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Gerhohus; Becker, Julia [Hrsg.]; Insley, Thomas [Übers.]
Gerhoch von Reichersberg, Opusculum de aedificio Dei: die¬ Apostel als Ideal : Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Einleitung, Verzeichnisse und Edition mit Übersetzung Opusculum de aedificio Dei — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.65331#0500
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Über das Bauwerk Gottes - 159. Kapitel

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159. Und deshalb nenne ich, der ich nur über Saulus, noch nicht über Paulus
handle und Ähnlichkeit mit dem großen Verfolger, nicht mit dem großen
Prediger habe, mich eine unzeitige Geburt und den geringsten aller Christen,
weil auch ich nach meinem Maß, nein vielmehr über mein Maß hinaus die 5
Kirche Gottes verfolgt habe, nicht nur, indem ich meinen väterlichen Erbteil
verprasst und lange Schweine gehütet habe, sondern auch - worüber ich
sehr und hoffentlich ausreichend entsetzt bin - indem ich einen gewissen
schlechten, von der Sichel des Bannspruchs niedergehauenen Baum wegen
meines Stolzes und meines Gewinnstrebens gestützt habe.225 Selbst wenn 10
dieser Baum gute Früchte hervorbringen würde, würde mich dennoch für
meine sehr schlechte Absicht eine harte Strafe erwarten, wenn nicht jenes
Lamm, das die Sünden der Welt trägt, mächtig ist, jene Person, über die ich
rede, zur Umkehr zu bewegen und mich zu heilen, der ich meine Schuld vor
ihm und gegenüber allen, die dies lesen, bekenne. Ich verschweige aber 15
sowohl den Namen von jenem als auch meinen eigenen und gewähre nur
das Eingeständnis der Bosheit, damit für die Vergebung der Sünde gebetet
wird und ich den Schiffbruch sowohl des Übermuts als auch der Missgunst
vermeide. Denn weil jener, über den ich spreche, unter den Bischöfen noch
vom Hausvater geduldet wird, obwohl er schlechte Frucht trägt, meine 20
Person aber passenderweise und wahrheitsgemäß als Spott der Leute und
verachtet vom Volke gilt, wäre die Offenbarung meines Namens ein Zeichen
von Übermut, besonders weil ich will, dass in diesem kleinen Werk die
Person und der Name des Schreibenden unbekannt bleibt, aber die Person
und der Name dessen, der mir zu schreiben befahl, erkannt wird.226 Weil 25
dieser der Bischof von Regensburg ist, durch die Gnade Gottes sehr fromm
und voll der Liebe, darf er nicht von uns so in Missgunst oder Hass gezogen
werden, dass irgendeiner ihm zornig vorwirft, warum in dem auf seinen
Befehl errichteten Bauwerk ein Pseudobischof227 namentlich angegriffen
wird; denn dieses Bauwerk muss, zwar von einem hässlichen Maler, doch 30
schön dem Schönsten gezeigt werden und darf deshalb nicht durch den
225> Bezieht sich auf Bischof Hermann von Augsburg (1096-1133). Vgl. CLASSEN, Gerhoch, S.
47. Zu Hermann von Augsburg siehe ausführlich Teil I, Kap. 1.1. | 226> Konrad I. von
Raitenbuch, Bischof von Regensburg (1126-1132) (s. 1. Prolog, Anm. 1). | 227> Bischof
Hermann von Augsburg (1096-1133) (s. Kap. 159, Anm. 225).
 
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