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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 6): Psychologie der Weltanschauungen — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69894#0536
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Stellenkommentar

1 Auf der Vakatseite vor der Titelseite findet sich in Jaspers’ Korrekturexemplar der ersten Auf-
lage die handschriftliche Notiz einer Gesprächssequenz zwischen Max Weber und Karl Jas-
pers: »Als Max Weber zum letzten Mal von uns ging, April 1920, sagte er in der Dämmerung
an der Haustür zu mir: >Ihr Buch verleitet zum Blättern, ich habe noch nicht alles gelesem
(Selbstverständlich!). >Es hat sich sehr gelohnt* (Wahrhaftig?). >Es hat sich sehr gelohnt. - Ich
danke Ihnen für das Buch, ich danke Ihnen.* Pause. >Ich wünsche Ihnen weitere Produktivi-
tät. - An anderer Stelle werde ich mich über das Buch noch äußern* (Vorher hatte er in ge-
meinsamem Gespräch von zwei Zitaten in seinen letzten Werken erzählt, in denen ich ge-
nannt würde, und warum).«
2 Während Jaspers zur zweiten, durchgesehenen Auflage von 1922 kein zusätzliches Vorwort
verfasst hat, war der dritten Auflage 1925 ein später nicht mehr abgedruckter Text vorange-
stellt:
Vorwort zur dritten Auflage
Die neue Auflage ist ein unveränderter Nachdruck der zweiten. Ich erlaube mir einige rein
persönliche Bemerkungen, warum eine Bearbeitung mißlich sein würde.
Entweder entstünde ein neues Buch. Damals, bei der Vergegenwärtigung der Weltanschau-
ungen als von Momenten oder Dimensionen in der einen wahren Weltanschauung, welche
das Ganze unbestimmt und nie explicite umfaßt, habe ich aus der Anschauung heraus zu for-
mulieren und ohne viel Bedenken mitzuteilen versucht. Was so im einzelnen zur Darstellung
kam, erscheint mir heute unverändert wahr, ich könnte es nicht besser, nur anders machen.
Da ich seit längerem methodisch beschäftigt bin, nach diesem ersten unmittelbaren Versuch
einer anschaulichen Orientierung nun den zweiten Schritt einer logisch bestimmten Erhel-
lung modernen Existenzbewußtseins zu wagen, erscheint ein Belassen des jugendlichen Un-
ternehmens in seiner ersten Gestalt natürlicher. Damals wurde in der ganzen Haltung des Bu-
ches, in der Weise der Analysen ohne Wissen und Willen ein geheimes Ideal ausgesprochen.
Dies erkenne ich durchaus als mir gegenwärtig an. Aber die in der Natur einer solchen Darstel-
lung begründeten Grenzen fordern, daß derselbe Gehalt in mehreren Formen erscheine. Ich
bemühe mich um eine neue Gestalt, und es wäre falsch, diese durch Umarbeiten eines Vor-
handenen zu gewinnen. Ich bin bei weiterer Arbeit nicht in der Gesinnung, aber im Wissen
und in der logischen Form ein anderer geworden und lasse meine frühere Leistung lieber
unberührt, in der Hoffnung, nach diesem Versuch einer psychologischen auch den einer
logisch-systematischen Klärung und Unterbauung philosophischer Existenz vorzulegen.
Oder es würde bei einer Bearbeitung das Buch geschädigt. Da es Mängel hat - im Aufbau,
in methodischen Bemerkungen, in historischen Exkursen, also in solchen Dingen, die bei
dem Ziel des Buches für unwesentliche zu halten sind -, würde ich bei einer Bearbeitung aus
gegenwärtiger Einsicht heraus diese Mängel korrigieren wollen. Es ließen sich schwache Sei-
ten oder Sätze streichen, es ließe sich manche Formulierung ändern, vor allem auch Fehlen-
 
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