtigkeit heraufführen wie das Licht und ihr 10
Recht wie den Mittag. Dies ist der Grund, weshalb der Herr dem treuen
Abraham in der Hitze des Tages um die Mittagszeit erschien, dem treulosen
Erstgeformten aber erschien er umherwandelnd im kühlen Lufthauch nach
der Mittagszeit. Für jenen steht, für diesen da wandelt der Herr umher, weil
auch jener, äußerst fest glaubend und keineswegs an den Worten und 15
Versprechen des Herrn zweifelnd, die Liebe empfing, um durch sie gestärkt
zu werden, damit er nicht einmal abfalle, sondern höchst standhaft stehen
bleibe. Dieser da erstrebte die vom Teufel versprochene Erkenntnis, durch
sein Verlangen nach ihr wurde er nicht gestärkt, um standhaft zu bleiben,
sondern übermütig und stolz, so dass er fiel. 20
6. Was also werden wir sagen? Der Plan Gottes ist doch wohl nicht
zunichtegemacht worden? Die Rippe, die er baute, ist doch wohl nicht so zu
einem Nichts herabgemindert worden, dass das aus jener begonnene
Bauwerk nicht vollendet werden kann? Fern sei es! Nicht von solcher Art ist 25