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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0033
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XXXII

Einleitung des Herausgebers

abgeschlossen,* * 134 also kaum mehr als einen Monat nach der Besetzung Heidelbergs
durch die Amerikaner und nur kurz nach dem ersten Treffen des »Dreizehnerausschus-
ses«. Wegen Schwierigkeiten bei der Lizenzierung und bürokratischer Hürden konnte
der Band erst 1946 erscheinen. Obwohl Jaspers in einem Brief an seine ehemalige Schü-
lerin Hannah Arendt beklagt, dass der Text damit »zu spät« komme, er auf ihn »jetzt
fast altmodisch« wirke und nur das Vergangene vergegenwärtige,135 beinhaltet er doch
gegenüber den Vorkriegsäußerungen einige wesentliche Neuerungen. Anders als die
Schrift von 1923, die noch stark auf den »Geist« und das Ethos des Lehrers und Wis-
senschaftlers ausgerichtet war, fokussiert Jaspers in der Neuausgabe vor allem den exis-
tentiellen Impetus der Universitätsidee und die Wahrheitssuche. So wird der bereits
1929 ins Spiel gebrachte existentielle Impuls des »ursprünglichen Wissenwollens«136
zur Achse seiner Betrachtungen. Mit Ausnahme des Vorworts und einiger punktueller
Andeutungen ist von den Krisenerfahrungen der NS-Diktatur in der Neuauflage aller-
dings kaum die Rede. Statt die Aufarbeitung der NS-Zeit in seine Universitätsschrift zu
integrieren, ist Jaspers diese Aufgabe vor allem in Vorträgen, Rundfunkbeiträgen und
Aufsätzen wie »Erneuerung der Universität« (1945),137 »Vom lebendigen Geist der Uni-
versität« (1946),138 »Die Wissenschaft im Hitlerstaat« (i946)I39und »Volk und Universi-
tät« (1946/1947)140 angegangen. Zusammen mit der bereits genannten Vorlesung über
»Die geistige Situation in Deutschland« hat Jaspers damit den Versuch unternommen,
mit seinen Analysen des Verfalls von Wissenschaft und Universität unter der NS-Dik-
tatur sowie seinen Überlegungen zur Erneuerung der Universität eine breitere akade-
mische Öffentlichkeit zu erreichen.

lin 1994, 22), widerspricht dem Hans-Georg Gadamer von Leipzig aus in einem Brief an Jaspers
vom 24. Oktober 1946 (DLA, A: Jaspers).
134 Vgl. H. Sarkowski: »Karl Jaspers und sein Verleger Ferdinand Springer«, in: J.-F. Leonhard (Hg.):
Heidelberger Zeit, 159-168, bes. 159-160; das Vorwort der Schrift trägt das Datum »Mai 1945«.
135 Vgl. H. Arendt, K. Jaspers: Briefwechsel, 79-80 (Jaspers an Arendt, 9. Juni 1946).
136 Jaspers prägte diesen Begriff in seinem Vortrag »Die Universität im sozialen Körper«, den er 1929
in Heidelberg im Rahmen der Tagung »Universität und Volkshochschule« (25. bis 28. April 1929)
hielt (vgl. das Manuskript »Die Universität im sozialen Körper«, bes. 1, n, 13; vgl. hierzu auch:
Stellenkommentar Nr. 175). Das »ursprüngliche Wissenwollen«, das Jaspers in dem genannten
Vortrag als »Kern der Universität« bezeichnet (ebd., 13), wurde fortan zu einem wesentlichen Be-
zugspunkt seiner Reflexionen über die existentielle Durchdringung des universitären Lebens.
137 Rede, gehalten am 15. August 1945 zur Wiedereröffnung der Universität Heidelberg mit medizi-
nischen Kursen (EV in: Die Wandlung. Eine Monatsschrift, H. 1 [1945] 66-74; in diesem Band, 73-
80).
138 EV in: K. Jaspers: Vom lebendigen Geist der Universität und vom Studieren. Zwei Vorträge von Karl Jas-
pers und Fritz Ernst, Heidelberg 1946, 5-40; in diesem Band, 85-102.
139 EV in: Der Tagesspiegel. Unabhängige Berliner Morgenzeitung (1.5.1946) 4.
140 Der Radiobeitrag wurde am 10. November 1946 von der Sendestelle Heidelberg ausgestrahlt (vgl.
R. de Rosa: »Nachweise«, in: K. Jaspers: Erneuerung der Universität. Reden und Schriften, 291-297,
296); EV in: Die Wandlung. Eine Monatsschrift, H. 1 (1947) 54-64; in diesem Band, 203-211.
 
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