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Meinhold, Wiebke; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 7): Ritualbeschreibungen und Gebete II — 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53166#0014
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Einleitung

Mit der Veröffentlichung von Gebeten und Ritualbeschrei-
bungen aus Assur setzt der vorliegende Band die Bemühungen
fort, die in dieser Stadt ausgegrabenen Tontafeln mit Texten,
welche sich der ..Beschwörungskunst” (äsipütu) zurechnen
lassen, möglichst umfassend vorzulegen. Innerhalb der Reihe
..Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts” knüpft er an
KAL 2 und KAL 4 an (D. Schwemer. Rituale und Beschwö-
rungen gegen Schadenzauber. Wiesbaden 2007. und S. M. Maul
und R. Strauß mit Beiträgen von D. Schwemer. Ritualbeschrei-
bungen und Gebete I. Wiesbaden 2011). Bereits in der Einleitung
zu KAL 4 haben S. M. Maul und R. Strauß die Textgruppe von
Ritualbeschreibungen und Gebeten eingehend beschrieben,
welche den größten Teil der unveröffentlicht gebliebenen litera-
rischen Keilschrifttexte aus Assur darstellt.1
Inhalt und Anordnung der Texte
DerBand enthält nicht allein Texte aus einembestimmtenBereich
der Beschwörungskunst, wie KAL 2. sondern, wie KAL 4. ein
breites Spektrum an Beschwörungsliteratur. Jede Textgruppe ist
allerdings nur durch einzelne Exemplare vertreten. Im Folgenden
wird ein kurzer inhaltlicher Überblick geboten. Auf Einzelheiten
wird in den Bemerkungen zu den jeweiligen Textbearbeitungen
ausführlich eingegangen.
Wie bereits in KAL 2 und KAL 4 finden sich auch im
vorliegenden Band Rituale und Rezepte zur Abwehr von
Schadenzauber (Texte Nr. 7-11). Zwei Fragmente mit Teilen von
Beschwörungen gegen Schadenzauber bzw. von einer Ritual-
anweisung bilden Duplikate zu zahlreichen Textvertretem aus
Assur. Ninive und Hattusa. Trotz ihrer geringen Größe halfen
die Fragmente, bei der Rekonstruktion der Ritualtexte einzelne
Lesungen zu klären.2 Zwei weitere Fragmente konnten mit
bereits in KAL 2 bzw. KAL 4 publizierten Texten zusammen-
geschlossen werden. In diesen Fällen wurde, wie auch bei
anderen Textzusammenschlüssen, jeweils der vollständige Text
bearbeitet und die ältere Kopie wiederholt abgedruckt, ergänzt
durch die neu gewonnenen Teile der Tafeln.
Mit der Aufnahme von Löseritualen zur Verhinderung
drohenden Unheils (nam-bür-bi) sowie von Handerhebungs-
gebeten bildet der Band ebenfalls eine Fortsetzung zu dem in
KAL 4 veröffentlichten Textmaterial. Die Handerhebungsgebete
(Nr. 28-29) sind - soweit ein göttlicher Adressat erhalten ist -
gerichtet an Istar bzw. an alle Sterne.3 Das Incipit eines weiteren
1 S. M. Maul und R. Strauß. KAL 4. If.
2 Siehe die Partitunimschriften von T. Abusch und D. Schwemer. CMAwR 1.
S. 296f„ Text 8.4: 41-43; S. 47. Text 1.5. Abschnitt 1: 11-16'.
3 „Istar 12“ und „kakkabü 1“ siehe W. R. Mayer. UFBG. 390 und 429.

Handerhebungsgebets an Istar4 ist in einer Ritualbeschreibung
erwähnt, die auch das Incipit einer Beschwörung gegen böse
Dämonen (udug-hul) enthält, aber leider zu fragmentarisch
ist. um den Zweck des Rituals erkennen zu lassen (Nr. 26-27).
Außerdem wird der Anfang eines s/gzi-Gebets vorgelegt (Nr. 30).
bei dem sich allerdings aufgrund des fragmentarischen Erhal-
tungszustands nicht eindeutig klären lässt, an welche Gottheit
oder Gottheiten es gerichtet war.
Die vorgelegten Löserituale (Nr. 4-6) richten sich gegen
Unheil, welches von Skorpionen bzw. Blitzschlag angezeigt
wurde.5 Im Zusammenhang mit der Lösung und Entsorgung von
Unheil steht außerdem eine Kultmittelbeschwörung (Nr. 20).
in der beschrieben ist. wie das .sas'.s<7/z/-Gras Unheil aufnehmen
sollte, welches zuvor vermutlich mittels eines Teigs vom
Patienten abgerieben (kuppuru), an ein Schaf verfüttert und
wieder ausgeschieden worden war.
Besonders hervorzuheben ist eine Ritualbeschreibung in
assyrischer Sprache (Nr. 1-2). Zwei Fragmente davon sowie ein
duplizierendes Fragment wurden bereits von E. Ebeling publi-
ziert und bearbeitet.6 Im Rahmen der vorliegenden Arbeit konnte
ein weiteres Fragment angeschlossen werden. Trotz dieses
Textzuwachses ist von der mindestens dreikolumnigen Tontafel
insgesamt nm etwa ein Viertel erhalten, was die Deutung erheb-
lich erschwert. Die Neubearbeitung kann die Deutung E. Ebelings
als Ritual anlässlich der Eidleistung von Beamten im Rahmen
des Neujahrsfestes im Monat Nisannu nicht bestätigen. Auf eine
Eidleistung wird zwar zweimal angespielt, ob sie aber tatsächlich
den zentralen Teil des Rituals ausmachte, bleibt unklar. Deutlich
wird nm. dass Opferzeremonien vor verschiedenen Gottheiten
- erwähnt sind Belet-seri. Sebetti. Samas. Akisi. Kalluh und
eine möglicherweise ebenfalls göttliche ..Tochter des Flusses”;
letztere drei nur aus Assur bekannt - eine große Rolle spielen.
Sie wmden vom ..Herrn des Opfers” (bei mqi) veranlasst und
zu seinen Gunsten vermutlich von einem Priester durchgeführt.
Andere Ritualbeschreibungen lassen den Zweck der
beschriebenen Handlungen einfacher erkennen. So enthält z. B.
das Fragment eines Kriegrituals eine ausdrückliche Formulie-
rung des Ritualerfolgs, anhand dessen der Text klassifiziert
werden konnte: ..Der Feind wird sich der Grenze deines Landes
nicht nähern” (Nr. 3). Vergleichbare Rituale sind bislang aus
Ninive und Uruk bekannt.7 Auch in Ritualen und Rezepten
zur Heilung verschiedener Erkrankungen (Nr. 12-16) ist der

4 ..Istar 2“ siehe W. R. Mayer. UFBG. 389. und A. Zgoll. Kunst des Betens
AOAT308. 41-67.
5 Siehe S. M. Maul. Zukunftsbewältigung. BaF 18. 115-156 und 344-348.
6 E. Ebeling. OrNS 17. Tf. 9 und 17f.; ders. OrNS 22. 41-46.
7 SieheM.Elat.BiOr 39 (1982). 6-25.
 
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