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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0018
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Einleitung des Herausgebers

XVII

haben«,49 und kündigt an, über die Idee der Universität »in ihrer Eigensubstanz und
von ihren Funktionen in der Wirklichkeit« zu schreiben. Jaspers möchte damit »end-
losen Argumentationen mit zufälligen Prinzipien« begegnen und dazu anregen, Klar-
heit über den Sinn des eigenen Tuns zu gewinnen, indem er »bewußte Maßstäbe« ent-
wickelt und expliziert.50 Als wichtigstes analytisches Anliegen nennt er die »Suche,
Erfassung und Bestimmung der zentralen Kräfte und allgemeinen Formen geistiger
Existenz«,51 womit von Beginn an klargestellt ist, dass für ihn die Universität den pri-
vilegierten Raum und Bewährungsort für die geistige Existenz des Menschen darstellt.
Im ersten Kapitel »Voraussetzungen« entfaltet Jaspers zunächst seinen stark vom Deut-
schen Idealismus geprägten Begriff des »Geistes«. Als dessen wesentliche Charakteris-
tika hebt er in §i das »Klarwerdenwollen«, das »Ganzwerdenwollen« und das »Offen-
barwerdenwollen« hervor.52 Bildung diskutiert Jaspers im Wesentlichen unter dem
Gesichtspunkt eines »erworbenen Zustands« und grenzt sie von »Ausbildung« (Fach-
bildung) und »allgemeiner Bildung« ab. Dabei bestimmt Jaspers Bildung, die er für
einen der wesentlichen Aufträge der Universität hält, in erster Linie als Habitus und
zweite Natur,53 während er den zweiten Auftrag der Universität, die Wissenschaft,
vor allem am diskursiv prüfbaren Geltungsanspruch ihrer Urteile und ihrer Methodik
festmacht.54
Die Forschung als Praxis der Wissenschaftlichkeit sieht Jaspers getragen von der
»Gegenwart der Wahrheit«. »Wissenschaft als Beruf« - Jaspers greift hier Max Webers
Diktum auf - könne nur der Mensch sinnvoll betreiben, der ein Pathos zur Objektivi-
tät in sich trage.55 Während Jaspers in seiner ersten Universitätsschrift Wissenschaft
und Forschung noch verhältnismäßig kursorisch abhandelt, drückt sich seine Sorge
um die Universität als Stätte des geistigen Wirkens »selbstseiender« Menschen bereits
in der starken Akzentuierung derjenigen Themen aus, die das Verhältnis zwischen Leh-
renden und Studierenden betreffen, namentlich »Erziehung« und »Unterricht«, die
den Gegenstand von §2 bilden. Unter Einklammerung konkreter historischer Erzie-
hungskonzepte lenkt Jaspers den Blick auf drei strukturelle Grundformen universitärer
Interaktionsbeziehungen: »scholastische«, »Meister-« und »sokratische« Erziehung.
Dabei ergreift er, wie Fichte und Schleiermacher, explizit Partei für die sokratische Er-
ziehung als Grundmodell der universitären Interaktion, deren Praxis er als »kämp-

49 K. Jaspers: Die Idee der Universität [1923], in diesem Band, 3.
50 Ebd.
51 Ebd., 7.
52 Ebd.
53 Ebd., 12.
54 Ebd., 15.
55 Jaspers übernimmt den Ausdruck »Wissenschaft als Beruf« und die damit verbundene Einschät-
zung des Stellenwerts eines »Pathos der Objektivität« aus Max Webers Münchner Rede »Wissen-
schaft als Beruf« vom 7. November 1917 (EV in: ders.: Geistige Arbeit als Beruf. Vorträge vor dem Frei-
studentischen Bund, München, Leipzig 1919,3-37).
 
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