Nr. 28
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Der neue Text läßt sich mit verschiedenen anderen Weihinschriften an Adad vergleichen, etwa dem Text, den Assur-bel-kala auf einer
heute verschollenen Basaltskulptur aus Assur anbringen ließ (siehe D. Schwemer, Wettergottgestalten, 575-76), der im 9. Jahrhundert
v. Chr. abgefaßten Statueninschrift des Adad-it 3 i (Hadda-yis cI) aus Tall-Faharlya (A. K. Grayson, RIMA 2, 101.2004) oder der
Inschrift auf der Saba 5 a-Stele Adad-närärls III. (Grayson, RIMA 3,104.6). Die auffälligsten Übereinstimmungen weist VAT 9564(+)
jedoch mit einer dem Adad von Kurbail gewidmeten, aber in Kalhu gefundenen Inschrift Salmanassars III. auf (RIMA 3, 102.12,
besonders Z. 34ff.). Wie nachstehend ausgeführt, sind die Parallelen so eng, daß es naheliegt, auch den neuen Text Salmanassar III.
zuzuweisen, obwohl ein endgültiger Beweis hierfür gegenwärtig nicht zu erbringen ist. Name und Titulatur des Königs müssen in der
Lücke zwischen Vs. 14 und Rs. 1 ’ gestanden haben.
Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß auch VAT 9564(+) eine Weihinschrift an den Adad von Kurbail repräsentiert. Wenn man
in Rechnung stellt, daß die beiden Fragmente aus Assur stammen, ist es jedoch plausibler, den göttlichen Protagonisten des Textes
mit dem im Anu-Adad-Tempel ansässigen Adad von Assur zu identifizieren. Das Fragment VAT 9564 (Ass. 12933) wurde laut
Grabungsdokumentation im Jahre 1908 im „Stadtgebief ‘ entdeckt, was bedeutet, daß es sich um einen Oberflächenfund handelt, der
an einem nicht mehr bestimmbaren Ort gemacht wurde. Da Andrae und seine Kollegen 1908 Ausgrabungen am Anu-Adad-Tempel
unternahmen, ist es nicht ganz unwahrscheinlich, daß die beiden Stücke, obwohl keines von ihnen den Gott Anu nennt, im Bereich
ebendieses Tempels aufgelesen wurden. Von Salmanassar III. sind verschiedene Inschriften vom Anu-Adad-Tempel bekannt (RIMA
3,102.39, 54,93,102), seine Bautätigkeit an dem fraglichen Sanktuar ist also gut dokumentiert; sie wird von Andrae in WVDOG 10
(1909), 39-78 und in Wiedererstandes Assur 2, 211-215 behandelt. Die vorliegende Inschrift könnte sich, wie im Kommentar zu Rs.
1 ’f. begründet wird, auf die Anbringung von Türen im Haupteingang zum Hof des Anu-Adad-Tempels oder - wahrscheinlicher - auf
Türen im Eingang vom Hof zur Vorcella oder von der Vorcella zur Cella des Adad-Heiligtums beziehen.
Vs.lf.: Vgl. RIMA 3, 102.12, Z. 1: ana Adad gugal same erseti. Dasselbe Beiwort findet sich, jeweils direkt nach dem Theonym,
auch in der Basaltinschrift Assur-bel-kalas, der Statueninschrift Adad-it 3 is und der Saba 5 a-Stele Adad-närärls III. (Literatur
s. o„ für weitere Belege siehe Schwemer, Wettergottgestalten, 708); offenbar handelt es sich um eine Art Standardepitheton
Adads.
3: etlu ist als Götterepitheton belegt, siehe K. Tallqvist, AGE, 7; es findet sich u. a. in Verbindung mit Samas und Ninurta, bislang
jedoch nicht als Beiwort des Adad. Für weitere Belege für das Adad-Epitheton ursänu siehe Schwemer, Wettergottgestalten,
716.
4: Das Beiwort käsir urpeti erinnert an das griechische nephelegeretes „Wolkensammler", ein von Homer gebrauchtes Epitheton
des Zeus (Hinweis S. M. Maul). Käisir urpeti scheint sonst nicht belegt zu sein, andere Verbindungen zwischen kasäru und
urpätu sind im Akkadischen, wie in CAD K, 260f. demonstriert, jedoch durchaus nicht unüblich. Man vergleiche etwa KAR
304 (+) 337 (W. G. Lambert, Fs. Th. J. Meek, 11-13), Rs. 16’: sa ina kisir urpäti urtassanu ramTmsu „(Adad), dessen Gebrüll
in der Wolkenballung ertönf
5: Auf den ersten Blick könnte man meinen, hier sei eher eine Lesung sa ina su-me su [.] „welcher beim (Aufkommen von)
Durst... [.]“ angezeigt. Z. 6 der Kurbail-Inschrift Salmanassars (RIMA 3,102.12), wo mit Schwemer, Wettergottgestalten,
598 ina GU-.vu statt Graysons ina KA-sü zu lesen ist, legt jedoch die hier angesetzte Wiedergabe - und auch die von mir
vorgenommene Ergänzung der Zeile - näher.
6f.: Vgl. iii 55-57 des Prologs der Gesetze Hammurapis: rubüm ellum sa ms qätTsu Adad Jdü (R. Borger, BAL 2, 6). Es erscheint
durchaus denkbar, daß sich der Verfasser der vorliegenden Inschrift von der Hammurapi-Stelle inspirieren ließ. Wie genau
zu ergänzen ist, bleibt jedoch unklar, und auch die syntaktische Funktion von belu in Z. 7 läßt sich nicht mit Sicherheit
bestimmen.
8: Oder H[E.NUN? Vgl. RIMA 3,102.12, Z. 4: mukJl me nnM(HE.NUN) „der Wasser in Fülle hälf
9f.: Eine sich unterschiedlicher Schreibungen bedienende zweimalige Anmfung Adads am Schluß der hymnischen Einleitung
mutet seltsam an, und doch vermag ich die Zeilen nicht anders zu deuten. Offenbar wird hier die Anrede des Gottes aus Z.
1 neuerlich aufgegriffen. Alternativ ließe sich in Z. 9 an die Lesungen a-na DINGIR u i[m ? oder a-na ti i[m ? denken, doch
scheint keine dieser beiden Möglichkeiten Sinn zu ergeben.
12: Die von Rs. 2’ inspirierte Ergänzung ist nicht ganz sicher.
Rs.l’f.: nerebu bedeutet „Eingang“, nicht „Einzug“. Mit dem hier und möglicherweise auch in Vs. 12 genannten nerebu des Adad
könnte einer der Tordurchgänge des Anu-Adad-Tempels in Assur gemeint gewesen sein, und einiges spricht dafür, daß
unsere beiden Fragmente von einem Text stammen, der die Errichtung der monumentaler Türen eines solchen Tordurchgangs
behandelte. Dem Ausgrabungsbefund nach kommen zwei Durchgänge als Standorte solcher Türen in besonderem Maße in
Frage. Zunächst könnte man an den Haupteingang des Anu-Adad-Tempels Salmanassars III. denken, den sog. Raum A, der
im Südosten durch den Zingel des Tempelvorhofs führte (s. den Plan WVDOG 10, Tf. V). In dem zur Straße hin orientierten
Eingang des Torgebäudes fand sich, wie in WVDOG 10,40-48 ausgeführt, ein Paar von Basaltangelsteinen mit einer Inschrift
Salmanassars, der demnach an dieser Stelle eine - offensichtlich monumentale - Doppeltür errichten ließ. Der Text auf den
Angelsteinen (RIMA 3,102.93) lautet:
ana Adad belisu Salmänu-asared sakin Enlil SID Assur mär Assur-näsir-apli SID Assur mär TukultJ-Ninurta SID Assurma
ana balätJja sulum zerJja mätJja ana Anu Adad bele a aqJs
Für seinen Herrn Adad - Salmanassar, der von Enlil Eingesetzte, der Statthalter (oder Hohepriester) Assurs, der Sohn
Assurnasirpals (II.), des Statthalters (oder Hohepriesters) Assurs, Sohn Tukultl-Ninurtas (II.), ebenfalls Statthalter (oder
Hohepriester) Assurs - um meines Lebens und des Gedeihens meiner Nachkommenschaft und meines Landes willen habe
ich (dies) meinen Herren Anu und Adad geschenkt.
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Der neue Text läßt sich mit verschiedenen anderen Weihinschriften an Adad vergleichen, etwa dem Text, den Assur-bel-kala auf einer
heute verschollenen Basaltskulptur aus Assur anbringen ließ (siehe D. Schwemer, Wettergottgestalten, 575-76), der im 9. Jahrhundert
v. Chr. abgefaßten Statueninschrift des Adad-it 3 i (Hadda-yis cI) aus Tall-Faharlya (A. K. Grayson, RIMA 2, 101.2004) oder der
Inschrift auf der Saba 5 a-Stele Adad-närärls III. (Grayson, RIMA 3,104.6). Die auffälligsten Übereinstimmungen weist VAT 9564(+)
jedoch mit einer dem Adad von Kurbail gewidmeten, aber in Kalhu gefundenen Inschrift Salmanassars III. auf (RIMA 3, 102.12,
besonders Z. 34ff.). Wie nachstehend ausgeführt, sind die Parallelen so eng, daß es naheliegt, auch den neuen Text Salmanassar III.
zuzuweisen, obwohl ein endgültiger Beweis hierfür gegenwärtig nicht zu erbringen ist. Name und Titulatur des Königs müssen in der
Lücke zwischen Vs. 14 und Rs. 1 ’ gestanden haben.
Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß auch VAT 9564(+) eine Weihinschrift an den Adad von Kurbail repräsentiert. Wenn man
in Rechnung stellt, daß die beiden Fragmente aus Assur stammen, ist es jedoch plausibler, den göttlichen Protagonisten des Textes
mit dem im Anu-Adad-Tempel ansässigen Adad von Assur zu identifizieren. Das Fragment VAT 9564 (Ass. 12933) wurde laut
Grabungsdokumentation im Jahre 1908 im „Stadtgebief ‘ entdeckt, was bedeutet, daß es sich um einen Oberflächenfund handelt, der
an einem nicht mehr bestimmbaren Ort gemacht wurde. Da Andrae und seine Kollegen 1908 Ausgrabungen am Anu-Adad-Tempel
unternahmen, ist es nicht ganz unwahrscheinlich, daß die beiden Stücke, obwohl keines von ihnen den Gott Anu nennt, im Bereich
ebendieses Tempels aufgelesen wurden. Von Salmanassar III. sind verschiedene Inschriften vom Anu-Adad-Tempel bekannt (RIMA
3,102.39, 54,93,102), seine Bautätigkeit an dem fraglichen Sanktuar ist also gut dokumentiert; sie wird von Andrae in WVDOG 10
(1909), 39-78 und in Wiedererstandes Assur 2, 211-215 behandelt. Die vorliegende Inschrift könnte sich, wie im Kommentar zu Rs.
1 ’f. begründet wird, auf die Anbringung von Türen im Haupteingang zum Hof des Anu-Adad-Tempels oder - wahrscheinlicher - auf
Türen im Eingang vom Hof zur Vorcella oder von der Vorcella zur Cella des Adad-Heiligtums beziehen.
Vs.lf.: Vgl. RIMA 3, 102.12, Z. 1: ana Adad gugal same erseti. Dasselbe Beiwort findet sich, jeweils direkt nach dem Theonym,
auch in der Basaltinschrift Assur-bel-kalas, der Statueninschrift Adad-it 3 is und der Saba 5 a-Stele Adad-närärls III. (Literatur
s. o„ für weitere Belege siehe Schwemer, Wettergottgestalten, 708); offenbar handelt es sich um eine Art Standardepitheton
Adads.
3: etlu ist als Götterepitheton belegt, siehe K. Tallqvist, AGE, 7; es findet sich u. a. in Verbindung mit Samas und Ninurta, bislang
jedoch nicht als Beiwort des Adad. Für weitere Belege für das Adad-Epitheton ursänu siehe Schwemer, Wettergottgestalten,
716.
4: Das Beiwort käsir urpeti erinnert an das griechische nephelegeretes „Wolkensammler", ein von Homer gebrauchtes Epitheton
des Zeus (Hinweis S. M. Maul). Käisir urpeti scheint sonst nicht belegt zu sein, andere Verbindungen zwischen kasäru und
urpätu sind im Akkadischen, wie in CAD K, 260f. demonstriert, jedoch durchaus nicht unüblich. Man vergleiche etwa KAR
304 (+) 337 (W. G. Lambert, Fs. Th. J. Meek, 11-13), Rs. 16’: sa ina kisir urpäti urtassanu ramTmsu „(Adad), dessen Gebrüll
in der Wolkenballung ertönf
5: Auf den ersten Blick könnte man meinen, hier sei eher eine Lesung sa ina su-me su [.] „welcher beim (Aufkommen von)
Durst... [.]“ angezeigt. Z. 6 der Kurbail-Inschrift Salmanassars (RIMA 3,102.12), wo mit Schwemer, Wettergottgestalten,
598 ina GU-.vu statt Graysons ina KA-sü zu lesen ist, legt jedoch die hier angesetzte Wiedergabe - und auch die von mir
vorgenommene Ergänzung der Zeile - näher.
6f.: Vgl. iii 55-57 des Prologs der Gesetze Hammurapis: rubüm ellum sa ms qätTsu Adad Jdü (R. Borger, BAL 2, 6). Es erscheint
durchaus denkbar, daß sich der Verfasser der vorliegenden Inschrift von der Hammurapi-Stelle inspirieren ließ. Wie genau
zu ergänzen ist, bleibt jedoch unklar, und auch die syntaktische Funktion von belu in Z. 7 läßt sich nicht mit Sicherheit
bestimmen.
8: Oder H[E.NUN? Vgl. RIMA 3,102.12, Z. 4: mukJl me nnM(HE.NUN) „der Wasser in Fülle hälf
9f.: Eine sich unterschiedlicher Schreibungen bedienende zweimalige Anmfung Adads am Schluß der hymnischen Einleitung
mutet seltsam an, und doch vermag ich die Zeilen nicht anders zu deuten. Offenbar wird hier die Anrede des Gottes aus Z.
1 neuerlich aufgegriffen. Alternativ ließe sich in Z. 9 an die Lesungen a-na DINGIR u i[m ? oder a-na ti i[m ? denken, doch
scheint keine dieser beiden Möglichkeiten Sinn zu ergeben.
12: Die von Rs. 2’ inspirierte Ergänzung ist nicht ganz sicher.
Rs.l’f.: nerebu bedeutet „Eingang“, nicht „Einzug“. Mit dem hier und möglicherweise auch in Vs. 12 genannten nerebu des Adad
könnte einer der Tordurchgänge des Anu-Adad-Tempels in Assur gemeint gewesen sein, und einiges spricht dafür, daß
unsere beiden Fragmente von einem Text stammen, der die Errichtung der monumentaler Türen eines solchen Tordurchgangs
behandelte. Dem Ausgrabungsbefund nach kommen zwei Durchgänge als Standorte solcher Türen in besonderem Maße in
Frage. Zunächst könnte man an den Haupteingang des Anu-Adad-Tempels Salmanassars III. denken, den sog. Raum A, der
im Südosten durch den Zingel des Tempelvorhofs führte (s. den Plan WVDOG 10, Tf. V). In dem zur Straße hin orientierten
Eingang des Torgebäudes fand sich, wie in WVDOG 10,40-48 ausgeführt, ein Paar von Basaltangelsteinen mit einer Inschrift
Salmanassars, der demnach an dieser Stelle eine - offensichtlich monumentale - Doppeltür errichten ließ. Der Text auf den
Angelsteinen (RIMA 3,102.93) lautet:
ana Adad belisu Salmänu-asared sakin Enlil SID Assur mär Assur-näsir-apli SID Assur mär TukultJ-Ninurta SID Assurma
ana balätJja sulum zerJja mätJja ana Anu Adad bele a aqJs
Für seinen Herrn Adad - Salmanassar, der von Enlil Eingesetzte, der Statthalter (oder Hohepriester) Assurs, der Sohn
Assurnasirpals (II.), des Statthalters (oder Hohepriesters) Assurs, Sohn Tukultl-Ninurtas (II.), ebenfalls Statthalter (oder
Hohepriester) Assurs - um meines Lebens und des Gedeihens meiner Nachkommenschaft und meines Landes willen habe
ich (dies) meinen Herren Anu und Adad geschenkt.