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Über das Bauwerk Gottes - 8. Kapitel
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ihre Besitztümer und Erbschaften, dass sie nicht vom Stamme Levi sind,
und sie gehen nicht geradeaus, wie es jene Kühe taten, von denen die Lade
gezogen wurde, sondern sie sind von den Regeln der Väter abgewichen. Alle
sind sie abgewichen und allesamt verdorben; da ist keiner, der Gutes tut,
der zum Einen gelangt. Jener eine ist Christus mit all Seinen, die gemeinsam 5
zusammenwohnen; von diesen wird die Arche gebaut, die oben ein Fenster
von einer Elle Größe haben muss, von diesen wird die Stadt der gemeinsam
Wohnenden errichtet, die teilhat an Gott. Von diesen wird auch die Lade
auf geradestem Weg nach Bet-Schemesch, das heißt zum Haus der Sonne,
gezogen, da sie ja weder nach rechts noch nach links vom Weg abweichen. 10
Nachdem die Paläste der Könige, gleichsam wie die Tempel der Philister,
gänzlich zurückgelassen worden sind, schreitet deshalb der rechtgläubige
Klerus eilends mit der Bundeslade zum Haus der Sonne, um dort, wenn er
Christus, die Sonne der Gerechtigkeit erblickt, eher den göttlichen Gesetzen
als den Königen zu gehorchen. Dort sollen die Regeln der Apostel so 15
eingehalten werden, dass die Christus widerstrebenden Gesetze der Könige
und Gewohnheiten der Pseudokleriker ganz und gar vernichtet werden. Dass
dies alles so enden muss, erkennen wir nicht aufgrund von Traumbildern
oder unbegründeten Vermutungen an; sondern, dass es unausweichlich so
geschehen muss, wissen wir daraus und deshalb und bezweifeln es 20
keineswegs, weil wir sehen, dass dies, so wie es einst präfiguriert und
prophezeit wurde, so in unseren Zeiten begonnen hat, obgleich es noch nicht
vollendet worden ist. Ist nicht der Kaiser Heinrich5 so lange an den
nachrangigen Dingen, das heißt an den weltlichen Gütern, geschlagen
worden, so lange von Mäusen, das heißt von Menschen kleiner Größe und 25
fast keiner Würde, geplagt worden, dass er mit seinen Fürsten zu Rate ging,
wie er die Kirche, die wahre Lade der Heiligung, aus ihrer Gefangenschaft
entlassen solle? Und die Fürsten gaben zwar einen Rat, aber einen völlig
unvollkommenen. Sie rieten nämlich, dass er goldene Ringe mit der Lade
zurückschicken solle, das heißt, dass er die goldenen Ringe, mit denen er 30
5> Heinrich K (* 1081 oder 1086, t 23. Mai 1125), römisch-deutscher König (1106-1125) und
Kaiser (1111-1125). Vgl. WEINFURTER, Reformidee und Königtum, S. 289-333; LUBICH,
Heinrich K, S. 5-9.
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ihre Besitztümer und Erbschaften, dass sie nicht vom Stamme Levi sind,
und sie gehen nicht geradeaus, wie es jene Kühe taten, von denen die Lade
gezogen wurde, sondern sie sind von den Regeln der Väter abgewichen. Alle
sind sie abgewichen und allesamt verdorben; da ist keiner, der Gutes tut,
der zum Einen gelangt. Jener eine ist Christus mit all Seinen, die gemeinsam 5
zusammenwohnen; von diesen wird die Arche gebaut, die oben ein Fenster
von einer Elle Größe haben muss, von diesen wird die Stadt der gemeinsam
Wohnenden errichtet, die teilhat an Gott. Von diesen wird auch die Lade
auf geradestem Weg nach Bet-Schemesch, das heißt zum Haus der Sonne,
gezogen, da sie ja weder nach rechts noch nach links vom Weg abweichen. 10
Nachdem die Paläste der Könige, gleichsam wie die Tempel der Philister,
gänzlich zurückgelassen worden sind, schreitet deshalb der rechtgläubige
Klerus eilends mit der Bundeslade zum Haus der Sonne, um dort, wenn er
Christus, die Sonne der Gerechtigkeit erblickt, eher den göttlichen Gesetzen
als den Königen zu gehorchen. Dort sollen die Regeln der Apostel so 15
eingehalten werden, dass die Christus widerstrebenden Gesetze der Könige
und Gewohnheiten der Pseudokleriker ganz und gar vernichtet werden. Dass
dies alles so enden muss, erkennen wir nicht aufgrund von Traumbildern
oder unbegründeten Vermutungen an; sondern, dass es unausweichlich so
geschehen muss, wissen wir daraus und deshalb und bezweifeln es 20
keineswegs, weil wir sehen, dass dies, so wie es einst präfiguriert und
prophezeit wurde, so in unseren Zeiten begonnen hat, obgleich es noch nicht
vollendet worden ist. Ist nicht der Kaiser Heinrich5 so lange an den
nachrangigen Dingen, das heißt an den weltlichen Gütern, geschlagen
worden, so lange von Mäusen, das heißt von Menschen kleiner Größe und 25
fast keiner Würde, geplagt worden, dass er mit seinen Fürsten zu Rate ging,
wie er die Kirche, die wahre Lade der Heiligung, aus ihrer Gefangenschaft
entlassen solle? Und die Fürsten gaben zwar einen Rat, aber einen völlig
unvollkommenen. Sie rieten nämlich, dass er goldene Ringe mit der Lade
zurückschicken solle, das heißt, dass er die goldenen Ringe, mit denen er 30
5> Heinrich K (* 1081 oder 1086, t 23. Mai 1125), römisch-deutscher König (1106-1125) und
Kaiser (1111-1125). Vgl. WEINFURTER, Reformidee und Königtum, S. 289-333; LUBICH,
Heinrich K, S. 5-9.