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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 6): Psychologie der Weltanschauungen — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69894#0029
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XXVIII

Einleitung des Herausgebers

Anschauungen, nicht um die äusseren Ereignisse handelt.«123 Ein knappes Jahr später
heißt es in einem Brief von Gertrud Jaspers, die »Verstehende Psychologie« werde ein
umfassendes Werk, das noch io Jahre in Anspruch nehmen könne.124 Noch im Mai
1916 war gegenüber dem Verleger Springer von einem Buch mit dem Titel »Verstehende
Psychologie« die Rede.125 Die Entscheidung, dieses Projekt fallen zu lassen und statt
dessen einen Teilbereich der Verstehenden Psychologie zu einem Buch auszuarbeiten,
scheint Jaspers erst im Zuge seiner Vorlesung über Religionspsychologie126 im Winter-
semester 1916/17 getroffen zu haben. In einem Brief vom 13. Mai 1917 berichtet Jaspers
seinem Vater von der geplanten Vorlesung zur »Psychologie der Weltanschauungen«,127
einen Monat später äußert er ihm gegenüber das Vorhaben, im darauffolgenden Jahr
ein Buch gleichen Titels zu publizieren.128
Jaspers schreibt in dem Bewusstsein, einen völlig neuen Gegenstandsbereich zu he-
ben. Er versuche etwas »sehr Gewagtes«, teilt er im April 1918 seinem Vater mit. Gleich-
wohl schränkt er die Erwartung an einen Erfolg des Buches gleich ein: »Ob es grossen
Wert für die Öffentlichkeit hat, ist mir natürlich sehr zweifelhaft. Möglicherweise wird
sich kein Mensch darum kümmern. Meine weiteren Arbeiten werden wieder einen
ganz anderen Charakter haben.«129 Ganz anders positioniert Jaspers das Buch gegen-
über dem Verleger Ferdinand Springer: »Es ist zwar mit wissenschaftlichen und fach-
mässigen Mitteln gearbeitet, wendet sich aber äusser an Philosophen, Psychologen
und Psychiater überhaupt an Gebildete. Ich glaube nach vielen Anzeichen, dass es in
der gegenwärtigen Zeit auf ein Bedürfnis weiterer Kreise stösst. Überall tauchen ja jetzt
zunehmend weltanschauliche Fragen auf und bewegen viele Menschen (sichtbar in
den Zeitungen, auf der Bühne, im Religiösen, vor allem auch bei der heutigen Jugend).

123 K. Jaspers an die Eltern, 25. Dezember 1914.
124 Vgl. G. Jaspers an H. Jaspers, 4. November 1915.
125 Vgl. Gesprächsnotiz von Ferdinand Springer vom 15. Mai 1916 (KJG III/8.1, 278). Darin schreibt
Springer: »Das Buch wendet sich zwar in erster Linie an den Philosophen und Psychologen, wird
aber auch von Psychiatern gekauft werden. - Jedenfalls ist Jaspers ein bedeutender Kopf, dessen
Bücher wir verlegen müssen.«
126 Dem Psychiater und Kollegen an der Heidelberger Psychiatrischen Klinik, Hans Walter Gruhle
gegenüber nannte Jaspers in einem Brief vom n. Dezember 1916 die Themen seiner Vorlesung:
»active Mystik (im Anschluss an Martin Buber); über Johannes Müller; über Stigmatisation; über
die Autobiographie der heil. Therese; das [?] über Laotse; über psychische Epidemien religiösen
Charakters; über Beziehungen von Weltablehnung und Weltbeherrschung (auf Grund eines Bu-
ches über mittelalterliche Weltanschauung); über Unterscheidung und Beziehung von Metaphy-
sik, Mystik und Religion (von einem älteren Psychologen aus der Schweiz, dessen Absichten da-
bei ich nicht kenne); über Kierkegaard« (K. Jaspers: Korrespondenzen 1,109).
127 K. Jaspers an C. Jaspers sen., 13. Mai 1917; vgl. auch: K. Jaspers an F. Springer, 15. Mai 1917,
KJG III/8.1,280.
128 K. Jaspers an C. Jaspers sen., 10. Juni 1917.
129 K. Jaspers an C. Jaspers sen., 18. April 1918.
 
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