Metadaten

Meinhold, Wiebke; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 7): Ritualbeschreibungen und Gebete II — 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53166#0015
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2

Ritualbeschreibungen und Gebete II

Anwendungsbereich stets explizit angegeben. Die hier vorge-
legten Exemplare richten sich gegen Augenleiden. Ohrenleiden.
/7/as7«K/z/-Krankhcit. Erkrankungen des Afters sowie gegen die
Frauen betreffende naLva/zz-Krankhcit. Außerdem enthält der
vorliegende Band Rituale und Gebete zur Förderung von Liebes-
beziehungen und sexueller Potenz (Nr. 21-23). zur Vorbereitung
einer Audienz im Palast (e-gal-ku4-ra. Nr. 24-25) sowie
Gebete zur Einweihung eines Götterbildes im Rahmen eines
Mundwaschungsrituals (Nr. 34).
Unklar ist. in welchem Kontext drei fragmentarische Anwei-
sungen zur Herstellung von Amuletten standen und welchem
Zweck sie dienen sollten (Nr. 17-19). Auch der rituelle Zusam-
menhang von Gebeten an Ninurta. Gula bzw. Marduk (Nr. 31 -3 3)
bleibt ungewiss, da auf den entsprechenden Fragmenten keine
Ritualanweisungen erhalten sind.
Auf die klassifizierbaren, zumeist besser erhaltenen Texte,
folgen fragmentarische Texte (Nr. 35-65). die nur erkennen
lassen, dass sie zu Ritualbeschreibungen und Gebeten gehören,
ohne dass eine genauere Bestimmung des Inhalts möglich wäre.
Unterschieden wird zwischen Fragmenten, auf denen sowohl
Ritualanweisungen, d.h. Anleitungen zu Ritualhandlungen,
als auch begleitend dazu zu rezitierende Beschwörungs- bzw.
Gebetstexte erhalten sind (Nr. 35-41). und Fragmenten, die
entweder nm Ritualanweisungen oder nm Gebetstexte enthalten
(Nr. 42-49 bzw. 50-65). Für diese Unterscheidung ist ausschließ-
lich der gegenwärtige Erhaltungszustand maßgeblich. Sie sagt
nichts darüber aus. wie die gesamte Tontafel, zu der ein Frag-
ment gehörte, gestaltet war. In den meisten Fällen dürften die
Tontafeln ursprünglich sowohl Gebetstexte als auch zugehörige
Ritualanweisungen enthalten haben. Innerhalb der einzelnen
Gruppen von Fragmenten sind die Texte nach ihrer Datierung
von mittel- bis neuassyrisch angeordnet.

Fundorte und Kolophone
Die konkreten Fundstellen innerhalb der Stadt Assm sind für
die meisten, der hier veröffentlichten Texte nicht bekannt, da die
Fundnummem häufig verloren gegangen sind.8 Für die Mehrzahl
der mittel- und frühneuassyrischen Tafeln vermutet S. M. Maul
eine Herkunft aus den Ruinen des Assm-Tempels.9 Viele der
neuassyrischen Texte dürften aus dem sogenannten ..Haus des
Beschwörungspriesters” stammen.10 Das ist immerhin für elf
Stücke nachweisbar (Texte Nr. 9. 11. 14. 16. 21. 23-25. 28. 34.
59. außerdem evtl, auch Nr. 39). Es handelt sich um Rituale
zur Abwehr von Schadenzauber, zur Heilung der Krankheiten
maskadu und nahsätu. Beschwörungen und Rituale zur Förde-
rung von Liebesbeziehungen sowie zur Vorbereitung einer
Audienz im Palast, um Handerhebungsgebete und um Gebete
zur Einweihung eines Götterbildes in einem Mundwaschungs-
ritual. Ein Nambmbi-Ritual gegen Unheil, das von Blitzschlag
angezeigt wird, stammt eventuell aus der ..Bibliothek der
Sänger”11 (Text Nr. 5. siehe die Beschreibung in der Einleitung
zur Textbearbeitung).
Zehn Texte enthalten Kolophone. Diese tragen für die Zuord-
nung zu Fundstellen und Bibliotheken allerdings nur wenig
bei. Entweder nämlich finden sie sich auf Tafeln, die aufgrund
einer Fundnummer ohnehin schon einer Bibliothek zugewiesen
werden können (Texte Nr. 11.23.28. 34. 59). oder die genannten
Schreiber und ihre Vorfahren sind sonst nicht bezeugt (Texte
Nr. 1.18.52) oder die Kolophone sind zu fragmentarisch erhalten,
um Schlüsse zuzulassen (Text Nr. 30). Nm in einem Fall hilft der
Kolophon bei der Zuordnung: Die Erwähnung des Beschwörers
Kisir-Assur legt nahe, dass eine Tafel mit Ritualbeschreibungen
zur Vorbereitung einer Audienz im Palast aus dem ..Haus des
Beschwörungspriesters” stammt (Text Nr. 24).

8 Dazu ausführlich S. M. Maul und R. Strauß. KAL 4. S. 2, sowie S. M. Maul.
.,1903-1914: Assur. Das Herz eines Weltreiches“, in: G. Wilhelm (Hrsg.).
Zwischen Tigris und Nil. 100 Jahre Ausgrabungen der Deutschen Orient-Ge-
sellschaft in Vorderasien und Ägypten. Mainz 1998. 47-65. und ders.. Assur-
Forschungen. 192-194.
9 S. M. Maul und R. Strauß. KAL 4. S. 2.
10 N 4. siehe O. Pedersen. ALA II. 41-76.
11 N 3. siehe O. Pedersen. ALA II. 34-41.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften