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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0020
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Einleitung des Herausgebers

XIX

das Aufkommen großer Persönlichkeiten für nicht planbar - es sei lediglich möglich,
Rahmenbedingungen für deren Wachstum zu schaffen. Als eine wesentliche institu-
tionelle Bedingung für die Entstehung solcher Persönlichkeiten fordert er deshalb eine
»Grobmaschigkeit der Daseinsordnung«. In allem Zwangsläufigen, so Jaspers, müss-
ten »möglichst viele Lücken bleiben, dadurch Möglichkeiten für den Einzelnen, [...]
ein gewähltes Schicksal zu ergreifen«.62
Nachdem Jaspers im ersten Kapitel das begriffliche und kategoriale Fundament sei-
ner Ausführungen hergestellt hat, wendet er sich im zweiten, nicht weiter unterglie-
derten Kapitel »Die Idee der Universität« den Aufgaben und Zielen der Universität zu.
Als Eröffnung diskutiert er geläufige Vorstellungen von den Zwecken der Universität,
nämlich als »Fachschulung zum Beruf«, als »Bildungsschule, die den Zweck im Men-
schen sieht«, und als »Forschungsanstalt zur Mehrung der Erkenntnis und der Heran-
ziehung junger Gelehrter«.63 Diese drei Zwecke lassen sich aus Jaspers’ Sicht nicht von-
einander lösen, ohne die geistige Substanz der Universität zu zerstören. Analog zur
klassischen Konzeption hebt er die Verbindung von Forschung und Lehre als zentra-
les Prinzip universitären Lebens hervor. Ein zweites Prinzip der Universität sieht Jas-
pers in ihrem Charakter als Universitas, worunter er in bewusster Abhebung vom ur-
sprünglichen Sinn des Wortes die Orientierung der Wissenschaft an einem »Ganzen«
versteht. Interessant ist in diesem Zusammenhang, wie Jaspers das Verhältnis von Phi-
losophie und Wissenschaft interpretiert. Während er durchaus kritische Töne für
»schlechte Philosophie« im Sinne leichtfertiger Systemmacherei anklingen lässt, sieht
er diejenige Philosophie als wertvoll an, die »Sauerteig der Wissenschaften« werde und
der Idee nach die ganze Universität durchdringen könne.64
Der Bestimmung der ideellen Aufgaben, Prinzipien und Ziele, die Jaspers mit der
Universität verbindet, folgt im dritten und letzten Kapitel die Auseinandersetzung mit
faktischen »Abhängigkeiten und Auswirkungen der Universitätsidee in der Wirklich-
keit«. Das Kapitel umfasst vier Paragraphen mit den Themen »Universitätsunterricht«,
»Universität als Korporation«, »ökonomische Grundlagen« sowie »Interessen der Ge-
sellschaft« und »staatliche Verwaltung«.
In § i dieses Kapitels spricht Jaspers den Universitätsunterricht an und thematisiert
in diesem Zusammenhang studentische Erwartungshaltungen und das Verhältnis des
»Jünglings« zur geistigen Arbeit. Für diesen sei wissenschaftliche Arbeit der Idee nach
geistige Arbeit, die in Bezug auf das »Ganze des Wißbaren« und auf die »Existenz sei-
ner selbst« stehe. Die hohen Erwartungen an die Universität würden allerdings häufig
enttäuscht.65 Für Jaspers kann die Einsozialisation in die Wissenschaft nicht im doktri-

62 Ebd., 37.
63 Ebd.,39.
64 Ebd., 41.
65 Ebd., 47-48.
 
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