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Jaspers, Karl; Marazia, Chantal [Hrsg.]; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 3): Gesammelte Schriften zur Psychopathologie — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69896#0549
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506

Stellenkommentar

Erst in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts grenzte man sich von der französischen
Monomanielehre ab und sprach den Zwangsvorgängen und Zwangsvorstellungen eine geson-
derte Stellung zu. Siehe dazu C. Westphal: »Ueber Zwangsvorstellungen«, in: Berliner klinische
Wochenschrift46 (1877) 669-672,47 (1878) 687-689.1897 wurde für die Zwangserscheinungender
Begriff >Anankasmus< eingeführt. Vgl. J. Donath: »Zur Kenntnis des Anancasmus (psychische
Zwangszustände)«, in: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten 29 (1897) 211-224.
Vgl. Richter: Brandstifter, 69-83.
Enuresis nocturna = nächtliches Einnässen.
Um 1900 erschienen zahlreiche Publikationen, die sich mit der Frage beschäftigten, ob es eine
spezifische Haftpsychose (auch Gefängnispsychose) gebe. Die meisten Autoren - darunter auch
Wilmanns - ordneten diese dem hysterischen Spektrum zu - daher auch der Begriff Haftneurose
oder Haftreaktion - und betrachteten sie als prognostisch sehr günstig (vgl. hierzu K. Wilmanns:
Gefängnispsychosen, Halle 1908). Wilmanns veröffentlichte 1912 auch eine Geschichte der Haft-
psychose; vgl. P. Nitsche, K. Wilmanns: TheHistoryofPrisonPsychosis, New York 1912.
Kaupier: »Eine jugendliche Brandstifterin«, in: Eriedreich's Blätter für gerichtliche Medicin und
Sanitätspolizei y] (1886) 316-318.
Zur Anmerkung: Vgl. I. Kurz: Hermann Kurz. Ein Beitrag zu seiner Lebensgeschichte, München,
Leipzig 1906. Zum Decknamen >Apollonia< siehe Stellenkommentar, Nr. 9.
Der ursprünglich biologische Begriff >Degeneration< (Entartung) gewann seit der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Psychiatrie zunehmend an Bedeutung. Darunter verstand
man eine von Generation zu Generation progrediente Verschlechterung des menschlichen
Erbgutes. Nachdem physiologische und morphologische Ansätze keine ausreichenden
Ergebnisse für die Erklärung der psychischen Erkrankungen erbracht hatten, wurde die Erb-
lichkeit zum wichtigsten ätiologischen Faktor für die Entstehung von Geisteskrankheiten:
Die Degenerationstheorie - und damit die Vorstellung von der Erblichkeit der Geisteskrank-
heit - bildete um 1900 den konzeptionellen Hintergrund für das Verständnis von zahlrei-
chen seelischen Störungen, besonders für die endogenen Psychosen (siehe Stellenkommen-
tar, Nr. 250) und die Persönlichkeitsstörungen.
Zur Intelligenzprüfung siehe oben, S. 175-227.
Unter Imbezillität verstand man die leichteren Grade mangelhafter geistiger Entwicklung.
Zur Anmerkung: Hypalgesie = herabgesetzte Schmerzempfindung.
Vgl. K. W. Ideler: Lehrbuch der gerichtlichen Psychologie, Berlin 1857.
Kraepelin trug entscheidend zur Verbreitung des Entartungsbegriffs (siehe Stellenkommen-
tar, Nr. 237) in der Psychiatrie bei. Besonders in seiner Münchner Zeit beschäftigte er sich
mit der Degenerationstheorie und bestimmte dadurch die Forschungslinie an seinem Insti-
tut in dieser Richtung (vgl. hierzu E. Engstrom: »>On the Question of Degeneratiom by Emil
Kraepelin (1908)«, in: History ofPsychiatry 18 (2007) 403; V. Roelke: »Biologizing social facts:
An early 2oth Century debate on Kraepelin’s concepts of culture, neurasthenia, and degene-
ration«, in: Culture, Medicine & Psychiatry 21 (1997) 383-403). Zur reaktiven Psychose siehe
Stellenkommentar, Nr. 840.
Vgl. vorigen Stellenkommentar.
Anämie = Blutarmut.
Jaspers zitiert hier wörtlich aus Ideler: Lehrbuch, 103.
Es handelt sich bei den letzten drei Namen um die entsprechenden Autoren.
Vgl. P. Moreau de Tours: La folie chez les enfants, Paris 1888,126-127.
 
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