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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0129
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Die Idee der Universität [1923]

Aussage über das Absolute enthält, ist bis zum äußersten entwickelt und kann offenbar
durch eine objektive verbindliche Erkenntnis, die das Absolute von außen holt und als
Allgemeines hinsetzt, nicht mehr überwunden werden, sondern nur durch einen exi-
stentiellen Absolutismus, der sich hier und dort indirekt zu formulieren versucht hat.
So ist die gegenwärtige Lage, daß die Idee der Universität in ihrem Zentrum aus einer
Epoche der Zersplitterung und Auflösung zu neuer Gestalt drängt, welche zu schaffen
gemeinsame Aufgabe der gegenwärtigen Lehrer und Studenten ist. Es ist heute alles
extrem unfertig, daher das Studium für den jungen Menschen besonders schwer. Der
Relativismus stellt an die Arbeitskraft die größten Anforderungen, da der universale
Umblick in Geschichte und Natur fast nicht mehr zu gewinnen ist, während die ein-
seitigen Verabsolutierungen bestimmter Wissenschaftsarten oder bestimmter Kultu-
ren (wie des Griechentums) dem Studium eine heilsame Begrenzung gaben, die jetzt
jeder einzelne aus seiner eigenen Kraft finden muß. Die Gefahren der ungeordneten
bloßen Beschäftigung, der bloß literarischen Aneignung, des Versäumens der Haupt-
sache der handwerklichen Fachbildung, die Gefahren des Studiums einer vermeint-
lich wie ein wissenschaftliches Fach in sich selbst ruhenden Philosophie u.dgl. sind
groß. Der Student hat recht, wenn er in seinem Universitätsstudium eine wissenschaft-
lich fundierte - darum doch nicht wissenschaftlich erwiesene - Weltanschauung zu
entwickeln sucht. Er hat aber unrecht, wenn er diese als fertige systematische Lehre,
als ein objektives, lernbares Gebilde anzutreffen meint. Wir erziehen nicht, wir leiten
nicht - nur im Handwerklichen, im Erwerb der Methoden, in dem Weitergeben der
Tradition -, wir bieten nichts Endgültiges und Festes; das Letzte ist heute, daß wir auf-
64 lockern, wecken, aufmerksam machen, fragen, an die | persönliche Substanz des ande-
ren appellieren. Der Student soll im Tiefsten frei sein, wir treten mit ihm in Kommuni-
kation, damit er werde, was er ist,90 in Wechselwirkung und Erprobung. Dann zeigen
wir, wie wir es gemacht haben, und was uns gelungen oder mißlungen ist. Aber wir er-
heben nicht den Anspruch auf Nachahmung, auch nicht auf Nachfolge, sondern nur
auf Erwerb der Tradition. Wir selbst fühlen uns verpflichtet, Träger der Tradition zu
sein und fühlen uns schuldig, wenn etwas verloren geht und vergessen wird (wie z.B.
im letzten halben Jahrhundert die tiefe Begriffswelt der Metaphysik). Wir verlangen
Arbeit, Hartnäckigkeit, Methode, Klarheitswillen, und wir machen es schwer, weil wir
möglichst wenig einfach scholastisch hinzunehmen erlauben.
§ 2. Die Universität als Korporation
Damit die Idee lebendiger Zusammenarbeit von Forschern und Schülern sich ver-
wirklicht, bedarf es der Institution, die die materiellen Bedingungen gibt und die
Kontinuität festhält. Das Leben der Universität hängt ganz an den Persönlichkeiten,
nicht an der Institution, welche nur Bedingung ist. Die Institution wird danach zu
beurteilen sein, ob sie die besten Persönlichkeiten heranziehen kann, und ob sie
 
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