Metadaten

Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0535
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
460

Stellenkommentar

8 Eine Entsprechung zu dieser Aussage ist bei Johann Wolfgang von Goethe nicht nachweis-
bar. Möglicherweise bezieht sich Jaspers auf eine Bemerkung Goethes aus einem Gespräch
mit Johann Peter Eckermann vom 17. Februar 1832, die lautet: »Ich verdanke meine Werke
keineswegs meiner eigenen Weisheit allein, sondern Tausenden von Dingen und Personen
außer mir, die mir dazu das Material boten. Es kamen Narren und Weise, helle Köpfe und
bornirte, Kindheit und Jugend wie das reife Alter: alle sagten mir, wie es ihnen zu Sinne sei,
was sie dachten, wie sie lebten und wirkten und welche Erfahrungen sie sich gesammelt,
und ich hatte weiter nichts zu thun, als zuzugreifen und das zu ernten, was andere für mich
gesäet hatten« (J. P. Eckermann: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens, in:
J. W. v. Goethe: Sämtliche Werke, Briefe, Tagebücher und Gespräche, Bd. 39, hg. von C. Michel,
Frankfurt a.M. 1999, 744-745).
9 Vgl. zu Jaspers’ Kommunikationskonzept und zur Bedeutung der Selbstreflexion für die
Kommunikation auch das aus dem Nachlass herausgegebene Vortragsmanuskript »Einsam-
keit« [1915/16]; vgl. hierzu ferner: H. Saner: »Zur Dialektik von Einsamkeit und Kommuni-
kation bei Karl Jaspers«, in: Jahrbuch der Österreichischen Karl-Jaspers-Gesellschaft, Nr. 1 (1988)
53-67, 54; G. Bonanni: »>Kommunikation<. Die Genese eines Jaspers’schen Grundbegrif-
fes«, in: ebd., Nr. 21 (2008) 53-82.
10 Der Gedanke der »Subjekt-Objekt-Spaltung« wurde von Jaspers bereits 1919 ausführlich dis-
kutiert (vgl. Psychologie der Weltanschauungen, bes. 20-27) und bildete später den Ausgangs-
punkt seiner »Philosophischen Logik« und »Periechontologie« als »Lehre von den Weisen
des Umgreifenden« (vgl. Vernunft und Existenz [1935], 43-70; Existenzphilosophie [1938], 13-
25; Von der Wahrheit [1947], 53-140; vgl. zum Begriff des »Umgreifenden«: Philosophische Au-
tobiographie [NA 1977], 86; Von der Wahrheit, 38; zum Begriff »Periechontologie«: ebd., 158).
11 Als »Epheben« wurden im antiken Griechenland seit dem 4. Jahrhundert v.Chr. junge Män-
ner bezeichnet, die eine zweijährige staatliche, am athenischen Vorbild orientierte, militäri-
sche Erziehung genossen, die als Voraussetzung für die Erlangung der vollen Bürgerrechte galt.
12 »Mandarin« (Sanskrit für »Ratgeber«) ist die westliche Bezeichnung für höhere chinesische
Staatsbeamte in der Zeit der Ming- und Qing-Dynastien (1368-1911).
13 Die bereits von Demokrit hergestellte Verbindung zwischen dem Naturprozess und dem
Gewöhnungs- bzw. Einübungsprozess wurde in der Neuzeit vor allem durch Michel de
Montaigne im Sinne eines Konservatismus der Gewohnheit interpretiert (vgl. G. Funke:
»Natur, zweite«, in: HWPh VI, 484-494, 486). Jaspers erweitert diese Auffassung in dem
Sinne, dass er die zweite Natur als einen alle Deutungs- und Handlungsebenen des Indivi-
duums prägenden Habitus versteht.
14 Der griechische Begriff der »kalokagathia«, der aus den Worten »kalös«, »kai« und »agathös« zu-
sammengesetzt ist (»schön und gut«), ist seit Homer die Bezeichnung für ein griechisches Ideal
der körperlichen und geistigen Vollkommenheit, das als gesamthafte Vortrefflichkeit (arete) der
Person erscheint (vgl. hierzu auch: W. Grosse: »Kalokagathia«, in: HWPh IV, 681-684).
15 Das »decorum« (von lat. »decor«: Anstand, Schicklichkeit, Angemessenheit) stand in der
römischen Antike allgemein für das sich Ziemende, Ehrenhafte. In der öffentlichen Rede
und im Verhalten galt das decorum als rhetorisches Regulativ, mit dem die Befolgung der Re-
geln des Schicklichen und Angemessenen zum Ausdruck gebracht werden sollte. Jaspers
verknüpft das decorum vor allem mit Marcus Tullius Cicero (106-43 v.Chr.); das Maßhalten
sei mit dessen Begriff des decorum zu dem geworden, »was sich für den vornehmen Römer
ziemt« (K. Jaspers: Psychologie der Weltanschauungen, 223).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften