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Stellenkommentar
Naturdinge [...] ist nur vermittelst der Mathematik möglich, und da in j eder Naturlehre nur
so viel eigentliche Wissenschaft angetroffen wird, als sich darin Erkenntniß a priori befin-
det, so wird Naturlehre nur so viel eigentliche Wissenschaft enthalten, als Mathematik in
ihr angewandt werden kann« (AAIV, 470; KJB: ebd., hg. von O. Buek, Leipzig 1922,192-193;
m. Marginalien, Textstelle markiert).
233 Das Zitat stammt aus Kants Kritik der Urtheilskraft aus dem Jahre 1790 (AA V, 400).
234 Gemeint ist ein die überlieferten bildhaften Mythen ablösender Ersatzmythos.
235 Für eine Auflösung der Universität plädierte vor allem Max Scheier (vgl. hierzu: Einleitung
zu diesem Band, Fußnote Nr. 35).
236 Jaspers spielt hier mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die deutschen »Akademien der Wis-
senschaften« an. Die erste Einrichtung dieser Art war die »Königlich-Preußische Akademie
der Wissenschaften« (auch »Kurfürstlich-Brandenburgische Societät der Wissenschaften«),
die im Jahre 1700 auf Initiative von Gottfried Wilhelm Leibniz vom brandenburgischen
Kurfürsten Friedrich III. gegründet wurde.
237 Jaspers hatte in der Erstausgabe der Schrift noch den »Bund der Pythagoreer« in der Dar-
stellung Jacob Burckhardts als Beispiel für die »Meistererziehung« genannt (vgl. Stellen-
kommentare Nr. 42,43; J. Burckhardt: »Pythagoras«, in: Vorträge 1844-1887, hg. von E. Dürr,
Basel 2i9i8, 228-249).
238 Als »Kadettenanstalten« werden seit Ende des 17. Jahrhunderts v.a. Erziehungsinstitute für
künftige Berufsoffiziere bezeichnet. Ihre Wurzeln haben sie in französischen Kadettenschu-
len, in denen junge Adlige zu »cadets« ausgebildet wurden.
239 Die »Janitscharen« waren eine türkische Elitetruppe, die von ca. 1330 bis 1826 bestand und
in der Blütezeit des Osmanischen Reiches die Kerntruppe des Heeres bildete. Sie bestand
ursprünglich v.a. aus zu strengen Muslimen herangezogenen christlichen Sklaven aus dem
Balkan und war aufgrund ihrer ausgeprägten Diszipliniertheit, Schlagkraft und Skrupello-
sigkeit gefürchtet.
240 Schon Schleiermacher weist den Vorlesungen eine Vorrangstellung unter den universitä-
ren Lehrveranstaltungen zu, wenn er schreibt: »Wie nun die ganze Universität ein solches
wissenschaftliches Zusammenleben ist: so sind die Vorlesungen insbesondere das Heilig-
thum desselben« (Gelegentliche Gedanken, 48).
241 Zu den offensivsten Kritikern der Vorlesungen gehörte in der genannten Periode der His-
toriker Ernst Bernheim (1859-1942), der den Standpunkt vertrat, man könne ein Gros der
»Privatvorlesungen« aus der universitären Lehre verbannen (vgl. ders.: Der Universitätsun-
terricht und die Erfordernisse der Gegenwart, Berlin 1898, bes. 19-25). Die Kritik an universitä-
ren Vorlesungen wurde auch vom Bildungshistoriker Friedrich Paulsen diskutiert, dessen
Werk Die deutschen Universitäten und das Universitätsstudium (Bd. 1 [1902], Hildesheim 1966,
bes. 238) Jaspers nachweislich rezipiert hat (vgl. Notizen, DLA, A: Jaspers).
242 Schleiermacher spricht davon, dass der »Lehrer« alles, was er sagt, »vor den Zuhörern ent-
stehen lassen« müsse; »er muß [...] sein eigenes Erkennen, die That selbst, reproduciren, da-
mit sie [...] die Thätigkeit der Vernunft im Hervorbringen der Erkenntniß unmittelbar an-
schauen und anschauend nachbilden« (Gelegentliche Gedanken, 48-49).
243 Das Zitat stammt aus einem Brief G. W. F. Hegels an F. I. Niethammer vom 28. Oktober 1808
und weicht etwas vom Original ab. Bei Hegel heißt es: »Die theoretische Arbeit, überzeuge
mich täglich mehr, bringt mehr zustande in der Welt als die praktische; ist erst das Reich
der Vorstellung revolutioniert, so hält die Wirklichkeit nicht aus« (SW XXVII, 253).
Stellenkommentar
Naturdinge [...] ist nur vermittelst der Mathematik möglich, und da in j eder Naturlehre nur
so viel eigentliche Wissenschaft angetroffen wird, als sich darin Erkenntniß a priori befin-
det, so wird Naturlehre nur so viel eigentliche Wissenschaft enthalten, als Mathematik in
ihr angewandt werden kann« (AAIV, 470; KJB: ebd., hg. von O. Buek, Leipzig 1922,192-193;
m. Marginalien, Textstelle markiert).
233 Das Zitat stammt aus Kants Kritik der Urtheilskraft aus dem Jahre 1790 (AA V, 400).
234 Gemeint ist ein die überlieferten bildhaften Mythen ablösender Ersatzmythos.
235 Für eine Auflösung der Universität plädierte vor allem Max Scheier (vgl. hierzu: Einleitung
zu diesem Band, Fußnote Nr. 35).
236 Jaspers spielt hier mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die deutschen »Akademien der Wis-
senschaften« an. Die erste Einrichtung dieser Art war die »Königlich-Preußische Akademie
der Wissenschaften« (auch »Kurfürstlich-Brandenburgische Societät der Wissenschaften«),
die im Jahre 1700 auf Initiative von Gottfried Wilhelm Leibniz vom brandenburgischen
Kurfürsten Friedrich III. gegründet wurde.
237 Jaspers hatte in der Erstausgabe der Schrift noch den »Bund der Pythagoreer« in der Dar-
stellung Jacob Burckhardts als Beispiel für die »Meistererziehung« genannt (vgl. Stellen-
kommentare Nr. 42,43; J. Burckhardt: »Pythagoras«, in: Vorträge 1844-1887, hg. von E. Dürr,
Basel 2i9i8, 228-249).
238 Als »Kadettenanstalten« werden seit Ende des 17. Jahrhunderts v.a. Erziehungsinstitute für
künftige Berufsoffiziere bezeichnet. Ihre Wurzeln haben sie in französischen Kadettenschu-
len, in denen junge Adlige zu »cadets« ausgebildet wurden.
239 Die »Janitscharen« waren eine türkische Elitetruppe, die von ca. 1330 bis 1826 bestand und
in der Blütezeit des Osmanischen Reiches die Kerntruppe des Heeres bildete. Sie bestand
ursprünglich v.a. aus zu strengen Muslimen herangezogenen christlichen Sklaven aus dem
Balkan und war aufgrund ihrer ausgeprägten Diszipliniertheit, Schlagkraft und Skrupello-
sigkeit gefürchtet.
240 Schon Schleiermacher weist den Vorlesungen eine Vorrangstellung unter den universitä-
ren Lehrveranstaltungen zu, wenn er schreibt: »Wie nun die ganze Universität ein solches
wissenschaftliches Zusammenleben ist: so sind die Vorlesungen insbesondere das Heilig-
thum desselben« (Gelegentliche Gedanken, 48).
241 Zu den offensivsten Kritikern der Vorlesungen gehörte in der genannten Periode der His-
toriker Ernst Bernheim (1859-1942), der den Standpunkt vertrat, man könne ein Gros der
»Privatvorlesungen« aus der universitären Lehre verbannen (vgl. ders.: Der Universitätsun-
terricht und die Erfordernisse der Gegenwart, Berlin 1898, bes. 19-25). Die Kritik an universitä-
ren Vorlesungen wurde auch vom Bildungshistoriker Friedrich Paulsen diskutiert, dessen
Werk Die deutschen Universitäten und das Universitätsstudium (Bd. 1 [1902], Hildesheim 1966,
bes. 238) Jaspers nachweislich rezipiert hat (vgl. Notizen, DLA, A: Jaspers).
242 Schleiermacher spricht davon, dass der »Lehrer« alles, was er sagt, »vor den Zuhörern ent-
stehen lassen« müsse; »er muß [...] sein eigenes Erkennen, die That selbst, reproduciren, da-
mit sie [...] die Thätigkeit der Vernunft im Hervorbringen der Erkenntniß unmittelbar an-
schauen und anschauend nachbilden« (Gelegentliche Gedanken, 48-49).
243 Das Zitat stammt aus einem Brief G. W. F. Hegels an F. I. Niethammer vom 28. Oktober 1808
und weicht etwas vom Original ab. Bei Hegel heißt es: »Die theoretische Arbeit, überzeuge
mich täglich mehr, bringt mehr zustande in der Welt als die praktische; ist erst das Reich
der Vorstellung revolutioniert, so hält die Wirklichkeit nicht aus« (SW XXVII, 253).