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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0536
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Stellenkommentar

461

Das germanische Barbarenmotiv, auf das diese Aussage anspielt, lässt sich auf die Schrift
Germania (um 98 n.Chr.) des römischen Historikers Publius Cornelius Tacitus (um 55-nach
115 n.Chr.) zurückführen. Ebenso wie die Motive des »Germanen« und des »Ariers« diente
es v.a. seit Ende des 18. Jhs. der Konstruktion einer genuin deutschen Identität (vgl. K. von
See: Barbar, Germane, Arier. Die Suche nach der Identität der Deutschen, Heidelberg 1994, 38).
Insbesondere die mit dem Barbarenmotiv assoziierten Charakteristika der Freiheit, Eigen-
ständigkeit und Individualität bildeten wesentliche Bezugspunkte der neuhumanistischen
Bildungsidee und figurierten als Abgrenzungsmerkmale gegenüber der französischen Kul-
tur. Umgeformt in ein positiv konnotiertes Wesensmerkmal wurde die Freiheit des Barba-
ren als Möglichkeit der freien Entfaltung eines genuin nationalen Talents ohne verengende
Bildungsideale gedeutet.
Die Unterscheidung zwischen materialer und formaler Bildung ist eine gängige Dichotomie
in den didaktischen Theorien des 19. und 20. Jahrhunderts. Materiale Bildungstheorien
richten ihren Blick auf die objektiven kulturellen Inhalte, die zugänglich gemacht werden
sollen, während in den formalen Theorien das sich bildende Subjekt im Vordergrund steht.
Die »agorä« (griech. für »Versammlung«) war in der Antike das Zentrum der griechischen
Stadt und der Platz für Volks- und Gerichtsversammlungen. Sie gilt als für das kulturelle
und politische Leben der Polis maßgebliche Institution.
Die »arche« ist ein unter den Vorsokratikern weit verbreiteter Terminus. Er wurde als Aus-
druck für »Anfang«, »Ursache« oder »Prinzip« gebraucht, insbesondere im Sinne eines häu-
fig mit einer stofflichen Komponente assoziierten ersten und ursprünglichen, alles Seiende
determinierenden Urgrunds.
Der Philosoph Wilhelm Traugott Krug (1770-1842) prägte diesen Ausdruck und das von Jas-
pers übernommene Verständnis desselben in seinem Yjgßfg-j veröffentlichten Werk Ver-
such einer systematischen Enzyklopädie der Wissenschaften.
Diese Allegorie entstammt der griechischen Mythologie und steht sinnbildlich für eine Ver-
dammnis zu sinnloser Arbeit und vergeblicher Mühe.
Die Textstelle stammt aus Immanuel Kants Anthropologie in pragmatischer Hinsicht aus dem
Jahre 1798 (AA VII, 325).
Hippolyte Adolphe Taine (1828-1893); französischer Philosoph und Kulturhistoriker. Seine
Lehre vom Einfluss der physischen, geistigen und sozialen Umwelt, die auch als »Milieu-
theorie« bekannt wurde, gab einen ersten Anstoß zur Erforschung sozialer Faktoren in ih-
rer Auswirkung auf individuelles Schaffen. Hauptwerke: Philosophie de l’art (1865; Philoso-
phie der Kunst); De l’intelligence (2 Bde., 1870; Der Verstand).
Das Zitat hat Jaspers Taines Studien zur Kritik und Geschichte entnommen (übers, von P. Kühn
und A. Aall mit einem Vorwort von G. Brandes, Paris u.a. 1898, XXVII).
Der Satz findet sich in Hegels Grundlinien der Philosophie des Rechts, weicht aber etwas vom
Quellentext ab. Dort heißt es: »Insofern Denken und Wollen noch unterschieden sind, ist
vielmehr das Umgekehrte das Wahre und die denkende Vernunft ist als Wille dieß, sich zur
Endlichkeit zu entschließen« (GW 14,1, 38).
Die Bedeutung dieses Ausdrucks stellt Jaspers einige Jahre später in Bezug auf den rationalis-
tischen Ansatz Rene Descartes’ dar. In Descartes und die Philosophie [1937] spricht er von einem
»Pathos der Richtigkeit« und charakterisiert dieses folgendermaßen: »Vor die wirklich sach-
nahe Forschung schiebt sich die ausgedachte, unwirkliche Konstruktion. Übrig bleibt allein
der Anspruch absolut richtigen Urteilens vermöge einer zwingenden Gewißheit« (ebd., 80).
 
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