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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 6): Psychologie der Weltanschauungen — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69894#0530
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Kants Ideenlehre

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Gegenstände möglich. In der Sphäre der urbildlichen Wahrheiten der Gegenstände
selbst haben Ideen nichts zu suchen. Sie dort zu finden | bedeutet Metaphysik, die auf 177
einer der erwähnten Täuschungen beruht.
Für diese Auffassung lassen sich viele Stellen bei Kant verwenden, und es scheint
oft, als wenn Kant solche Ansichten hege. Dieses Gebiet der Bedeutung der Idee ist
der eingehendsten Untersuchungen allein fähig; hier ist die Manifestation des Ideen-
haften im Konkreten und Bestimmten am direktesten aufzuzeigen. Es ist ein weites
Feld methodologischer Untersuchungen hier möglich, und man wird, wenn man von
Ideen hört, verlangen, daß ihre strukturbildende Kraft im Methodologischen nachge-
wiesen werde. Aber die Bedeutung der Kantischen Ideen ist hiermit nicht erschöpft.
3. Die objektive Bedeutung
Zwar können die Ideen auf keinen ihnen korrespondierenden Gegenstand, der sie er-
füllte, und der von ihnen bestimmt würde, bezogen werden, so lehrt der negative Teil
der Vernunftkritik. Aber die ideenhaften Kräfte und Gebilde können doch nicht einen
bloß methodologisch-technischen Charakter haben. Denn diese Ideen führen tatsäch-
lich unter Voraussetzung des Gegenstandes der Idee auf systematische Einheit, erwei-
tern jederzeit die Erfahrungskenntnis. Daher müssen die Ideen als »der Natur angemes-
sen« beurteilt werden: sie führen »direkt und nicht bloß als Handgriffe der Methode ihre
Empfehlung bei sich«1).647 »In der Tat ist auch nicht abzusehen, wie ein logisches Prinzip
der Vernunfteinheit der Regeln stattfinden könne, wenn nicht ein transzendentales vor-
ausgesetzt würde, durch welches eine solche systematische Einheit, als den Objekten selbst
anhängend a priori als notwendig angenommen wird. Denn mit welcher Befugnis kann
die Vernunft im logischen Gebrauche verlangen, die Mannigfaltigkeit der Kräfte, wel-
che uns die Natur zu erkennen gibt, als eine bloß versteckte Einheit zu behandeln, und
... aus irgendeiner Grundkraft... abzuleiten, wenn es ihr freistände zuzugeben, daß es
ebensowohl möglich sei, alle Kräfte wären ungleichartig, und die systematische Einheit
ihrer Ableitung der Natur nicht gemäß? denn alsdann würde sie gerade wider ihre Be-
stimmungverfahren, indem sie sich eine Idee zum Ziele setzte, die der Natureinrichtung
ganz | widerspräche ...«“).648 Wir müssen die systematische Einheit der Natur durchaus 178
als objektiv gültig und notwendig voraussetzen") ,649 Von einem Grundsatz der Vernunft
heißt es: »Wenn dieser seiner subjektiven Bedeutung nach, den größtmöglichen Ver-
standesgebrauch in der Erfahrung den Gegenständen derselben angemessen zu bestim-
men, bewährt werden kann, so ist er gerade ebensoviel, als ob er wie ein Axiom (welches
aus reiner Vernunft unmöglich ist) die Gegenstände an sich selbst a priori bestimmte«i ii * iv) .65°

i B. 689.
ii B. 678.
iü B. 679.
iv B. 544ff.
 
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