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Über das Bauwerk Gottes - 166. Kapitel
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streitet, den Teil des Armen, der keine Unterstützung in seiner Kirche
findet, den Teil der Kirche, die einer Erneuerung des Baus bedarf,
gewissermaßen durch das Eindringen in fremdes Eigentum besitzen.
167. Hier entgegnen die Mönche: Wenn, sagen sie, der Bischof sein im 5
ganzen Bistum eingesammeltes Viertel für die Beherbergung der Pilger und
Fremden, nicht für Geschenke an und Gastmähler für die Krieger,
Schildträger, Spaßmacher und Hofnarren verwenden würde; wenn dem
Bischof die Stimme der Spaßmacher bei seinem Mahl so verhasst wäre wie
sie es jenem heiligen Bischof233 war, den der heilige Gregor234 deshalb in 10
seinem Dialog235 lobt, weil er einem Spaßmacher, der nicht andere
schmähte, nicht Ohrenjucken mit eitlem Geschwätz erregte, sondern mit
einem Affen und einer Zimbel einfach und unschuldig spielte, keinen
Zugang zu seinem Mahl gewährte, ja vielmehr ankündigte, dass der an der
Tür stehende Spaßmacher sehr bald sterben werde, weil er dem auf die 15
göttlichen Belange bedachten Bischof sein spielerisches Getöse aufdrängte;
wenn die Bischöfe zufrieden wären mit geistlichen Kammerdienern, die
Scharen von Kriegern und die kriegerischen Dienstleute von sich entfernen
und so leben würden, dass gemäß dem Ratschlag des heiligen
Hieronymus236 die Armen und die Pilger und mit jenen Christus als Gäste 20
am Tisch der Bischöfe sitzen würden; wenn die Bischöfe von dem, was
nach Befriedigung ihrer eigenen, streng bemessenen Bedürfnisse übrig sein
könnte, Xenodochien, das heißt Gästehäuser, versorgen würden; wenn die
Bischöfe, wie sie sagen, ihr Viertel auf rechte Weise verwalten würden,
indem sie so und so handeln, würden wir Mönche in gefährlicher Weise 25
darauf beharren, dieses Viertel zu behalten, weil wir ja mit den
Schenkungen der Weltlichen und dem von unserer Hände Arbeit
erworbenem Unterhalt zufrieden sein müssen. Jetzt aber, um vorerst über
die übrigen Teile zu schweigen, warum wird von uns das Viertel des
Bischofs zurückgefordert, damit davon entweder ein Krieger unterhalten 30
oder ein Pferd dick gemacht wird, entweder ein Spaßmacher und
233 > Bonifatius, Bischof von Ferentino. Vgl. Gregor der Große, Dialogorum libri quatuor, Migne
PL 77, lib. I, cap. 9, Sp. 189. | 234> Gregor der Große, Gregor I., Papst (590-604) (s. Kap. 11,
Anm. 11). | 235> Gregor der Große, Dialogorum libri quatuor, Migne PL 77, lib. I, cap. 9, Sp.
193. | 236> Hieronymus (s. Kap. 16, Anm. 28).
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streitet, den Teil des Armen, der keine Unterstützung in seiner Kirche
findet, den Teil der Kirche, die einer Erneuerung des Baus bedarf,
gewissermaßen durch das Eindringen in fremdes Eigentum besitzen.
167. Hier entgegnen die Mönche: Wenn, sagen sie, der Bischof sein im 5
ganzen Bistum eingesammeltes Viertel für die Beherbergung der Pilger und
Fremden, nicht für Geschenke an und Gastmähler für die Krieger,
Schildträger, Spaßmacher und Hofnarren verwenden würde; wenn dem
Bischof die Stimme der Spaßmacher bei seinem Mahl so verhasst wäre wie
sie es jenem heiligen Bischof233 war, den der heilige Gregor234 deshalb in 10
seinem Dialog235 lobt, weil er einem Spaßmacher, der nicht andere
schmähte, nicht Ohrenjucken mit eitlem Geschwätz erregte, sondern mit
einem Affen und einer Zimbel einfach und unschuldig spielte, keinen
Zugang zu seinem Mahl gewährte, ja vielmehr ankündigte, dass der an der
Tür stehende Spaßmacher sehr bald sterben werde, weil er dem auf die 15
göttlichen Belange bedachten Bischof sein spielerisches Getöse aufdrängte;
wenn die Bischöfe zufrieden wären mit geistlichen Kammerdienern, die
Scharen von Kriegern und die kriegerischen Dienstleute von sich entfernen
und so leben würden, dass gemäß dem Ratschlag des heiligen
Hieronymus236 die Armen und die Pilger und mit jenen Christus als Gäste 20
am Tisch der Bischöfe sitzen würden; wenn die Bischöfe von dem, was
nach Befriedigung ihrer eigenen, streng bemessenen Bedürfnisse übrig sein
könnte, Xenodochien, das heißt Gästehäuser, versorgen würden; wenn die
Bischöfe, wie sie sagen, ihr Viertel auf rechte Weise verwalten würden,
indem sie so und so handeln, würden wir Mönche in gefährlicher Weise 25
darauf beharren, dieses Viertel zu behalten, weil wir ja mit den
Schenkungen der Weltlichen und dem von unserer Hände Arbeit
erworbenem Unterhalt zufrieden sein müssen. Jetzt aber, um vorerst über
die übrigen Teile zu schweigen, warum wird von uns das Viertel des
Bischofs zurückgefordert, damit davon entweder ein Krieger unterhalten 30
oder ein Pferd dick gemacht wird, entweder ein Spaßmacher und
233 > Bonifatius, Bischof von Ferentino. Vgl. Gregor der Große, Dialogorum libri quatuor, Migne
PL 77, lib. I, cap. 9, Sp. 189. | 234> Gregor der Große, Gregor I., Papst (590-604) (s. Kap. 11,
Anm. 11). | 235> Gregor der Große, Dialogorum libri quatuor, Migne PL 77, lib. I, cap. 9, Sp.
193. | 236> Hieronymus (s. Kap. 16, Anm. 28).