Metadaten

Meinhold, Wiebke; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 7): Ritualbeschreibungen und Gebete II — 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53166#0021
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8

Ritualbeschreibungen und Gebete II

Diese Zeilen enthalten das Ende einer Beschwörung, die zugehö-
rige Ritualanweisung sowie einen kurzen Kolophon. Das Ritual
beschreibt die Herstellung einer Mehlspeise, die einer Frau zu
essen gegeben werden soll mit dem Ziel: sinnistu ST mimma Sa
ina UbbTSa ibbaSSü ul ikalla iqabbäkka, ..Die betreffende Frau
wird alles, was in ihrem Inneren entsteht, nicht zurückhalten,
(sondern) dir sagen.” Offenbar geht es darum, eine Frau zum
Reden zu bringen. Ein Vergleich mit KAR 61: 22-25 legt die
Vermutung nahe, dass mit diesem ..Reden” die Zustimmung der
Frau gemeint sein könnte, mit einem Mann Geschlechtsverkehr
zu haben. Der Text wurde geschrieben von Nabü-taqqin-ahhe.
Er trägt den Titel eines ..Beschwörers des Assur-Tempels” und
ist Sohn von Nabü-sallim-ahhe. dem ..Beschwörer der Stadt
Assur”.

Rituale zur Vorbereitung einer Audienz im Palast
(e-gal-ku4-ra) (Texte Nr. 24-25)

24
VAT 7820
78 x m55 x 21 mm
ALAN 4

e-gal-ku4-ra-Ritual
Fundnummer: -
Fundort: -

Hellbraunes Fragment vom oberen Teil einer einkolumnigen
neuassyrischen Tontafel mit Partien vom linken, rechten und
oberen Rand. Auf der Vs. sind 15 Zeilen erhalten, auf der Rs.
10 Zeilen. Bis zum unteren Rand fehlt etwa ein Drittel der Tafel.
Die Tafel stammt aus der Hand Kisir-Assurs und enthält gemäß
ihrem Kolophon einen von einer älteren Vorlage angefertigten
Auszug von Beschwörungsritualen zum Eintreten in den Palast.
Diese Rituale dienten dazu, die Palastbeamten und den Herr-
scher selbst freundlich zu stimmen, um zur Audienz vorgelassen
zu werden und das Wohlwollen des Herrschers zu erlangen. Die
rituellen Handlungen bestehen häufig im Salben von Gesicht.
Händen und Füßen mit duftendem Öl. nachdem zuvor die jewei-
lige Beschwörung über dem Öl rezitiert wurde. In VAT 7820
sind Teile von drei Ritualbeschreibungen dieser Art erhalten. Die
erste davon findet ein Duplikat in LKA 106:1-7 und LKA 107a:
19-23. die dritte in BM 10 3385: IV 9-14 (freundlicher Hinweis
H. Stadhouders).

25

e-gal-ku4-ra-Ritual

VAT 8230 ± VAT 13033 a Ass 13955 dn
ml 17 x m72 x m20 mm hD8I West, auf dem Fußboden
ALAN 4: 103 des assyrischen Hauses
Ältere Kopie: KAR 237 (nur VAT 8230)
Hellbraune, einkolumnige neuassyrische Tontafel, die bis
auf kleinere fehlende Splitter vollständig erhalten ist. Das
Grabungsfoto Ass S 3955 zeigt, dass die Fragmente VAT 8230
+ VAT 13033 a offenbar zusammen gefunden wurden, da sie auf
dem Foto zu einer Tafel zusammengefügt abgebildet sind. Im
Museum wurden die Fragmente aber unabhängig voneinander
inventarisiert. Die Information über ihre Zusammengehörigkeit
war verlorengegangen. Im Rahmen der vorliegenden Textedition
konnte VAT 13033 a erneut an VAT 8230 angeschlossen werden.

In derselben Schachtel wie VAT 1303 3 wird im Vorderasiatischen
Museum ein weiteres hellbraunes Tontafelfragment aufbewahrt
(Maße: 28 x 12 x 9 mm). Das Fragment weist im Bruch Leim-
spuren auf. gehört jedoch nicht zu VAT 8230 + VAT 13033 a. Es
wird daher im vorliegenden Band separat als Nr. 46 publiziert.
Die Tafel umfasst sieben Beschwörungen mit zugehörigen
Ritualanweisungen sowie einen kurzen Kolophon. Die Text-
abschnitte auf der Vorderseite enthalten Anweisungen für die
Rezitation von Beschwörungen über Öl und das Salben von
Gesicht. Händen und Füßen mit diesem Öl. um einen Herrscher
gegenüber der eigenen Person und insbesondere gegenüber
den eigenen Rechtsangelegenheiten wohlwollend zu stimmen.
Es folgt eine Beschwörung, die als KA.INIM.MA hüd päni.
..Beschwörung für ein fröhliches Gesicht”, bezeichnet ist. Die
Beschwörung soll über ,s<7.v.s<7/z/-Gras rezitiert werden, welches
sich die zur Audienz vorgelassene Person hinter die Ohren zu
stecken hat. Anliegen der Beschwörungen und Ritualanwei-
sungen in den beiden letzten Textabschnitten ist es. Schuhe
und Gürtel der betreffenden Person mit positiven Kräften
aufzuladen, damit sie bei der Audienz auf das Wohlwollen des
Herrschers hinwirken können. Zu allen Textabschnitten finden
sich Duplikate in KAR 238. LKA 105. LKA 107. LKA 107a.
BM 103385. SpTU I. 18 bzw. SpTU II. 24. Für die Information
über die duplizierenden Abschnitte in den vier zuletzt erwähnten
Texten danke ich herzlich H. Stadhouders. der eine Edition aller
e-gal-ku4-ra-Rituale vorbereitet.
Ritualbeschreibung mit einer Beschwörung gegen
böse Dämonen und einem Handerhebunggebet
an Istar (Texte Nr. 26-27)
26 Ritualbeschreibung mit einer Beschwörung gegen böse
Dämonen und einem Handerhebungsgebet an Istar
VAT 13944 Ass 16652 b
51 x 35 x 19 mm Stadtgebiet
Linke untere Ecke einer vermutlich zweikolumnigen neuassyri-
schen Tontafel. Das Fragment ist von hellbrauner Farbe. Auf der
Vs. sind die Anfänge von 14 Zeilen erhalten, auf der Rs. von 11
Zeilen.
Erhalten sind im Wesentlichen Anweisungen für Speise-.
Libations- und Räucheropfer. Zudem sind die Incipits einer
Beschwörung gegenböse z/ft/AAz/-Dämonen (en udug hul-g[äl
...]) und eines Handerhebungsgebets an Istar angegeben (E[N]
ü-sal-li-k\i belet beleti], ..Istar 2”). die im Verlauf des Rituals
rezitiert werden sollten. Die Ritualbeschreibung endet mit dem
Hinweis, dass deijenige. für den das Ritual durchgeführt wurde,
auf dem Heimweg nicht hinter sich schauen darf. Interessant
ist. dass die Ritualbeschreibung, die sich um das Incipit des
Handerhebungsgebets an Istar gruppiert (Z. b+7-11). inhalt-
liche Parallelen in zwei weiteren Ritualbeschreibungen findet:
zum einen in der Ritualbeschreibung, die zusammen mit dem
vollständigen Text des entsprechenden Gebets ..Istar 2” überlie-
fert ist. zum anderen in der Ritualbeschreibung zu dem Gebet
..Istar 13”. Obwohl sich alle drei Ritualbeschreibungen in der
Ausführlichkeit und z. T. auch in der Wortwahl unterscheiden,
beziehen sie sich auf dieselbe Abfolge von Ritualhandlungen.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften