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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 6): Psychologie der Weltanschauungen — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69894#0565
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472

Stellenkommentar

Identität« (120). Schopenhauer verwendet den Begriff »Identitätsphilosophie« verallgemei-
nernd für die Philosophie des Deutschen Idealismus. Diese gehe weder vom Subjekt noch
vom Objekt aus, sondern »von einem durch Vernunft-Anschauung erkennbares Absolutum,
welches weder Objekt noch Subjekt, sondern die Einerleiheit beider ist« (Die Welt als Wille
und Vorstellung. Erster Band, ZA 1, 55-56).
248 Vgl. A. Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung. Erster Band, ZA 1,65. Schopenhauer
zufolge ist die Welt nur als Vorstellung da, »d.h. durchweg nur in Beziehung auf ein Anderes,
das Vorstehende, welches er selbst [der Mensch] ist«. Für ihn gilt es als eine unumstößliche
Wahrheit, dass »[a]lles, was für die Erkenntnis da ist, also diese ganze Welt, nur Objekt in Be-
ziehung auf das Subjekt ist« (29). Das »Zerfallen« in Subjekt und Objekt stellt für ihn die we-
sentlichste Form der Vorstellung dar (55).
249 Als »Panlogismus« bezeichnete der Philosophiehistoriker Johann Eduard Erdmann 1853 das
Hegel’sche Systemdenken: »Sie [die Hegel’sche Lehre] statuiert nichts Wirkliches als nur die
Vernunft; dem Unvernünftigen vindiciert sie nur vorübergehende, sich selbst aufhebende
Existenz« (Geschichte der neueren Philosophie, Bd. III/2, Leipzig 1853, 853 (KJB Oldenburg: KJ
4984). Im Sinne des Panlogismus als All-Vernunft-Lehre gilt die Vernunft als das absolut Wirk-
liche, das sich in der Welt im Sinne einer Objektwerdung der Vernunft verwirklicht.
250 Ordo et connexio idearum idem est ac ordo et connexio rerum = »Die Ordnung und Verknüp-
fung der Ideen ist dieselbe wie die Ordnung und Verknüpfung der Dinge« (B. de Spi-
noza: Ethica V, prop. 1, dem.).
251 Die negative Theologie ist ein v.a. von Proklos (412-485) und Dionysius Areopagita (»Pseudo-
Dionysius«, 5-/6. Jh.) systematisch entwickeltes Verfahren, von allen positiven Bestimmungen
Gottes abzusehen und dessen Wesen ex negativo zu bestimmen. In Proklos’ Kommentar zu Pla-
tons Parmenides wird Platon als Begründer der negativen Theologie gehandelt, der das Erhabene
des Einen durch Negationen zeige (vgl. Proklos: Kommentar zu Platons Parmenides, lateinisch-
deutsch, übersetzt von R. Bartholomai, 2., neu bearbeitete Auflage, Sankt Augustin 2002,35,41-
43, 59) und die Unsagbarkeit des Höchsten hervorhebe (vgl. Platon: Timaios, 28c). Die negative
Theologie erwuchs v.a. aus einer Kritik an allen anthropomorphen und weltlichen Vorstellun-
gen von Gott. Jaspers beschreibt die negative Theologie in seinem Spätwerk Der philosophische
Glaube angesichts der Offenbarung [1962] folgendermaßen: »>Du sollst dir kein Bildnis und Gleich-
nis machen.< Das ist nicht nur biblische Forderung, Gott selbst in den Mund gelegt, sondern phi-
losophische, sachlich begreifliche Notwendigkeit. Die sogenannte negative Theologie, die Ein-
sicht in das Nichtwissenkönnen und Nichtwissendürfen ist die Bedingung und wird zur
Geburtsstätte, an der der Mensch, weil er den Gottesgedanken durch das >nicht< denkt, die Wirk-
lichkeit Gottes in seiner geschichtlichen Existenz ungreifbar erfahren kann« (KJGI/13,76).
252 Vgl. Stellenkommentar Nr. 129.
253 Augustinus: De trinitate V, c. 1,2. Die Textstelle lautet vollständig: »ut sic intelligamus Deum,
si possumus, quantum possumus, sine qualitate bonum, sine quantitate magnum, sine indi-
gentia creatorem, sine situ praesentem, sine habitu omnia continentem, sine loco ubique to-
tum, sine tempore sempiternum, sine ulla sui mutatione mutabilia facientem, nihilque pa-
tientem« (»So müssen wir uns, wenn wir es vermögen und so gut wir es vermögen, Gott
denken als ohne Eigenschaft gut, als groß ohne Größe, als Schöpfer ohne Bedürftigkeit, als
ohne Sitz vorsitzend, als alles zusammenhaltend ohne äußere Gestalt, als überall seiend ohne
örtliche Bestimmtheit, als immer dauernd ohne Zeit, als Schöpfer der wandelbaren Dinge
ohne Wandlung seiner selbst, als ein Wesen ohne Leiden« (Übersetzung aus: Des heiligen Kir-
 
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